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Ein Rückblick auf die öffentliche Fachtagung zur vielfältigen LSBTTIQ[1]-Geschichte „Zukunft braucht Erinnerung“ am 5.10.2019 im Stuttgarter Lern- und Erinnerungsort Hotel Silber
Mehr als 50 Interessierte an der vielfältigen Geschichte sexueller und geschlechtlicher Minderheiten kamen am 5. Oktober 2019 in das Gebäude der ehemaligen Gestapozentrale von Württemberg und Hohenzollern „Hotel Silber“, um die Ergebnisse aktueller Arbeiten kennenzulernen, zu diskutieren und um sich über zukünftige Richtungen von historischer Forschung und Vermittlung auszutauschen. Eingeladen hatten der Fachverband Homosexualität und Geschichte sowie die Initiative Lern– und Gedenkort Hotel Silber und ihre AG Vielfalt. Der Fachverband war mit mehreren Historiker*innen sowie Geschichtsaktivist*innen aus verschiedenen Städten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz vertreten. Unterstützt wurde die Tagung durch die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, das Haus der Geschichte Baden-Württemberg und nicht zuletzt durch das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg.
Prof. Dr. Paula Lutum-Lenger, Direktorin des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg und Ralf Bogen, Mitarbeiter der AG Dauerausstellung für die Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber, führten Tagungsteilnehmende am Vortag durch die Dauerausstellung des neuen Lern- und Erinnerungsortes zum Thema „Die Polizei im Hotel Silber und die Bekämpfung von Homosexualität“.[2]
In der Begrüßung von Ralf Bogen (Stuttgart, Vorstand der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber) und Karl-Heinz Steinle (Berlin, Vorstand des Fachverbands Homosexualität und Geschichte) im Namen der Veranstaltenden wurde an die Geschichte des Hauses Hotel Silber erinnert, in der die ehemalige Gestapozentrale von Württemberg und Hohenzollern und nach 1945 die städtische Kriminalpolizei ihren Sitz hatte. Es sei kein Zufall gewesen, dass sich vier LSBTTIQ-Vereine (IG CSD Stuttgart, KC Stuttgart, LSVD Baden-Württemberg und Weissenburg) als Mitglied in der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber erfolgreich am Kampf um den Erhalt des Gebäudes als Lern- und Erinnerungsort beteiligt hätten.[3] Bis dahin habe es in Baden-Württemberg keinen Ort gegeben, an dem angemessen über das NS- und Nachkriegs-Unrecht an LSBTTIQ-Menschen erinnert werde. Die Tagung passe gut zum Ziel des neuen Lern- und Erinnerungsortes, „diesen Ort des Terrors in einen Ort des Bekenntnisses zu demokratischen Grundrechten und zu gelebter Akzeptanz menschlicher Vielfalt zu wandeln“ (aus der Präambel zu den Hotel Silber Verträgen).
Im Anschluss wurde der Fachverband Homosexualität und Geschichte vorgestellt. Seit 1992 fördere dieser u. a. durch jährlich stattfindende Fachtagungen wie diese den Erfahrungsaustausch seiner Mitglieder und aller an LSBTTIQ-Geschichte Interessierten.[4] Nach einer Danksagung an einer Reihe von Organisationen und Menschen, die die Tagung möglich gemacht haben[5], moderierte Steinle vormittags die Vorstellung der ersten drei Vortragenden inklusiv der jeweils anschließenden Diskussionen.
Dr. des. Sabrina Mittermeier (Augsburg) erklärte in ihrem Vortrag „LSBTTIQ Public History in der Bundesrepublik Deutschland und den USA, 1969-2016“ zunächst den von ihr verwendeten Begriff „Public History“ mit einer Definition von Martin Lücke und Irmgard Zindorf (2018): „Public History wird sowohl als jede Form der öffentlichen Geschichtsdarstellung verstanden, die sich an eine breite, nicht geschichtswissenschaftliche Öffentlichkeit richtet, als auch als eine Teildisziplin der Geschichtswissenschaft, die sich der Erforschung von Geschichtspräsentationen widmet.“ Sie warf die brisante Frage auf, wer bestimme, an wen, was, wie erinnert werde. LSBTTIQ-Geschichte habe in Deutschland nach wie vor fast nirgendwo Einzug in Schul- und Universitätslehrpläne gehalten. Das außeruniversitäre und unbezahlte Archivieren und Sammeln durch Geschichtsaktivist*Innen sei daher auch heute noch eine wichtige Form des Aktivismus der LSBTTIQ-Emanzipationsbewegung. Ihr geplantes, jedoch noch nicht finanziertes Projekt solle Einrichtungen analysieren, die es sich zum Ziel gesetzt hätten, LSBTTIQ Geschichte in die Öffentlichkeit zu tragen. Für die USA gehörten hierzu die ONE National Gay and Lesbian Archives (Los Angeles), das Stonewall National Museum and Archives (Fort Lauderdale), das GLTB Museum and Historical Society (San Francisco), das Lesbian Herstory Archives (New York) und verschiedene AIDS-Memorial‘s (Key West, New Orleans und weitere). Für die BRD nannte sie u. a. das Schwule Museum* (Berlin), der Spinnboden – Lesbisches Archiv und Bibliothek e.V. (Berlin), das Forum Homosexualität e.V. (München), das Centrum Schwule Geschichte (Köln) oder das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen (Berlin).
In der Diskussion ging es um verschiedene Fragestellungen, z. B. wie das Projekt berücksichtigen wird, dass sich Dokumente zu lesbischen Frauen in Frauenarchiven wiederfinden und dass es große Unterschiede gibt zwischen der Forschung und Vermittlung der Geschichte von weißen schwulen CIS[6]-Männern im Verhältnis zu anderen Gruppen der LSBTTIQ-Community. Ebenso thematisierten Diskussionsbeiträge das Verhältnis von akademisch-institutionalisierten Forschungen und (Geschichts-)Projekten zu Forschungen und Erinnerungsprojekten der LSBTTIQ-Emanzipationsbewegung. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der Situation in den USA und in Deutschland sollen im Projekt genauer untersucht werden. Eine wichtige Gemeinsamkeit sei laut Mittermeier heute, dass sich in beiden Ländern LSBTTIQ-Geschichtsaktivist*innen mit Rollback-Kräften konfrontiert sehen, in den USA mit Trump und in Deutschland mit der AfD.
Im zweiten Vortrag referierte Janka Kluge zur Geschichte der Emanzipationsbewegung transsexueller Menschen unter dem Titel „Von der Sichtbarkeit zur Unsichtbarkeit und wieder zurück“. Die Bewegung habe mit dem Inkrafttreten des Transsexuellengesetzes 1981 aus damaliger Sicht ein wichtiges Ziel erreicht. Nun seien für transsexuelle Menschen eine Namensänderung und eine geschlechtsanpassende Operation möglich gewesen. Dies habe „von der Sichtbarkeit zur Unsichtbarkeit“ geführt, da sich transsexuelle Menschen in den Folgejahren aus der politischen Öffentlichkeitsarbeit für transsexuelle Anliegen für mehrere Jahre weitgehend zurückgezogen hätten. Über drei Jahrzehnte später habe das Bundesverfassungsgericht auf Klagen von einzelnen Betroffenen das Transsexuellengesetz in mindestens 10 Punkten als rechtswidrig eingestuft. Insbesondere die nach wie vor erforderliche Zwangsbegutachtungen für Namensänderungen und geschlechtsanpassende Operationen hätten dazu geführt, dass in den letzten Jahren mehrere transsexuelle Menschen wieder „aus der Unsichtbarkeit zur Sichtbarkeit“ hervorgetreten seien und sich verstärkt für ihre Anliegen in der Öffentlichkeit engagieren würden. In Stuttgart sei es in diesem Jahr zum ersten Trans*Pride mit über 400 Teilnehmenden gekommen. Auf Bundesebene hätten sich 40 verschiedene Trans*Gruppen zum Bundesverband Trans* zusammengeschlossen, der die Kampagne gestartet habe „Sagt es laut! – Selbstbestimmung! TSG (Transsexuellengesetz) abschaffen!“ (www.bundesverband-trans.de/sagt-es-laut/). Ein wichtiges Thema der weltweiten Trans*Bewegung sei die Psychopathologisierung sowie Hass, Gewalt und Ermordung von Trans*Menschen. Die meisten Morde seien in den USA zu verzeichnen und zwar an schwarzen Frauen aus armen Verhältnissen, die um überleben zu können oftmals der Prostitution nachgingen.
In der Diskussion wurden die Fragen nach der Bedeutung der Begriffe von Transsexualität in Abgrenzung von Transgender für die Emanzipationsbewegung geschlechtlicher Minderheiten und nach dem Verhältnis lesbischer Einrichtungen zu transsexuellen Frauen gestellt. Radikalfeministinnen würden nach wie vor transsexuelle Frauen nicht als Frauen anerkennen. In vergangenen Jahren habe das Frauenkulturzentrum und Café Sarah in Stuttgart transsexuellen Frauen keinen Eintritt in ihre Räume gewährt. Zu den Morden an Trans*Menschen wurde angemerkt, dass es Morde an Transmänner durch CIS-Frauen so gut wie keine gäbe, dass bei diesen Geschlecht, Hautfarbe sowie prekäre ökonomische Verhältnisse eine zentrale Rolle spielten.
