14.7.2025,18 Uhr, Theater Rampe: 200 Jahre Karl Heinrich Ulrichs – Was können wir heute vom ‚ersten geouteten Urning der Weltgeschichte‘ lernen?
Veranstaltende: IG CSD Stuttgart e.V. und der AG Queere Erinnerungskultur – „Der-Liebe-wegen“ des Weissenburg e.V. Wann und wo?: 18 Uhr im Theater Rampe, Filderstraße 47, 70180 Stuttgart. Eintritt: frei.
Karl Heinrich Ulrichs würde dieses Jahr 200 Jahre alt werden. Der 1825 in Aurich geborene und 1895 in Italien verstorbene Jurist war einer der weltweit ersten Aktivisten für queere (Selbst-)Akzeptanz, Gleichstellung und Gleichberechtigung. In einer Zeit, als „Sodomie“ der Kirche als Sünde und „widernatürliche Unzucht“ dem Staat als Verbrechen galten, forderte er bereits 1867 auf dem deutschen Juristentag in München die Straflosigkeit homosexueller Handlungen. Obwohl er dort niedergeschrien wurde und seine Rede nicht beenden konnte, fand er den Mut, vor allen 500 Teilnehmenden zu sich zu stehen und sich als Mann, der Männer liebt, zu outen.

Ulrichs lebte von 1870 bis 1880 in Stuttgart in der Silberburgstraße. Hier verfasste er zuletzt die Schriftenreihe „Forschungen über das Rätsel der mannmännlichen Liebe”. Als es die Worte „schwul“, „homosexuell“ oder „queer“ alle noch gar nicht gab, erfand er eigene, fast vergessene positive (Selbst-)Bezeichnungen: „Urninge“ nannte er schwule Männer, „Urninden“ lesbische Frauen.
Auch heute, 150 Jahre nach seinem Coming Out und 130 Jahre nach seinem Tod, droht queeren Menschen wieder ein Klima von Hass, Hetze und Gewalt. CSD-Veranstaltungen werden gestört, Regenbogenflaggen verbrannt, queere Menschen immer noch beleidigt. Daher wollen wir uns den Fragen stellen:
Welche Bedeutung hat für uns Karl Heinrich Ulrichs heute?
Was schätzen wir an ihm?
Und: Was können wir uns bei ihm für die Herausforderungen heute abschauen?
Nach einem kurzen Einführungsvortrag zu „Nie wieder still! I am what i’am – 200 Jahre Karl Heinrich Ulrichs“ von Ralf Bogen vom Internetprojekt „Der-Liebe-wegen.org“ diskutieren:
Prof. Karen Nolte, Historikerin und Direktorin des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg, u. a. Leiterin des Forschungsprojekts: „Frauenliebende Frauen im deutschen Südwesten“
Kevin Junk, freier Autor und Schriftsteller aus Berlin – siehe u. a. sein Beitrag „Ich möchte ein Urning sein“, veröffentlicht in: „Invictus Unbesiegt – Karl Heinrich Ulrichs zum 200. Geburtstag“, Berlin 2025
Karl-Heinz Steinle, Historiker und Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Stuttgart, Mitarbeitender des Forschungsprojekts „LSBTTIQ in Baden-Württemberg. Lebenswelten, Repression und Verfolgung im Nationalsozialismus und in der Bundesrepublik Deutschland“
Moderation: Lars Lindauer (IG CSD Stuttgart e.V.)
Musikalische Einrahmung: die queeren (Ch)oralen Gesangsfreu(n)de

Am 120. Todestag Ulrichs, am 14. Juli 2015, wurde in Stuttgart der im Bezirk Süd liegende Dreiecksplatz an der Kreuzung von Lehen- und Filderstraße Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz benannt.
