* 6.2.1911 Aalen / Neuler

† 17.2.1944 im KZ Natzweiler

Johannes, auch Hans Kolb wurde am 6. Februar 1911 in Neuler bei Aalen in Württemberg geboren und katholisch getauft. Der Ledige wohnte später unweit entfernt in Ellwangen in der Hafnergasse 9 und arbeitete als Schuhmacher.

Etwa im November 1938 kam der 27-jährige nicht Vorbestrafte in Untersuchungshaft. Er sollte nie mehr freikommen. Am 12. Januar 1939 verurteilte ihn das Landgericht Ellwangen wegen „Sittlichkeitsverbrechens“ nach § 175 zu drastischen 4 Jahren Gefängnis, abzüglich von 2 Monaten Untersuchungshaft. Seine Strafe verbüßte er u.a. im Gefängnis in Ulm und von dort transportierte man ihn am 12. Juli 1939 zur Schwerstarbeit in das Strafgefangenenlager Rodgau, Lager I in Dieburg in Hessen. Dort beschrieb man ihn wie folgt: 1,68 m groß, mittelkräftige Gestalt, rasiert, braune Augen und dunkles Haar. Zu seinem Strafende am 13. November 1942 entließ man ihn nicht in die Freiheit, sondern überführte ihn nach Mannheim.

Bereits am 30. Dezember 1942 transportierte man ihn in das KZ Natzweiler im Elsass in Frankreich, wo er die Häftlingsnummer 1.985 erhielt und als „Berufsverbrecher“ in die Kategorie „§ 175“ eingestuft wurde. Dort verstarb Johannes Kolb am 17. Februar 1944 im Alter von 33 Jahren angeblich an einer Erkrankung der Atemwege und dadurch bewirkte Herzschwäche. Tatsächlich dürfte sein Tod aber auf die Strapazen der jahrelangen Haft und Zwangsarbeit und die chronische Unterversorgung im KZ zurückzuführen sein.

(Quellen: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Bestand G 30 Rodgau, Rodgau-Karteikarten. Ich danke Prof. Rüdiger Lautmann, Berlin, der im ITS in Bad Arolsen forschte, für zusätzliche Informationen. Ich danke Jean-Luc Schwab für zusätzliche Informationen über das KZ Natzweiler.)

© Text und Recherche: Rainer Hoffschildt


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Drei Dokumente zu Hans Kolb (Staatsarchiv Ludwigsburg, E 343 Bü 13 0020, 0022, 0023):
Karteikarte des Gefangenenlager Rodgau, Schreiben der Staatlichen Kriminalpolizeileitstelle Stuttgart zur vorbeugenden Verbrechensbekämpfung und Schreiben an die Staatsanwaltschaft Ellwangen.
Im Schreiben der Staatlichen Kriminalpolizei – Kriminalpolizeileitstelle Stuttgart vom 29. Oktober 1942 an das Landgericht Ellwangen fordert die Polizei unter dem Betreff „Vorbeugende Verbrechensbekämpfung durch die Polizei“ „für kurze Überlassung dieser Akten zur Einsichtsnahme“ an. Daher ist zu vermuten, dass die Stuttgarter Polizeidienststelle Kolb in das KZ Natzweiler eingewiesen hat (Staatsarchiv Ludwigsburg, E 343_Bü 13_0022, Anm. Biggel / Bogen).


pin3d428b  Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Ellwangen, Hafnergasse 9


Täterorte in Baden-Württemberg:
Kriminalpolizeileitstelle Stuttgart
Landgericht Ellwangen
Haftanstalten Ulm und Mannheim
Staatsanwaltschaft Ellwangen

Weitere Täterorte:
Strafgefangenenlager Rodgau
KZ Natzweiler