Ilona Scheidle (Mannheim) berichtete in ihrem Vortrag „Bekämpftes / umkämpftes Gedenken – eine Geschichte zur ‚Lesbengedenkkugel‘ in der Mahn- und Gedenkstätte Frauenkonzentrationslager Ravensbrück“ wie autonome Frauengruppen zum 70. Jahrestag der Befreiung in Ravensbrück in einer von der Gedenkstättenleitung nicht genehmigten Aktion eine Gedenkkugel mit folgender Inschrift niederlegten: “In Gedenken an die lesbischen Frauen und Mädchen im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück und Uckermark, die als Widerständige, Ver-rückte, „Asoziale“ und aus anderen Gründen verfolgt und ermordet wurden.“ Die Leitung der Gedenkstätte ließ die Gedenkkugel wieder entfernen. Seitdem gibt es eine Auseinandersetzung um das Gedenken an die lesbischen Frauen in der dortigen KZ-Gedenkstätte. Scheidle führte aus, dass sie bei den „W-Fragen: Wer, was, wann, wie, warum“ beim „warum“ „hängen geblieben“ sei mit der Konsequenz, dass sie nicht konkreter auf den Streit und auf neue Entwicklungen in der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück eingegangen ist. Sie hält den Androzentrismus, welcher Männer als Zentrum, Maßstab und Norm in allen gesellschaftlichen Bereichen versteht, für den zentralen Grund, warum in der Gedenkstätte bislang an lesbische Frauen nicht als Opfer erinnert wird. Für die Marginalisierung von Lesbengeschichte führte sie weitere Beispiele an, u. a. die Förderung von „100 Jahre Homosexuellengeschichte“, ein Projekt, bei dem später „100 Jahre Schwulengeschichte“ herausgekommen sei. Gedenkpolitik und Geschichtswissenschaft seien von patriarchalischen Strukturen geprägt, so dass lesbische Frauen im Unterschied zu schwulen Männern einer doppelte Diskriminierung ausgesetzt seien: als Lesben und als Frauen. Als ein positives „Gegen“-Beispiel stellte sie den ersten Gedenkort für eine im Nationalsozialismus verfolgte lesbisch lebende Frau vor, den Hilde Radusch GEDENK-Ort in Berlin.
In der Diskussion wurde nach den konkreten Akteur*innen der Verhinderung der Gedenkkugel in Ravensbrück gefragt. Weitere Diskussionsbeiträge hoben hervor, dass die Unterschiede des Umgangs des NS-Staates zwischen homosexuellen Frauen und Männern nicht nivelliert werden und lesbische NS-Opfer durch biographische Forschung ein Gesicht und einen Namen erhalten sollten. Der Vorwurf des Lesbisch-Seins sollte für biographische Forschung ausreichen. Zwischen lesbischen und schwulen NS-Opfern solle keine Konkurrenz „aufgemacht“ werden. Schwule Männer sollten Verständnis haben für die Empörung lesbischer Frauen, wenn diese mit ihren Anliegen in der Erinnerungsarbeit und bei der Forschungsförderung übergangen würden. Bei verschiedenen Projekten und in manchen Regionen wie z. B. in Rheinland-Pfalz gelänge zunehmend ein solidarischer schwul-lesbischer Austausch und gegenseitige Unterstützung.
Nach der Mittagspause begrüßte Angela Jäger (Mannheim) für das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg die Gäste. Das Netzwerk unterstütze diese Fachtagung und möchte von der Geschichtsarbeit zugleich profitieren, indem – so Jäger – „Ihr uns unsere Geschichte gebt“. Das Netzwerk begrüße es, dass das Land Baden-Württemberg an der Universität Stuttgart die Erforschung der Verfolgungsgeschichte homosexueller Männer in den letzten Jahren fördere und es setze sich darüber hinaus für eine bessere Finanzierung der Forschung zu lesbischen und bisexuellen Frauen sowie transsexuellen Menschen ein. Jäger moderierte die weiteren Vorträge und Diskussionen.
Der Vortrag „Die Homophilenbewegung im deutschen Südwesten als Akteur der Anerkennung“ von Dr. Julia Noah Munier (München) bezog sich überwiegend auf die Adenauer-Ära (1949 bis 1963). Trotz und aufgrund der Verfolgung nach §175 StGB bildeten sich im Verborgenen homosexuelle Freundeskreise und eine international vernetzte homophile Bewegung, die erfolgreich zur Liberalisierung des §175 beigetragen hätten. Dabei hätten die beteiligten Männer auch herrschenden Vorstellungen wie die Ablehnung der Promiskuität und der Prostitution vertreten, wenn beispielsweise „MM aus Stuttgart“ in der Züricher Zeitschrift „Der Kreis“ 1952 geschrieben habe: „Es ist nicht wahr, daß der Homosexuelle notwendig das Opfer der Justiz werden müsste. Er wird es immer wieder, weil er eine inhumane Form der Beziehung pflegt. Weil er auf die Straße geht, sich mit Prostituierten abgibt, weil er überhaupt nicht nach den sittlichen Qualitäten eines Menschen fragt, sondern nur dessen Leib will.“
Munier arbeitete die Bedeutung der Gemeinschaft für die eigene Anerkennung als homophiler Mensch heraus. Sie hob Erinnerungen an Tanzveranstaltungen in Stuttgart und Freiburg sowie an die Feste des Züricher „Der Kreis“ mit zeitweise über 600 Personen als etwas „Ersehntes und Außergewöhnliches“ hervor. Sie erwähnte verschiedene Einzelpersonen und Gruppen in Baden-Württemberg, die sowohl gemeinsame Freizeitaktivitäten organisierten als auch vorsichtige politische Aktivitäten zur Entkriminalisierung der Homosexualität entwickelten. Beispielhaft seien hier genannt: Toni Simon, der/die ab 1950 eine Eingabe zur Abschaffung des § 175 StGB an Bundesjustizminister Dehler initiierte; der Autor Harry Wilde, der in seinem Buch „Das Schicksal der Verfemten“ 1969 an den Gesetzgeber appellierte, „jeder Diskriminierung von Minderheiten ein Ende zu setzen und damit einem neuen Verständnis des »homosexuellen« Nächsten den Weg zu ebnen.“ Die Finanzierung des Versands des Buches an alle Abgeordneten des Deutschen Bundestags wurde von der Reutlinger Kameradschaft „Die Runde“ unterstützt. Für das erhaltene Exemplar bedankte sich Bundesjustizminister Heinemann persönlich beim Tübinger Verleger.
In der Diskussion wurde hervorgehoben, dass wir auch im Südwesten stolz sein können auf mehrere Einzelpersonen und Gruppen, die sich erfolgreich am Kampf zur 1969 erzielten Reform des §175 StGB beteiligt hatten. Mit Bezugnahme auf Menschenrechte und Minderheitenrechte ist ihnen eine überzeugende und nachhaltige Argumentation für die Anerkennung homosexueller Menschen gelungen. Weitere Forschungen bei damals beteiligten Personen wären wünschenswert, wie z. B. zu Ernst-Walter Hanack (damals Heidelberg) und in den Nachlässen der Stuttgarter FDP-Rechtspolitikerin Emmy Diemer-Nicolaus oder des Tübinger Strafrechtsprofessors Jürgen Baumann.
Die Historikerin Cynthia Sadler (Mannheim) zeigte in ihrem Vortrag „Eine Annäherung an Formen weiblichen gleichgeschlechtlichen Begehrens: Paris – Wien im 18. Jahrhundert“ anhand von zwei Beispielen auf, dass einzelnen Frauen liebenden Frauen trotz Jahrtausend alter patriarchalischer Strukturen und Gewohnheiten schon damals eine eigene Sexualität möglich war.
Zunächst befasste sich Sadler mit Briefen einer Hochadligen an ihre Schwägerin. Darin habe es sowohl die zeitüblich romantischen, als auch sexualisierte „Briefküsse“ gegeben wie z. B.: „Ich küsse dein ertzenglisches Arscherl“ „Ich küsse Ihren verehrungswürdigen Arsch in meinem Anbieten“.
Als zweites Beispiel ging sie auf die in Paris offen homosexuell lebende Schauspielerin Françoise Marie Antoinette Saucerotte (1756-1815) ein. Die erstmals 1784 erschienene Schmähschrift „Apologie de la secte Anandryne“ habe vorgeblich den Abdruck einer von Saucerotte gehaltenen Rede über einen lesbisch-erotischen Geheimbund dargestellt. Ausgeführt werde darin, dass das wahre Glück die Liebe zwischen Frauen sei. Masturbation werde als etwas Gutes bezeichnet. Bemerkenswerterweise werde Frauen liebenden Frauen in dieser Schmähschrift bei den geschilderten Orgien eine eigene natürliche Lust und Sexualität zugeschrieben. Jedoch würden weibliche, gleichgeschlechtliche Vergnügungen letztlich dann doch nur als Vorgeschmack dargestellt, um Frauen auf das angeblich größere Vergnügen der heterosexuellen Penetration vorzubereiten. Es zeige sich hier der bis heute immer noch tradierte Diskurs, dass Sex zwischen Frauen kein „richtiger Sex“ sei. Lesbischer Sex werde als erotisches Moment für den Mann dargestellt, was auch in der heutigen Massenpornographie des Internets ein gängiges Schema sei.
In der Diskussion wurde auf die Problematik der Benennung von Frauenfreundschaften als lesbisch eingegangen. Zum einen habe es im 18. Jahrhundert den Begriff „lesbisch“ als Identität noch gar nicht gegeben. Zum anderen gebe es auch im 20. Jahrhundert noch viele Frauen, die sich selbst nicht als lesbisch bezeichneten, was ein Problem für die heutige Geschichtsschreibung darstelle. Es wurde auf die Besonderheit des österreichischen Strafrechts eingegangen, welches bis 1971 geschlechtsneutral gewesen sei. Trotzdem sei die Verfolgungsintensität bei gleichgeschlechtlichen Handlungen von Frauen in Österreich wesentlich geringer gewesen als die bei Männern.
Artur Reinhard (Tübingen) zeigte in seinem Vortrag „Der Fall eines Tübinger Studenten, der in den 1950er Jahren wegen zwei §175-StGB-Verstößen von der Universität verwiesen wurde“ an einem konkreten Beispiel der Nachkriegszeit die verhängnisvolle Rolle der Universität Tübingen auf.
Unabhängig von der Justiz waren akademische Strafen bei Verstößen gegen die akademische Ordnung möglich, welche vom einfachen Verweis bis zur Wegweisung von der Universität reichten (zeitlich begrenzt oder für immer; ggf. mit Ausschluss vom Hochschulstudium in Deutschland generell bei nicht näher definierten „ehrlosen Handlungen“).
