* 14.9.1896 Koblenz

† 2.1.1942 KZ Neuengamme

Rudolf Albert Herbert Nicolai wurde am 14. September 1896 in Koblenz geboren. Er war als Kaufmann und später als Kellner tätig. Außerdem war er aktiver Nazi und brachte es in der SA bis zum Sturmhauptführer. Der Staatsgewaltschaft fiel er bereits 1932 auf. (1) Da hatte er Plakattafeln und Fußsteige in politischem Zusammenhang mit weißer Farbe beschmiert, also eine Sachbeschädigung zusammen mit einem Mitangeklagten begangen. Die Strafe fiel allerdings unter eine Amnestie vom 20.12.1932. Er wohnte 1936 in Darmstadt in der Liebigstraße 4.

Im September 1936 kam er 39-jährig in Darmstadt in Untersuchungshaft und am 15. Februar 1937 wurde er von der Großen Strafkammer des Landgerichts Darmstadt wegen „widernatürlicher Unzucht, Unzucht mit Männern nach §§ 175 alter und neuer Fassung“ zu 4 Jahren Gefängnis verurteilt abzüglich der Untersuchungshaft. (2) Er hatte zu zahlreichen Männern sexuelle Kontakte gehabt. Er wurde auch in einer Akte des verurteilten „Strichjungens“ Wilhelm J. erwähnt (3), mit dem er sexuelle Kontakte auf dem Exerzierplatz in Darmstadt gehabt hatte. Aus Darmstadt kam er 1937 zunächst in das Gefängnis Zweibrücken, dann 1938 über das Gefängnis Mannheim in das Gefängnis Freiburg im Breisgau, dann 1939 in das Gefängnis Bruchsal und schließlich transportierte man ihn am 2. Oktober 1939 in das Strafgefangenenlager Rodgau, Lager II, Rollwald in Ober-Roden. Dort entließ man ihn zum rechnerischen Strafende am 15. November 1940 nicht in die Freiheit, sondern transportierte ihn am 18. November in das Polizeigefängnis in Darmstadt. Die Kriminalpolizei Darmstadt ordnete die polizeiliche Vorbeugungshaft an.

Bereits am 19. November 1940 befand sich der nun 44-Jährige als Rosa-Winkel-Häftling und „Berufsverbrecher“ auf einem Transport aus dem KZ Sachsenhausen, wo er die Nummer 33.809 BV 175 erhalten hatte, zum KZ Neuengamme. (4) Dort erhielt er die Nummer 3.327. Er starb im Hauptlager des KZ Neuengamme am 2. Januar 1942 im Alter von 45 Jahren. (5) Eine Todesursache ist nicht bekannt; sie dürfte aber in den Strapazen der jahrelangen Haft und Zwangsarbeit und in der Unterversorgung in den Lagern zu finden sein.

(1) Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Amtsgericht Darmstadt G 28 Darmstadt, Verfahren in Strafsachen, Sachbeschädigung (HADIS).
(2) Für Informationen zum Urteil und zur Gefängnishaft bedanke ich mich bei Harald Switalla, Pfungstadt, der die Strafgefangenenakte im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt G 27 – 3042 eingesehen hat. Für Informationen aus dem Gefangenenbuch Darmstadt im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt, Darmstadt 1936, G 30 Darmstadt Nr. 3321, bedanke ich mich bei Christian-Alexander Wäldner, Weetzen.
(3) Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, G 27 DA 3040. Ich danke Markus Jöckel und Peter Friedl, Darmstadt, für diese Information.
(4) Russisches Staatliches Militärarchiv in Moskau, 1367/1/196, Bl. 425, 437. Kopie im Archiv der Gedenkstätte Sachsenhausen D 1 A/1196, Bl. 425, 437.
(5) DVD der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Die Toten Konzentrationslager Neuengamme (Stand 2004).

© Text und Recherche: Rainer Hoffschildt


pin3d428b  Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Freiburg, allgemein


Täterorte in Baden-Württemberg:
Gefängnis Mannheim
Gefängnis Freiburg
Gefängnis Bruchsal

Weitere Täterorte:
Landgericht Darmstadt
Gefängnis Zweibrücken
Strafgefangenenlager Rodgau
Polizeigefängnis Darmstadt
KZ-einweisende Dienststelle: Kriminalpolizei Darmstadt
KZ Sachsenhausen
KZ Neuengamme