Informationen zur öffentlichen Tagung „RELIGIÖS BEGRÜNDETE ABWERTUNGEN ALS NÄHRBODEN VON HETZE UND GEWALT GEGEN QUEERE MENSCHEN IN DER NS- UND NACHKRIEGSZEIT“ am 13. Juli 2024, 13.30 bis 17.30 Uhr, im Hotel Silber

Spezifische Formen menschlicher Vielfalt bezüglich sexueller Orientierung als „abnormal“ und „widernatürlich“ zu diffamieren und Frauen sowie transsexuelle und intergeschlechtliche Menschen als „minderwertig“ zu betrachten, war keine Erfindung der Nationalsozialisten. Diese konnten vielmehr an eine Jahrhunderte alte Geschichte religiös begründeter Abwertungen von homo-, transsexuellen und intergeschlechtlichen Menschen anknüpfen. Zu dieser Geschichte und zur Unterstützung queerfeindlichen Verhaltens während der NS- und Nachkriegszeit hat sich die katholische Kirche bundesweit 2023 und die evangelische Kirche in Württemberg 2019 bekannt und um Vergebung gebeten:

Vergebungserklärungen der christlichen Kirchen:

Vergebungserklärung der evangelischen Landeskirche in Württemberg vom 5.7.2019

Die Vergebungserklärung der katholischen Bischofskonferenz vom 27.1.2023

Hintergrundsinformationen zur Rolle von Bibel- und Korantexten

Im Namen des jüdisch-christlichen Gottes und islamischen Allah mussten gleichgeschlechtlich Liebende und transsexuelle sowie intergeschlechtliche Menschen Ausgrenzungen, Diskriminierungen und Gewalt erleben. Teilweise geschieht das bis heute wie zum Beispiel im überwiegend christlichen Uganda oder im überwiegend islamischen Iran.

Insbesondere die rund 600 Jahren vor unserer Zeitrechnung entstandenen fünf Bücher Mose spielten bei der gesellschaftlichen Verankerung von Vorurteilen über eine angebliche Widernatürlichkeit gleichgeschlechtlicher Liebe und Sexualität sowie über die angebliche Minderwertigkeit von Frauen, von intergeschlechtlichen und transsexuellen Menschen eine wichtige Rolle. In diesen ist beispielsweise folgende Aussage enthalten: “Wenn ein Mann bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Gräuel ist, und sollen beide des Todes sterben” (Drittes Buch Mose, in Leviticus 20,13).

Zu dieser und weiteren Aussagen schreibt Klaus Douglass: „Auch die Apartheid in Südafrika wurde – ebenso wie die Sklaverei – seinerzeit „biblisch“ begründet. (…) Heute zweifelt kaum ein Mensch mehr daran, wer sich hier versündigt hat und wer nicht. Ähnlich wird eines Tages das Urteil der Geschichte über den Umgang heterosexueller Christen mit Homosexuellen lauten.“ (Hier zitiert nach: Sibylle Biermann-Rau: „Pfarrerin mit Frau – Eine (un)mögliche Geschichte“, Kapitel „Begegnung und/oder Bibelarbeit?“, Berlin 2023, S. 42ff)

Die Evangelische Kirche in Deutschland hat sich in den letzten Jahren von früherer Ausgrenzung distanziert und sich nach oft heftigen inneren Debatten für LGBTIQA-Menschen geöffnet – in der Gemeinde wie im Pfarrer:innenhaus. Teile der Katholischen Kirche, der orthodoxen Kirchen, evangelikale Gruppen und die meisten islamischen Organisationen in Deutschland lehnen dagegen gelebte Homosexualität und geschlechtliche Vielfalt noch immer ab. Dennoch gibt es auch hier Menschen, die mutig ihre Stimme für Respekt, Gleichberechtigung und Anerkennung von Vielfalt erheben. Auch in jüdischen Gemeinden gibt es bis heute noch sehr kontroverse Haltungen gegenüber LSBTIQA-Menschen. Beim Islam ist heute kaum bekannt, dass dieser in vorkolonialer Zeit wesentlich freundlicher gegenüber sexueller und geschlechtlicher Vielfalt als das Christentum war.

Dass wir heute mit Thora-, Bibel- und Korantexten anders und zwar queerfreundlich umgehen können, zeigen folgende Buchtipps, Youtube-Filme und Weblinks:

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