Im Beispiel ging es um einen Mann, der nach mehrmaligen Versuchen, heterosexuell zu leben, körperliche Beschwerden entwickelt und sich nach Krankenhausaufenthalten in psychotherapeutische Behandlung in Tübingen begeben habe. Die homosexuelle Veranlagung treibe ihn unweigerlich dem Suizid zu, so ein ihn behandelnder Arzt. Trotzdem habe der Ende 20-Jährige das Studium der Volkswirtschaft beginnen können. Obwohl er den Eindruck gehabt habe, dass infolge der Psychotherapie seine homosexuellen Neigungen beseitigt seien, sei es erneut zu homosexuellen Handlungen gekommen. Diese hätten zu zwei Verurteilungen geführt, letztere zu einer zweimonatigen Gefängnisstrafe.
Das Amtsgericht habe die Universität Tübingen informiert und der Universitätsrat habe die Strafakten mit einem 38-seitigen psychotherapeutischen Bericht erhalten. Ohne den Studenten anzuhören, werde in der Beschlussvorlage ausgeführt: die strafbaren Handlungen „sind zweifellos ein sehr schwerer Verstoß gegen die akademische Sitte. Eine disziplinarische Ahndung ist erforderlich. Die Strafmilderungsgründe sind gering, die Strafschärfungsgründe überwiegen.“ Es sei die Wegweisung von der Universität, ggf. beschränkt auf ein Jahr, empfohlen worden. Der Rektor habe den Studenten sofort einstweilig von der Universität ausgeschlossen.
In der Diskussion wurde betont, dass während der NS-Diktatur mehrere Universitäten die Aberkennung von Titeln als akademische Strafe bei homosexuellen Fällen angewandt hätten. Entsprechend den nach 1945 weitergeltenden NS-Verfahrensregeln seien Strafverfahrensinformationen von der Justiz direkt an den Arbeitgeber bzw. an die Universität weitergeleitet worden. Bis 1970 seien zur Universität Tübingen sieben §175-Fälle gegen Studierende bekannt, fünf Fälle hätten sich hier zwischen 1949 und 1962 ereignet.
Bei der Abschlussdiskussion „Erfolge – Defizite – Perspektiven in der Aufarbeitung und Darstellung der vielfältigen LSBTTIQ-Geschichte. Resümee und Erfahrungsaustausch aller Tagungsteilnehmenden“ ging es vorrangig um die Problematik eines angemessenen Umgangs mit den heutigen Begriffen LSBTTIQ bei der Geschichtsforschung und um das Verhältnis der Bewegungsforschung zur institutionalisierten Forschung sowie um ihre schulische sowie außerschulische Vermittlung.
Die große heteronormative Erzählung mit Regenbogenfarben zu „bequeeren“ erfordere, dass die Wissensbestände sowie die Ergebnisse historischer Forschung von Bewegungsaktivist*innen ohne hierarchisches Gefälle in universitäre Forschung einflößen. Zu Anfang des Stuttgarter Universitätsprojektes zur LSBTTIQ-Geschichte[7] habe es eine besondere Situation gegeben. Es sei der Eindruck entstanden, dass die Universität durchaus Interesse an der bisher geleisteten historischen Forschung und an einer Zusammenarbeit habe. Die Kommunikation sei jedoch abgebrochen und es bestehe keine angemessene Transparenz über die weitere Entwicklung des Universitätsprojekts. Insbesondere sei unklar, wie die institutionalisierte Forschung den Anspruch realisieren möchte, neben schwuler auch die Geschichte lesbischer und bisexueller Frauen und geschlechtlicher Minderheiten aufzuarbeiten. Die Bekämpfung der Homosexualität und der Abtreibung sei aus Täterperspektive in der NS-Zeit ein Verfolgungsbereich gewesen, was eine gemeinsame Aufarbeitung nahelege. Die wegen Abtreibung ins KZ verbrachten Frauen seien bislang nicht rehabilitiert worden. Es wurde die Frage gestellt, ob und wo es eine gemeinsame Aufarbeitung gebe und falls dies noch nicht der Fall sei, wie diese gegebenenfalls entwickelt werden könne.
Es wurde von verschiedenen außeruniversitären Projekten der Vermittlung von LSBTTIQ-Geschichte berichtet, wie z. B. das Internetprojekt „Der Liebe wegen“ (www.der-liebe-wegen.org), das aktuell ergänzt werde durch das Projekt „Der Liebe Wege“ (www.derliebewege.de); die Wanderausstellung „Sie machen Geschichte – lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, queere Menschen in Baden-Württemberg“; das Projekt des Stadtarchivs Tübingen „Queer durch Tübingen – LSBTTIQ in Tübingen und Region vom Mittelalter bis heute“, das 2021 in einer Ausstellung im Stadtmuseum mit großem Katalog münden werde. Es sollten weitere Möglichkeiten der Finanzierung im lokalen Bereich gefunden und realisiert werden.
LSBTTIQ-Geschichte sei bislang eine wenig konkret-verbindliche Leitperspektive im Bildungsplan für Baden-Württemberg. In den Schulen gebe es neue Fragestellungen, beispielsweise nach dem Umgang mit Trans-Kindern. Die LSBTTIQ-Emanzipation erfordere weitere Aktivitäten bis die Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in den Schulen eine Selbstverständlichkeit sei, wobei die Geschichtsarbeit eine nach wie vor wichtige Rolle spiele.
Ralf Bogen (AG Vielfalt der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber)
und Eckhard Prinz (lesbisch-schwule Geschichtswerkstatt Rhein-Neckar)
Die AG Vielfalt der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber sowie die lesbisch-schwule Geschichtswerkstatt Rhein-Neckar sind Mitglied im überparteilichen und weltanschaulich nicht gebundenen Zusammenschluss von lesbischen-schwulen-bisexuellen-transsexuellen-transgender-intersexuellen und queeren Gruppen, Vereinen und Initiativen, dem Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg
(www.netzwerk-lsbttiq.net).
[1] LSBTTIQ steht für lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle und queere Menschen.
[2] Alle hier verwendeten Fotos wurden uns von Dietmar Wagner zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt, wofür sich die Autoren herzlich bei ihm bedanken.
[3] Weitere Informationen zur Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber siehe www.hotel-silber.de, zum Erinnerungsort Hotel Silber siehe www.geschichtsort-hotel-silber.de sowie zur §175-Verfolgung ausgehend vom „Hotel Silber“ siehe www.der-liebe-wegen.org. Erstmals wird in Baden-Württemberg in einem Erinnerungsort in der Dauerausstellung im Hotel Silber das §175-Unrecht sowohl während der NS-Zeit als auch in der Nachkriegszeit angemessen dargestellt und – wenn auch nur kurz – das Leid lesbischer Frauen und geschlechtlicher Minderheiten thematisiert und damit sichtbar.
[4] Website des Fachverband Homosexualität und Geschichte siehe www.invertito.de.
[5] Hier sei insbesondere die Weissenburg, LSBTTIQ-Zentrum Stuttgart, erwähnt. Vereinsmitarbeitende halfen nicht nur beim Catering, sondern boten auch Abendessen für die Tagungsteilnehmenden an und richteten die Abendveranstaltung zum Thema „Neue Wege zur Sichtbarkeit der vielfältigen LSBTTIQ-Geschichte“ mit Philine Pastenaci, Sissy that Talk und Sven Tröndle in der Weissenburg aus.
[6] CIS-Männer sind Männer, deren augenscheinliches Geschlecht aufgrund ihrer äußeren Genitalien zum Zeitpunkt ihrer Geburt und eines entsprechenden Geschlechtseintrags im Geburtsregister mit ihrer Geschlechtsidentität übereinstimmt.
[7] Informationen zum universitären Projekt siehe www.lsbttiq-bw.de.
Oktober 2019
22. Oktober 2019: Im Gedenken an Manfred Bruns
Im Gedenken an Manfred Bruns veröffentlichen wir zwei Nachrufe:
https://www.tagesspiegel.de/ge
https://www.sueddeutsche.de/pa
4./5. Oktober 2019: Öffentliche Fachtagung zur vielfältigen LSBTTIQ-Geschichte im Hotel Silber in Stuttgart: „Zukunft braucht Erinnerung“
Eine Veranstaltung des Fachverbands Homosexualität und Geschichte
und der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber
unterstützt von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg durch Mittel des Landes Baden-Württemberg, vom Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg und vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg
Eintritt frei. Anmeldung über: fhg@invertito.de
Bei der Fachtagung sind Historiker*innen wie auch Nicht-Historiker*innen herzlich Willkommen :-).
Freitag, 4. Oktober 2019 – 16 Uhr und evtl. 17 Uhr
Themenführung „Die Polizei im Hotel Silber und die Bekämpfung von Homosexualität“
Prof. Dr. Paula Lutum-Lenger, Direktorin des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg, und Ralf Bogen, Mitarbeiter der AG Dauerausstellung für die Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e. V., führen die Tagungsteilnehmende durch die Dauerausstellung.
Treffpunkt: Besucherinformation im Hotel Silber, Dorotheenstraße 10, Stuttgart.
Begrenzung auf maximal 30 Tagungsteilnehmende je Führung. Zusatzanmeldung über fhg@invertito.de bis spätestens 27.09.2019 erforderlich.
Vorträge am Samstag, den 5. Oktober 2019
10.00 Uhr: Ankunft im Hotel Silber
Dorotheenstraße 10, Stuttgart
10.15 Uhr: Begrüßung und (Selbst-)Vorstellung der Moderierenden
Ralf Bogen, AG Vielfalt der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber, Stuttgart
Karl-Heinz Steinle, Vorstand des Fachverbands Homosexualität und Geschichte, Berlin
Angela Jäger, Sprechendenrat des Netzwerks LSBTTIQ Baden-Württemberg, Mannheim
An die jeweiligen 20 Min. Vorträge schließen sich Diskussionen an:
10.30 Uhr: Dr. des. Sabrina Mittermeier, Augsburg:
LSBTTIQ Public History in der Bundesrepublik Deutschland und in den USA 1969-2016
11.15 Uhr: Janka Kluge, Stuttgart:
Von der Sichtbarkeit zur Unsichtbarkeit und wieder zurück – zur Geschichte der Emanzipationsbewegung transsexueller Menschen
12.00 Uhr: Ilona Scheidle, Mannheim:
Bekämpftes / umkämpftes Gedenken – eine Geschichte zur „Lesbengedenkkugel“ in der Mahn- und Gedenkstätte Frauenkonzentrationslager Ravensbrück
12.45 Uhr Mittagspause
14.10 Uhr: Begrüßung nach der Mittagspause
14.15 Uhr: Dr. Julia Noah Munier, München:
Die Homophilenbewegung im deutschen Südwesten als Akteur der Anerkennung
15.00 Uhr: Cynthia Sadler, Mannheim:
Eine Annäherung an Formen weiblichen gleichgeschlechtlichen Begehrens: Paris – Wien im 18. Jahrhundert
15.45 Uhr: Kurze Pause
16.00 Uhr: Artur Reinhard, Tübingen:
Fall eines Tübinger Studenten, der in den 1950er Jahren wegen zwei §175-StGB-Verstößen von der Universität verwiesen wurde
16.45 Uhr: Erfolge, Defizite und Perspektiven in der Aufarbeitung und Darstellung der vielfältigen LSBTTIQ-Geschichte
Resümee und Erfahrungsaustausch aller Tagungsteilnehmenden
ca. 17.30 Uhr: ENDE im Hotel Silber
Abendveranstaltung in der Weissenburg
Weißenburgstraße 28a in Stuttgart
Ab 18.00 Uhr geöffnet. Abendessen wird angeboten.
20 Uhr: Neue Wege zur Sichtbarkeit der vielfältigen LSBTTIQ-Geschichte
Filmausschnitte und Gespräch mit Philine Pastenaci und Sissy that Talk. Moderation: Sven Tröndle, Weissenburg/Schwulst
September 2019
22. Oktober 2019: „Der Attentäter“ – die Geschichte des Herschel Grynszpan
Lesung, Filmausschnitte und Diskussion mit dem Autor und Historiker Dr. Lutz van Dijk zu den Hintergründen der Pogromnacht 1938
Eine Veranstaltung für die Akzeptanz menschlicher Vielfalt und gegen Antisemitismus, Homophobie sowie alle weiteren Formen von menschenverachtenden Haltungen
Moderation: Janka Kluge (VVN / BdA)
Musik: Chor „Avanti Comuna Kanti“
Sonntag, 22. September 2019, 18 Uhr im Hotel Silber, Dorotheenstraße 10, Stuttgart
Veranstalterin: AG Vielfalt der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e.V.
Eintritt frei. Unterstützt von: Projekt 100% Mensch
Herschel Grynszpan flüchtet vor den Nazis nach Paris, wo er sich wie viele jüdische Emigrant*innen in einer rechtlich ausweglosen Situation befindet. Im Alter von 17 Jahren erfährt er, dass seine Familie ohne Hab und Gut aus Hannover an die polnische Grenze abgeschoben wurde. In der deutschen Botschaft verletzt er den Beamten Ernst vom Rath so schwer, dass dieser seinen Verwundungen erliegt. Kannten sie sich aus der Schwulenszene? Hatte er gehofft, über den Beamten an Ausreisepapiere zu gelangen?
Hitler missbraucht diese Verzweiflungstat, um zur „Rache für die Mordtat von Paris“ aufzurufen. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 kommt es beinahe überall in Deutschland – auch in Stuttgart – zu einem Pogrom: jüdische Menschen werden geschlagen, verhaftet und auch ermordet, jüdische Geschäfte geplündert und Synagogen in Brand gesteckt.
Van Dijks Buch ist hochaktuell: Mangelnde Hilfe für Geflüchtete, Aufhetzung von Menschen zu „Vergeltungsaktionen“ und „Deutschland den Deutschen“-Sprüche werfen die Frage auf: Wie können wir rechter Propaganda und Demagogie am besten entgegentreten?
Februar 2019
Aufruf zur Einreichung von Beiträgen (Call for Papers) für die
Öffentliche Fachtagung zur vielfältigen LSBTTIQ*-Geschichte
im HOTEL SILBER in Stuttgart am 5. Oktober 2019
Deadline: 30. März 2019
In Kooperation mit dem Fachverband Homosexualität und Geschichte (http://www.invertito.de/deu/d_start.html) veranstaltet die AG Vielfalt der Initiative Lern- und Gedenkort HOTEL SILBER (www.hotel-silber.de) am 5. Oktober 2019 eine öffentliche Fachtagung zur vielfältigen LSBTTIQ-Geschichte im Lern- und Gedenkort HOTEL SILBER in Stuttgart.
Referent_innen aller akademischen Qualifikationsstufen (BA, MA, Magister, Promovierende…) und auch nichtakademischer Initiativen, Geschichtswerkstätten, Vereine sowie unabhängige Forschende soll dabei Gelegenheit gegeben werden, ihre aktuellen (Abschluss)Arbeiten und Projekte zu präsentieren und zu diskutieren. Gesucht werden Referent_innen, die ihre historischen Forschungsergebnisse zu folgenden aktuellen Themenschwerpunkte bieten:
- Erfolge, Defizite und Perspektiven
der Aufarbeitung und Darstellung der LSBTTIQ-Geschichte
Besonders willkommen sind hier Vorträge von Referent_innen, die dem Defizit in der Erforschung der Situation lesbischer Frauen und geschlechtlicher Minderheiten im NS-Staat zu mindestens ein Stück weit entgegenwirken können. - Geschlechtliche Minderheiten auf dem Weg ihrer Anerkennung
Vorträge werden gesucht, die folgende Fragestellungen haben können: Wie haben sich Selbstorganisationen von geschlechtlichen Minderheiten seit Ihren Anfängen entwickelt? Welche Rolle spielen in der Geschichte ihrer Emanzipationsbewegung Erinnerungsarbeit und Selbstbezeichnungen? Welche Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Spannungen und Lösungsansätze gab es in der Zusammenarbeit für die Akzeptanz von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt in der Weimarer Republik und in der Nachkriegszeit? - LSBTTIQ-Feindlichkeit als Fluchtursache und Demokratiegefahr
Willkommen sind Vorträge beispielsweise zu folgenden Fragen: Wie gelang es demokratiefeindlichen Kräften, ausgrenzende und diskriminierende Geschlechter-, Sexualitäts- und Familienbilder für ihre demokratiefeindlichen Ziele zu nützen? Welche Rolle spielte LSBTTIQ*-Feindlichkeit bei Fluchtbewegungen aus Diktaturen?
Themenvorschläge (maximal 1 Seite DIN A 4; zusätzlich kurze biographische Angaben) können bis zum 30. März.2019 an folgende Mailadresse gerichtet werden: fhg@invertito.de
Die Fachtagung wird vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg und der Landeszentrale für politischen Bildung Baden-Württemberg unterstützt. Für sechs Vortragende sind Honorarzahlungen (inklusiv Fahrt- und Unterkunftskosten) möglich.
Kontakt:
Für den Fachverband Homosexualität und Geschichte,
Postfach 270308, 50509 Köln: Karl Heinz Steinle, Email: fhg@invertito.de
Für die AG Vielfalt der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber,
Else-Josenhans-Straße 3, 70173 Stuttgart: Ralf Bogen, Email: Ag-vielfalt@hotel-silber.de
Januar 2019
27. Januar 2019: Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus:
Vorbildliche Gedenkstunde für sexuelle Minderheiten im Landtag Baden-Württembergs – wann auch in Berliner Bundestag ?
Aus dem Schreiben des deutsch-niederländischen Autors, Historikers und Pädagogen Dr. Lutz van Dijk an den Bundestagspräsidenten Dr. Schäuble und an die Bundestagsvize-präsidenten_innen Frau Roth, Frau Pau, Herr Dr. Friederich, Herr Kubicki und Herr Oppermann:
„Am vergangenen Freitag, dem 25. Januar, erinnerte der Landtag in Baden-Württemberg in einer offiziellen Gedenkstunde im Plenarsaal zum ersten Mal in der Geschichte Deutschlands seit 1945 als ein Landesparlament ausdrücklich an die sexuellen Opfer der NS-Zeit und danach. Eröffnet wurde die Feierstunde von Ihrer Kollegin, der Landtagspräsidentin von Baden Württemberg, Frau Muhterem Aras, durch eine gleichermaßen alle Parteigrenzen überschreitenden als auch ausdrücklich alle sexuellen Minderheiten thematisierenden sowie keine andere Opfergruppe ausschließende Rede. Diese Gedenkstunde hat national und international Vorbildcharakter. Bitte überzeugen Sie sich selbst von der ausgezeichneten Qualität dieser Gedenkstunde in dem Bundesland, das ihre Heimat ist, sehr geehrter Herr Bundestagspräsident. Hier der Link, um die Gedenkstunde anzuschauen: https://www.landtag-bw.de/home/mediathek/videos/2019/20190125gedenkstundeopferns1.html?t=0
Können Sie auch nur einen Grund benennen, sehr geehrter Herr Bundestagspräsident, warum das, was in Stuttgart erfolgreich war, nicht auch in Berlin stattfinden sollte ?
Mit freundlichem Gruß, im Auftrag von inzwischen über 130 Unterzeichner*innen unserer Petition, Lutz van Dijk“ – Anschreiben zur aktualisierten Petition zum Erinnern an homosexuelle Opfer am 27. Januar 2021
Artikel in der Südwestpresse über die Vernissage-Veranstaltung des Netzwerks LSBTTIQ Baden-Württemberg zur Sonderausstellung „Trotz allem – Lesben im Nationalsozialismus“ im HOTEL SILBER anlässlich des Gedenktags: https://www.swp.de/suedwesten/staedte/stuttgart/lesben-in-der-ns-zeit_-_wir-waren-der-feind_-29277401.html
In 2019 ist der Gedenktag in Baden-Württemberg erstmals den Menschen gewidmet, die wegen ihrer gleichgeschlechtlichen Liebe und Sexualität ausgegrenzt und verfolgt wurden. Am 27.1. finden im Hotel Silber in der Dorotheenstraße 10 Aktionen in diesem Kontext statt:
Themenführungen zur Verfolgung Homosexueller
15:00 Uhr: Führung durch die Dauerausstellung mit Ausstellungskurator Friedemann Rincke, M.A, vom Haus der Geschichte und Ralf Bogen, Mitarbeiter der AG Dauerausstellung für die Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e. V.
16:00 Uhr: Führung durch die Sonderausstellung „Und trotzdem… – Lesben im Nationalsozialismus“ durch Janka Kluge (VVN Ba-Wü)
Treffpunkt: Besucherinformation. Kosten: 4 EUR
Performance „Wider das Vergessen“
17:30 Uhr: Wie kann es gelingen, Gedenken mit Leben zu füllen? Wie lässt sich vermeiden, dass Gedenken zu leeren Ritualen werden? Schülerinnen und Schüler der Altenburgschule haben gemeinsam mit einem Theaterpädagogen und einem Tanzpädagogen des Theaterhaus Stuttgart ein eigenes Stück entwickelt. Ein StolperKunst-Projekt
Foyer, Eintritt frei
Veranstalter:
Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e. V. und Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Kooperation mit
Abseitz – der Sportverein für Schwule, Lesben & Freund*innen, Buchladen Erlkönig, dgti AK Ba-Wü (Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität), Gay and Gray Stgt. (LSVD), IG CSD Stuttgart, Kings Club, Projekt 100% Mensch, Stadtjugendring Stuttgart, Stolperstein-Initiative Stuttgart, Theaterhaus Stuttgart, VelsPolBW (das Mitarbeiternetzwerk für LSBT in Polizei, Justiz und Zoll Ba-Wü), Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten Ba-Wü, Weissenburg (LSBTTIQ-Zentrum Stgt.).
„Und trotzdem – Lesben im Nationalsozialismus„
23. Januar 2019, 18.30 Uhr: Vernissage im Hotel Silber in der Dorotheenstraße 10 in Stuttgart.
Janka Kluge (VVN-BdA Baden-Württemberg) wird in einem Impulsvortrag die Frage „Wie sah die Verfolgung lesbischer Frauen aus und warum blieb sie so lange unsichtbar?“ beleuchten. Bis 21 Uhr kann die Ausstellung an diesem Abend besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.
Die Sonderausstellung über Lesben im Nationalsozialismus wurde 2005 vom Frauenarchiv ausZeiten e.V. und der Rosa Strippe e.V. Bochum konzipiert. Mehr Informationne über die Ausstellung finden Sie hier.
November 2018
Erster Preis für Heimatforschung Baden-Württemberg 2018
(Kurzfilm hierzu: bitte hier klicken)
(
Foto: Sylvia Sredniawa (Badische Zeitung, 22. November 2018)
22. November 2018: In diesem Jahr ging der vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Zusammenarbeit mit dem Ausschuss für Heimatpflege verliehene erste Preis für Heimatforschung Baden-Württemberg an die Rechercheure des Projekts „Der Liebe wegen“: Werner Biggel, Ralf Bogen, Rainer Hoffschildt, William Schaefer und Claudia Weinschenk.
Die Badische Zeitung schrieb hierzu: „Sie haben sich in einem mehrjährigen, ehrenamtlichen Forschungsprojekt mit den Biografien von Menschen im deutschen Südwesten beschäftigt, die wegen ihrer Liebe und Sexualität in der NS-Zeit ausgegrenzt und verfolgt wurden. Sie haben dazu Akten von Gerichten, Gefängnissen und KZ’ studiert und Zeitzeugeninterviews geführt. Die Biografien sind jetzt auf einer interaktiven Landkarte auf www.der-liebe-wegen.de nachzulesen.“
(Siehe Pressemitteilung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Beiträge der Badischen Zeitung (1 und 2), der Stuttgarter Nachrichten und der Stuttgarter Zeitung, der Websites der Stadt Waldkirch, „LSBTTIQ in Baden und Württemberg“ der Universität Stuttgart, HI, Abt. Neuere Geschichte, der Weissenburg e.V. und Pressemitteilung von MdL Brigitte Lösch, MdL Aras Muhtarem und MdL Franz Untersteller).
Buchpräsentation und Gespräch:
Späte Aufarbeitung – LSBTTIQ-Lebenswelten im deutschen Südwesten
16. November 2018 um 19 Uhr im Hospitalhofs (Büchsenstrasse 33, Stuttgart) im Elisabeth-und-Albrecht-Goes-
Oktober 2018:
„Verschwiegen und vergessen – Das Leid lesbischer Frauen im Nationalsozialismus“
18. Oktober 2018: Anlässlich erneuter Auseinandersetzungen um das Gedenken an das Leid lesbischer Frauen im KZ Ravensbrück hat https://krawalllesben.wordpress.com/ an drei Reden von Prof. Dr. Corinna Tomberger, Dr. Claudia Schoppmann und Sigrid Grajek (CS/SG) und von Dr. Günter Grau erinnert, die 2013 bei einer Gedenkveranstaltung in Berlin gehalten wurden. Sie sind hier veröffentlicht: http://www.spinnboden.de/onlinearchiv/lesbische-frauen-im-ns.html. Wir veröffentlichen Auszüge aus der Rede von Dr. Günter Grau „Wider das Verschweigen“:
„Der Ort, an dem wir uns versammelt haben, soll „die verfolgten und ermordeten Opfer ehren, die Erinnerung an das Unrecht wach halten und ein beständiges Zeichen gegen Intoleranz, Feindseligkeit und Ausgrenzung gegenüber Schwulen und Lesben setzen“. So steht es im Beschluss des Deutschen Bundestages von 2003 und so steht es auch auf der Widmungstafel wenige Meter von hier entfernt.
Und seit der Einweihung des Denkmals im Jahr 2008 wird hier erinnert an Unrecht. Allerdings nur an all das Unrecht, das Männer erlitten haben, die unter dem Nazi-Regime wegen homosexueller Handlungen strafrechtlich verfolgt und verurteilt wurden bis hin zur Ermordung Tausender in den Konzentrationslagern. Nicht eine Veranstaltung hat es in den zurückliegenden sechs Jahren gegeben, die dem Gedenken an das Leid lesbischer Frauen gewidmet war – ihrer Ausgrenzung, ihrer Unterdrückung und ihrer Entwürdigung im so genannten Dritten Reich. Bei der Unterlassung handelt es sich nicht etwa um ein Versehen. Nein, es war Absicht. Diese ist durchaus belegbar, belegbar durch einen erbittert geführten Streit. Er dauert bis heute an und sein erklärtes Ziel ist, diesen Ort exklusiv zur Erinnerung an das Leid einschlägig verurteilter Männern zu reservieren. Die Rechtfertigung dafür wird gleich mitgeliefert. Sie lautet: Nur sie seien – im Unterschied zu lesbischen Frauen – strafrechtlich verfolgt worden, ihre Situation dadurch – und ebenfalls im Unterschied zu der der Lesben – zweifelsfrei zu dokumentieren.
Die Betonung der Unterschiede in der strafrechtlichen Situation ist richtig. Falsch jedoch ist die daraus gezogene Schlussfolgerung, lesbische Frauen hätten unter dem NS-System nicht gelitten. Oder anders ausgedrückt: Die Fixierung auf die strafrechtliche Verfolgung und auf das Dokumentierte greift zu kurz, weil sie dazu führt, andere Formen von Unrecht zu ignorieren. Corinna Tomberger hat die wichtigsten genannt, Claudia Schoppmann und Sigrid Grajek haben uns exemplarisch an Einzelschicksalen die Auswirkungen vor Augen geführt. Summarisch zusammen gefasst, lautet die Schlussfolgerung: Lesbische Frauen haben unter dem NS-Regime, unter seiner antihomosexuellen Propaganda und der Drohung mit dem KZ gelitten, nur – so hat es einmal Rüdiger Lautmann formuliert – „anders als die homosexuellen Männer und in weniger hervorstechender Weise“.
In der Erinnerungskultur sollten wir uns vor einer Hierarchisierung der Opfer, vor dem Gegeneinander-Aufrechnen von Leid hüten, um eine Instrumentalisierung von Erinnerungs- und Gedenkpolitik zu vermeiden. Mit dem Ausschluss von Opfergruppen aus der Gedenkarbeit an diesem Ort – und das betrifft nicht nur die Opfergruppe der lesbischen Frauen, sondern auch das Schicksal transsexueller und transidenter Menschen im Nationalsozialismus – würde dieses Mahnmal, das dem Gedenken an Unrecht dienen soll, zu einem Ort von Unrecht.“
Juli 2018:
Neu in der Buchreihe „Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württemberg“: Späte Aufarbeitung – LSBTTIQ-Lebenswelten im deutschen Südwesten
17. Juli 2018: Die Lebens- und Verfolgungsgeschichten von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen, transgender und intersexuellen sowie queeren Menschen (LSBTTIQ) nimmt ein neues Buch in den Blick (zum Inhaltsverzeichnis hier anklicken). Bei der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (LpB) ist es jetzt erhältlich. Das von Martin Cüppers und Norman Domeier herausgegebene Buch erscheint in der LpB-Reihe „Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs“, die wissenschaftliche Erkenntnisse an ein breites Publikum vermitteln möchte.
Der Band geht auf eine Tagung am 27./28. Juni 2016 in Bad Urach zurück. Gemeinsame Veranstalter waren dabei die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin, die Universität Stuttgart, das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg und die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg.
Bestellung ausschließlich im Webshop der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (LpB) zum Preis von 6,50 EUR zzgl. 3,- EUR Versand (www.lpb-bw.de/shop). (Quelle: Auszüge einer Pressemitteilung der Landeszentrale für politische Bildung)
Bürgermeister Dr. Mayer hat Gedenktafel für Karl Heinrich Ulrichs enthüllt
11. Juli 2018: Der Bürgermeister für Allgemeine Verwaltung, Kultur und Recht, Dr. Fabian Mayer, hat am Mittwoch, 11. Juli, auf dem Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz, Ecke Filder-/Lehenstraße, Stuttgart-Süd, die Gedenktafel für Karl Heinrich Ulrichs enthüllt. Das Grußwort sprach Christoph Michl, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Christopher Street Day (CSD).
Der Arbeitskreis Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender, Intersexuelle und Queer (LSBTTIQ) hatte den Wunsch, eine Gedenktafel in Form einer Stele für Karl Heinrich Ulrichs auf dem Platz zu errichten. Der Arbeitskreis will damit das besondere Wirken dieses Mannes hervorheben und die Menschen, die sich für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen, Transgender, Intersexuellen und Queer einsetzen, öffentlich und sichtbar würdigen. Die Stadt Stuttgart ist eine Stadt der Vielfalt.
(Quelle: https://www.stuttgart.de/item/show/273273/1/9/655671?)
Erneut Polizeigewalt gegen Istanbul Pride
03.07.2018: Trotz erneutem Verbot des Istanbul Pride, Polizeigewalt und Verhaftungen, demonstrierten Hunderte eine Woche nach der Wiederwahl des türkischen Präsidenten Erdoğan in Seitenstraßen nahe des Taksim-Platzes. Die Pride-Bewegung lässt sich nicht kleinkriegen und verdient unsere Unterstützung – siehe die Stuttgarter Solidaritäs- und Spendenkampagne mit Istanbul Pride: https://www.betterplace.org/de/projects/62106.
Juni 2018:
Weltgesundheitsorganisation will Transsexualität aus dem Krankheitskatalog streichen
20.06.2018: Die Weltgesundheitsorganisation hat bekannt gegeben, dass sie Transsexualität nicht länger als psychische Krankheit einstufen will. Die entsprechende Überarbeitung des Krankheitenkatalogs ICD wird der Versammlung der Mitgliedsstaaten im Mai 2019 vorgelegt und soll ab dem 1. Januar 2022 gelten. Gabriela Lünsmann, Bundesvorständnis im Lesben und Schwulenverband (LSVD) erklärte dazu: „Das ist ein wichtiger Schritt hin zu Akzeptanz und Selbstverständlichkeit geschlechtlicher Vielfalt. Auch transgeschlechtliche Menschen müssen das Recht haben, über ihren Körper selbst zu bestimmen. Dabei muss die Leistungspflicht gesetzlicher Krankenkassen zu bedarfsgerechten geschlechtsangleichenden Maßnahmen gewährleistet bleiben. […] Ziel sollte eine bestmögliche Gesundheitsversorgung auch für transgeschlechtliche Menschen sein.
10 Jahre Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen: Bundespräsident Steinmeier bittet Homosexuelle um Vergebung
03.06.2018: „Der deutsche Staat hat all diesen Menschen schweres Leid zugefügt“: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Homosexuellen in Deutschland um Verzeihung für frühere Verfolgung und Diskriminierung gebeten. Beim Festakt zum zehnjährigen Jubiläum des Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin sagte er am Sonntag, er bitte um Vergebung „für all das geschehene Leid und Unrecht und für das lange Schweigen, das darauf folgte“.
In der Zeit des Nationalsozialismus seien Privatheit, Leben, Liebe und Würde Zehntausender Homosexueller „auf niederträchtigste Weise angetastet, geleugnet und verletzt“ worden, sagte Steinmeier. Über 50.000 Männer seien nach dem durch die Nationalsozialisten verschärften Paragrafen 175 des Strafgesetzbuches verfolgt worden. „Sie wurden eingesperrt. Sie wurden vorgeführt. Ihre Existenzen wurden vernichtet. Man hat sie gefoltert, in Zuchthäuser und in Konzentrationslager geschickt.“
Aber auch nach dem Ende des Nationalsozialismus sei Homosexuellen in Deutschland Unrecht zugefügt worden, sagte Steinmeier – in der DDR und in der BRD. In der Bundesrepublik seien mehr als 20 Jahre lang Zehntausende Männer auf Grundlage des Paragraphen 175, der homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte, „verhaftet, verurteilt und eingesperrt“ worden. „Sie mussten sich weiter verstecken, wurden weiterhin bloßgestellt, haben weiterhin ihre wirtschaftliche Existenz riskiert.“ (Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-06/festakt-berlin-verfolgung-homosexuelle-nationalsozialismus-frank-walter-steinmeier)
Diskussionsveranstaltung: „Vergessene Opfer“ – Was kann historisch-politische Bildung „wiedergutmachen“?
06.06.2018, 19:00 Uhr, Volkshochschule Tübingen, Katharinenstraße 18: Als Marginalisierte werden Menschen oder Gruppen bezeichnet, die ausgegrenzt wurden. Es soll konkreter um die Ausgrenzung von Minderheiten durch die Nationalsozialisten gehen – und v.a. darum, wie sich diese Ausgrenzung auch nach 1945 in der so häufig gelobten Erinnerungskultur der BRD fortsetzte. Beispielsweise Sinti und Roma, Homosexuellen oder als „asozial“ oder „kriminell“ stigmatisierte Menschen mussten lange um Anerkennung als Opfer des NS kämpfen bzw. tun dies noch heute.
Wie sieht der heutige Umgang mit diesen „Vergessenen“ aus? Wie ist der Stand der Forschung und welche Schwierigkeiten gibt es? Diese Fragen und weitere sollen im Podiumsgespräch mit Vertreter_innen der historisch-politischen Bildungsarbeit gestellt werden.
Gäste:
- Ilona Lagrene, ehemalige Vorsitzende des Landesverbandes der Sinti und Roma Baden-Württemberg und Aktivistin, Heidelberg
- Katharina Ruhland, Max Mannheimer Studienzentrum Dachau
- Ralf Bogen, Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber, Stuttgart
- Jens Kolata, Geschichtswerkstatt Tübingen
Moderation: Jugendguides der Geschichtswerkstatt Tübingen
Eine Veranstaltung der Jugendguides der Geschichtswerkstatt Tübingen e.V.; In Kooperation mit dem Max Mannheimer Studienzentrum Dachau und der Volkshochschule Tübingen. Eintritt: frei.
Mai 2018:
Spenden- und Solidaritätskampagne mit dem Pride Istanbul gestartet: www.betterplace.org/p62106
17.05.2018: Heute am internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie starteten die Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber und ihre Mitgliedsorganisationen IG CSD Stuttgart e.V., LSBTTIQ-Zentrum Weissenburg e.V., LSVD Baden-Württemberg e.V., Kings Club sowie der Sportverein Abseitz e.V. eine Solidaritäts- und Spendenkampagne mit dem Istanbul Pride: www.betterplace.org/p62106.
Ausführliche Infos finden Sie dazu auf der Website der IG CSD Stuttgart: http://www.csd-stuttgart.de/istanbul. Hier ist der Aufruf zur Kampagne auch auf türkisch übersetzt veröffentlicht.
Der erste „Pride March“ in der türkischen Stadt Istanbul fand 2003 statt. Unterstützt von den Gezi-Park-Demonstrant_innen und einer erstaunlich wohlwollenden Berichterstattung in den Medien, lockte er zehn Jahre später fast 100.000 Menschen auf die Straßen. Die Demonstration wurde zu einem wichtigen Symbol der Sichtbarkeit und Wertschätzung der LSBTTIQ-Community in der Türkei. Zugleich setzte der Istanbul Pride ein leuchtendes Zeichen der Vielfalt, das weit in den Nahen und Mittleren Osten wirkte.
Viele Jahre verlief der Marsch friedlich. Doch die politische und gesellschaftliche Situation in der Türkei ist im Umbruch. Das bekommen auch lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle und queere Menschen (LSBTTIQ) zu spüren. Seit 2015 wird der „Pride March“ immer wieder von der Polizei brutal mit Tränengas, Gummigeschossen und Verhaftungen zerschlagen.
Gleichwohl planen Aktivist_innen auch 2018 ihren Protest auf die Straßen Istanbuls zu bringen. Für die „Expedition WIR“ am Bosporus sollen finanzielle Mittel gesammelt werden, um die Öffentlichkeitsarbeit des Pride Istanbul Komitees und der Aktivist_innen von SPoD zu unterstützen. SPoD steht für Sosyal Politikalar, Cinsiyet Kimliği ve Cinsel Yönelim Çalışmaları Derneği“ (Sozialpolitik, Geschlechtsidentität & Vereinigung für sexuelle Orientierung). Als Teil der Pride-Bewegung setzt sich SPoD vor Ort für Gleichberechtigung sowie Menschenrechte ein und führt seit Dezember 2015 wöchentliche Treffen in Arabisch für syrische LSBTTIQ-Flüchtlinge in Istanbul durch: www.spod.org.tr. Spenden können online auf www.betterplace.org/p62106 oder mit dem Stichwort „Pride Istanbul“ auf das Konto des Weissenburg e.V. (IBAN: DE71 6005 0101 0002 4552 06) getätigt werden. Die Spendenaktion läuft bis 31.07.2018.
Hirschfeld & Heidelberg: Queere Geschichte in der öffentlichen Erinnerung
29.05.18: Veranstaltung im Kulturhaus Karlstorbahnhof, Am Karlstor 1 in Heidelberg. Mit seinem Studium der Medizin und Engagement in der jüdischen Studentenvereinigung Badenia, die mit dem Ziel gegründet wurde, dem zunehmenden Antisemitismus im Deutschen Reich zu begegnen, legte Magnus Hirschfeld während seiner Studienzeit in Heidelberg auf verschiedene Weise Grundlagen für sein späteres Schaffen im Wissenschaftlich-humanitären Komitee und dem Institut für Sexualwissenschaft. Anlässlich seines 150. Geburtstages möchte der Diskussionsabend Magnus Hirschfeld würdigen – als Sexualwissenschaftler, dessen Pionierforschung die Komplexität von Sexualität und Geschlecht in den Blick nahm, sowie als Sexualreformer, der Zeit seines Lebens für die Entkriminalisierung von Homosexualität stritt und sich für Trans*menschen einsetzte.
Bisher taucht queere Geschichte kaum in der historischen Erinnerung Heidelbergs auf. Ausgehend von der Person Magnus Hirschfelds beleuchtet die Veranstaltung die Rolle von LSBTTIQ-Geschichte, Körper- und Geschlechtergeschichte sowie jüdischer Geschichte für das historische Bewusstsein Heidelbergs – und ein lebendiges demokratisches Miteinander.
Prof. Dr. Karen Nolte (Medizinhistorikerin, Universität Heidelberg) diskutiert mit Patsy L’Amour LaLove (Geschlechterforscherin, u.a. Schwules Museum Berlin), Ralf Dose (Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V.), Dr. Christian Könne (Historiker) sowie Dr. Esther Graf und Manja Altenburg (Agentur für Jüdische Kultur).
Veranstaltung im Rahmen der Reihe 150 Jahre Magnus Hirschfeld in Kooperation mit dem Amt für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg und der Bundesstiftung Magnus Hirschfel (siehe: http://www.karlstorbahnhof.de/content/gesamtprogramm/2018_05/hirschfeld__heidelberg_queere_geschichte_in_der_oeffentlichen_erinnerung_290518/?c=Literatur&l=Saal.).
März 2018:
Frühlingsparty „Vielfalt für Alle“ im Kings Club am 18. März 2018 von 18 bis 22.30 Uhr
18.03.2018: Am Sonntag, den 18. März 2018, findet die Frühlingsparty „Vielfalt für Alle“ im Stuttgarter Kings Club statt. Das Bündnis Vielfalt für Alle lädt tanz- und musikfreudige Menschen ein, gemeinsam mit der LSBTTIQA-Community Vielfalt zu feiern: Queers und Straights, Butches und Femmes, Elfen, Einhörner und Bären, Bauarbeiterinnen und Prinzen, Youngsters, Mid-Agers, Silverstars, Rockstars, Eingeborene, Reingeschmeckte und Geflüchtete sind herzlich willkommen! Auch bei der dritten Party „Vielfalt für Alle“ wird wieder für ein kulturelles Highlight und für Gute-Laune-Musik gesorgt. Die Party findet in Kooperation mit „Heimat – Internationale Wochen gegen Rassismus“ statt (www.heimat-wochen.de). Der Eintritt ist frei. Die Spenden an diesem Abend sollen LSBTTIQ-Geflüchteten zugutekommen. Kurzbeiträge informieren über ihre Situation und über die Flüchtlingsarbeit der Weissenburg e. V., dem Zentrum LSBTTIQ in Stuttgart. Ort und Veranstalter: KINGS CLUB | Calwer Str. 21 | 70173 Stuttgart. Weitere Informationen: www.vielfaltfueralle.info, https://www.facebook.com/buendnis.vielfalt.fuer.alle/ Zum „Appetitmachen“ ein Video der vorletzten Party Vielfalt für Alle: https://www.facebook.com/buend
Februar 2018:
Ali Erol wieder auf freiem Fuß
06.02.2018: Nach mehreren Tagen hinter Gittern hat die Türkei den LGBTI-Aktivisten unter Auflagen wieder freigelassen. Erols Vergehen war offenbar, dass er das Schreiben „Nein zum Krieg, Frieden jetzt“ des türkischen Ärzteverbandes auf Twitter erwähnt hatte. Kurz vor Erols Freilassung wurde bekannt, dass die Behörden auch elf Mitglieder des Ärzteverbandes nach sieben Tagen in Haft wieder freigelassen haben (siehe www.queer.de, https://www.nzz.ch/international/die-tuerkische-polizei-nimmt-kritiker-der-offensive-in-afrin-fest-ld.1353833 und http://www.schwulissimo.de/politik/242087/AliErolwiederfrei.htm).
Offener Brief an die Botschaft der Republik Türkei: Sofortige Freilassung von Ali Erol
05.02.2018: Auszüge aus dem Offenen Brief: Am 2. Februar wurde Ali Erol in seiner Wohnung in Ankara wohl wegen Beiträgen in den Sozialen Medien festgenommen und befindet sich seitdem in Haft. Über die genauen Hintergründe seiner Verhaftung liegen seinen Anwält*innen noch immer keine Informationen vor. Ali Erol ist der Mitbegründer des ersten offiziellen LGBTI*-Vereins in der Türkei/Ankara, Kaos GL, der sich seit 1994 für die Rechte von u.a. LGBTI* einsetzt. (…) Die Festnahme von Ali Erol zeigt auf besorgniserregende Weise, wie sehr die Rechte der LGBTI* in der Türkei gerade beschnitten werden. Sie steht zweifellos in einem Zusammenhang mit dem kritikwürdigen Verbot sämtlicher LGBTI*-Aktivitäten, das seit November 2017 für Ankara gilt. Die Verhaftung Ali Erols ist ein weiterer massiver Angriff auf die Meinungsfreiheit sowie auf die gesamte Zivilgesellschaft in der Türkei. Wir fordern daher die sofortige Freilassung Ali Erols und aller anderen LGBTI*-Aktivist*innen und das Ende der Repression gegen Menschen, die sich für gleiche Rechte und Meinungsfreiheit engagieren.“ (siehe Offener Brief – Sofortige Freilassung von Ali Erol und http://www.queer.de/detail.php?article_id=30588)
Januar 2018:
Die vielfältige LSBTTIQ-Geschichte in Baden-Württemberg
Anlässlich des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus am 27.01.2018 haben Rosa Hilfe Freiburg, die Universität Stuttgart, Hi. Abt. Neuere Geschichte und Weissenburg einen Flyer herausgegeben. Hier heißt es u. a. , dass eines der Ziele des landesweiten Aktionsplans „Für Akzeptanz & gleiche Rechte Baden-Württemberg“ „die Würdigung der LSBTTIQ-Geschichte als Teil der Landesgeschichte und die Aufarbeitung der Ausgrenzungen, Repressionen und Verfolgungen von Menschen in Baden-Württemberg“ sei, „die nicht der heterosexuellen Norm und/oder traditionellen Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit entsprechen wollen oder können. Dieser Geschichte widmen sich – auf unterschiedliche Art und Weise – zwei eigenständige Webseiten: www.der-liebe-wegen.org von den Vereinen Weissenburg in Stuttgart und Rosa Hilfe in Freiburg und www.lsbttiq-bw.de von der Abteilung Neuere Geschichte des Historischen Instituts der Universität Stuttgart.“
Die Flyererstellung und -verbreitung wird unterstützt durch die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg sowie dem Institut für Zeitgeschichte, München. Gefördert wurde der Flyer vom Ministerium für Soziales und Interegration Baden-Württemberg: siehe: SieMachenGeschichte_Flyer_Ansicht.
„§ 175: Wenn ein Mann mit einem Mann…“ – Zur Erinnerung an die Verfolgung von Homosexuellen
27.01.2018, Veranstaltung zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus in Ulm, Stadthaus Ulm, 20.00 Uhr:
Bürgermeister Bendel und die Neu-Ulmer Stadtarchivarin Janet Loos begrüßen und führen in den Abend ein. Zu Gast ist Dr. Julia Noah Munier, die an der Universität Stuttgart Lebenswelten und Verfolgung homosexueller Männer im Nationalsozialismus und nach 1945 erforscht. Um die Ulmer Bezüge zu vertiefen, hat sich der Arbeitskreis 27. Januar Ulm/Neu-Ulm auf Quellensuche begeben und eine Lesung erarbeitet, die historische Hintergrundinformationen, Auszüge aus den Verfolgungsdokumenten (Ermittlungsakten, Verhörprotokolle) und berührende Zeugnisse der Verfolgten verbindet. Es lesen die Schauspieler Sibylle Schleicher, Karl Glaser und Christian Streit. Im abschließenden Podiumsgespräch mit Frau Munier, dem Zeitzeugen Helmut Kress und Richter a.D. Klaus Beer geht es vorrangig um die Verfolgung Homosexueller nach 1945.
Veranstalter: Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg e.V. – KZ-Gedenkstätte.
Petition: Erinnern an sexuelle Minderheiten am 27. Januar, dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus
15.01.2018: In einer Petition bitten 84 Fachleute in unterschiedlichen Bereichen des Erinnerns den Bundestagspräsidenten sowie sein Präsidium eindringlich, bei der Verstaltung im Bundestag zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus im nächsten Jahr erstmals auch an homosexuelle Männer (unter ihnen vor allem an die KZ-Häftlinge mit dem Rosa Winkel), aber auch an lesbische Frauen und andere aufgrund ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Orientierung Benachteiligte und Ausgegrenzte im Bundestag zu erinnern. Iniitiert ist diese Petition von Dr. Lutz van Dijk (Historiker und Schriftsteller, Amsterdam / Kapstadt) und Dr. Friedhelm Krey (Supervisor, Berlin):
Petition – Januar 2018
Dezember 2017:
Queer Life in the City – Teil 1: §175, Coming-Out in den 70ern & Rosi
Wie sah queeres Leben in den deutschen Großstädten der 70er, 80er, 90er aus? Was war anders – und was ist gleich geblieben? Die Doku-Reihe des queeren Social-Media-Kanals SISSY THAT TALK startet in Stuttgart: Laura Halding-Hoppenheit, Hannes Steinert und Ralf Bogen erzählen in emotionalen Interviews wie früher gefeiert und geliebt wurde, aber auch von Protest, AIDS-Krise und Ausgrenzung. Im Teil 1 geht es u. a. um die Folgen des §175: https://www.youtube.com/watch?v=H0gcrewg08k
Wiedergutmachungsbemühungen von Transvestiten und Damenimitatoren nach 1945
Julia Noah Munier und Karl-Heinz Steinle berichten in einem Blog-Beitrag über Wiedergutmachungsbemühungen von Transvestiten und Damenimitatoren nach 1945 auf der Grundlage eines spannenden Quellenfund im Staatsarchiv Ludwigsburg: http://www.lsbttiq-bw.de/2017/
„TTIQ – wo bist du?“ und „Der Liebe wegen engagiert“
Das Vereinsblätte von Abseitz Stuttgart – der Sportverein für Schwule, Lesben & Freund*Innen Nr. 51 / 2017 mit dem Schwerpunktthema: „TTIQ – wo bist du?“. geht in einem Beitrag auf S. 38 bis 41 auch auf unser Internetprojekt „Der Liebe wegen“ ein: http://www.abseitz.de/files/abseitz/media/abseitz/vereinsblaettle/pdf/AVB51-2017-11.pdf
Grußwort zur Matinee anlässlich des 70. Geburtstags der VVN Württemberg
In der Dezember-Sonderausgabe der Antifa der VVN Baden-Württemberg sind auch Auszüge des Grußwortes von Ralf Bogen vom Internetprojekt „Der Liebe wegen“ anlässlich des 70. Geburtstags der VVN Württemberg veröffentlicht, welches wir hier ungekürzt dokumentieren: Grußwort 70 Jahre VVN-am-3-September-2017
November 2017:
Für einen Ort in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, an dem die Verfolgung und Ermordung von lesbischen Frauen und jenen, denen es nachgesagt wurde, sichtbar wird
22.11.2017: In einer Stellungsnahme des Netzwerks LSBTTIQ Baden-Württemberg heißt es: „(…) wir fordern Sie als Beirat sowie als Vertretung der weiblichen und männlichen Homosexuellen sowie der bisexuellen Frauen und Männer auf, die Lebensrealitäten von lesbischen Frauen und Mädchen, patriarchale Machtverhältnisse und Verfolgungsstrukturen gegen lesbische Lebensweisen während des Nationalsozialismus bei Ihrer Entscheidung mit zu berücksichtigen. Es ist im Sinne einer wissenschaftlichen und politischen Auseinandersetzung notwendig, eine Definition von Verfolgung, die sich ausschließlich an den von den Nationalsozialisten geschaffenen Häftlingskategorien orientiert, zu hinterfragen und intersektional zu erweitern. Wir setzen uns dafür ein, dass mit der „Gedenkkugel“ endlich ein sichtbares Zeichen und ein Ort in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück geschaffen wird, an dem die Verfolgung und Ermordung von lesbischen Frauen und jenen, denen es nachgesagt wurde, sichtbar wird und ihnen gedacht werden kann. Deshalb unterstützen wir die Idee einer Gedenkkugel mit Nachdruck!“
Historischer Beschluss zur Anerkennung der Intersexualität
08.11.2017: In einer Pressemitteilung des Lesben- und Schwulenverband heißt es: „Der erste Senat des Bundesverfassungsgerichts hat heute bekanntgegeben, dass die Regelungen des Personenstandsrechts nicht mit den Anforderungen des Grundgesetzes vereinbar sind, soweit sie neben den Einträgen „männlich“ und „weiblich“ keine dritte positive Option zulassen. […] In Deutschland leben schätzungsweise 100.000 Intersexuelle, die mit unterschiedlichen Geschlechtermerkmalen ausgestattet sind und sich einer traditionellen Geschlechtszuordnung entziehen. Während sich viele von ihnen klar als Mann oder als Frau fühlen, lehnen andere eine solche Zuordnung ab oder empfinden sich als einem dritten Geschlecht zugehörig. […] Trotzdem keine medizinische Notwendigkeit besteht wurden und werden durch die medizinische Kategorisierung als Störung oder Krankheit Intersexuelle in Deutschland bis heute gravierenden und irreversiblen chirurgischen und verstümmelnden Eingriffen und hormonellen Behandlungen unterzogen – oftmals bereits im Säuglingsalter. Es handelt sich um schwere Menschenrechtsverstöße.“
(Quelle: https://www.lsvd.de/newsletters/newsletter-2017/intersexuelle-respektieren-biologistische-zweigeschlechtlichkeit-ueberwinden.html;
siehe hierzu auch:
Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts,
http://video.tagesspiegel.de/drittes-geschlecht-eine-historische-entscheidung.html
http://www.spiegel.de/gesundheit/schwangerschaft/das-dritte-geschlecht-was-bedeutet-intersexualitaet-a-1177033.html;
https://www.tagesschau.de/inland/intersexuelle-geschlecht-105.html).
August 2017:
Festakt zum 150. Jahrestag der Rede Karl Heinrich Ulrichs
26.8.2017: Zum 150. Mal jährte sich der Auftritt von Karl Heinrich Ulrichs am 29. August 1867 vor mehr als 500 deutschen Rechtsgelehrten auf dem Münchner Juristentag, bei dem er sich mutig als Urning bekannte. Das Forum Homosexualität München organisierte hierfür einen beeindruckenden Festakt, zu der auch drei §175-Zeitzeugen eingeladen waren. Ulrichs (1825- 1895), Gerichtsassessor im Königreich Hannover, wurde mit Berufsverbot belegt, als seine Homosexualität bekannt wurde. Er gilt als der Urvater der Homosexuellenbewegung und war Vorbild für Magnus Hirschfeld, der mit der Gründung des Wissenschaftlich Humanitären Komitees eine verstetigte emanzipatorische Homosexuellenvertretung schuf. Vier Jahre nach Ulrichs Rede wurde 1871 der verhängnisvolle § 175 im Strafgesetzbuch verankert (siehe https://www.der-liebe-wegen.org/1400-1900_eine_kurze_chronologie/#kapitel3).
Das Webprojekt „Vom anderen Ufer?“ ist online – siehe http://www.vom-anderen-ufer.de/
Das Stadtmuseum Ludwigshafen hatte eine Ausstellung zur schwul-lesbischen und queeren Vielfalt im Raum Ludwigshafen/Mannheim initiiert, entwickelt und von November 2015 bis Mai 2016 gezeigt. Daraus entstand die vorliegende Internetseite „Vom anderen Ufer?“, die seit August 2017 online ist (Quelle: http://www.vom-anderen-ufer.de/).
Juli 2017
Bericht über das Internetprojekt „Der Liebe wegen“ in der taz-Kontextwochenendbeilage und im RAIBBOW-Magazin der AIDS-Hilfe Stuttgart
26.7.2017: Oliver Stenzel: „Der Liebe wegen verfolgt“ (Kontext Wochenendzeitung, Ausgabe 330, siehe:
https://www.kontextwochenzeitung.de/zeitgeschehen/330/verfolgt-der-liebe-wegen-4503.html)
Sonja Elser: „Der Liebe wegen“ – ausgegrenzt und verfolgt im deutschen Südwesten (RAINBOW-Magazin der AIDS-Hilfe Stuttgart Nr. 79 / Sommer 2017, S. 48/49, siehe:
http://www.aidshilfe-stuttgart.de/files/ahst-0003-rainbow-sommer-2017-teil2-1.pdf)
„Wo bist Du mein Schatz?“ – eine Solidaritätsaktion mit den mutigen LSBTTIQ-AktivistInnen der Türkei beim CSD in Stuttgart
29.7.2017: Mit einer „Wo bist Du, mein Schatz“-Solidaritätsaktion bei der CSD Parade in Stuttgart erklären sich die Türkische Gemeinde Baden-Württemberg e. V. und die Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e. V. solidarisch mit den mutigen LSBTTIQ-AktivistInnen in der Türkei. Zwei Wochen nach der Räumung des Gezi-Parks erlebte Istanbul im Jahr 2014 eine der größten Trans und Gay Pride Paraden ihrer Geschichte. Ca. 80.000 bis 100.000 Menschen kamen und riefen Parolen wie: “Wo bist Du, mein Schatz?”, wobei es zurückschallte: “Hier bin ich, mein Schatz”. Oder: “ich bin schwul, ich bin lesbisch. Ich bin hier. Wir sind hier”. Auch Hunderte von Heteros sollen dies aus Solidarität mitgerufen haben (siehe hierzu Deniz Yücel in seinem Buch “Taksim ist überall”, der ausführlich über den Gay Pride Istanbul berichtete, S. 47ff, Hamburg 2015). In den Jahren 2015, 2016 und 2017 wurden die Pride-Demos mit Polizeigewalt zerschlagen. Dennoch haben sich immer wieder mutige LSBTTIQ-AktivistInnen und ihre FreundInnen in Seitenstraßen neu formiert und ihre Verhaftung und Verletzungen riskiert (siehe http://hotel-silber.de/?p=1850).
Juni 2017:
Behörden verhindern Gay Pride Marsch in Istanbul 2017
25.6.2017 (EuroNews): „Die türkischen Behörden haben die 15. Schwulen- und Lesbenparade in der Metropole Istanbul mit einem hohen Polizeiaufgebot verhindert. Nach einem Verbot der Demonstration am Vortag hielten Sicherheitskräfte die Aktivisten am Sonntag davon ab, sich auf der zentralen Einkaufsstraße Istiklal zu versammeln. Istanbuler Gouverneur hatte die Demonstration für die Gleichberechtigung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen (LGBTI) am Vortag das dritte Jahr in Folge verboten. Die Behörden erklärten, die Maßnahme gefährde die Sicherheit von Bürgern und Touristen sowie die öffentliche Ordnung. Die Aktivisten hatten dennoch angekündigt, sich gegen Abend im Zentrum Istanbuls zu versammeln. Die Polizei sperrte die zentrale Einkaufsstraße Istiklal jedoch großräumig ab und blockierte auch die Seitenstraßen. (…) Die Verhinderung des Gay-Pride-Marsches stieß auf scharfe Kritik. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck erklärte, das Verbot sei ein klarer Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention. Er forderte die Bundesregierung zum Handeln auf. (…) Die mehrheitlich muslimischen Türkei gehört zu den wenigen Ländern in der Region, in denen Homosexualität nicht verboten ist. Allerdings kommt es immer wieder zu Übergriffen auf Schwule, Lesben, Bi- oder Transsexuelle.
(siehe http://de.euronews.com/2017/06/25/behorden-verhindern-gay-pride-marsch-in-istanbul
sowie: https://www.youtube.com/watch?v=_DbV2ipCN_Q
und https://www.youtube.com/watch?v=UOF78_T-7y4)
Historischer erster Schritt zur Rehabilitierung der Opfer von § 175
22.6.2017 – Auszüge einer Pressemitteilung des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD) zur heute anstehenden Beschlussfassung des Bundestages zur Rehabilitierung und Entschädigung der nach § 175 StGB und weiterer Bestimmungen verurteilten Homosexuellen:
„Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) begrüßt, dass erste rechtspolitische Konsequenzen aus den schweren und massenhaften Menschenrechtsverletzungen gezogen werden, die auch vom demokratischen Staat an homosexuellen Menschen begangen wurden.
Das ist ein historischer Schritt. Es gibt aber bittere Wermutstropfen. Das Gesetz hat gravierende Lücken.
Erstens: Die vorgesehene Entschädigung für die Opfer, die durch eine menschenrechtswidrige Gesetzgebung verfolgt, inhaftiert und ihrer gesellschaftlichen Existenz beraubt wurden, ist viel zu gering. Schon die strafrechtliche Ermittlung nach § 175 StGB bewirkte gesellschaftliche Ächtung, bedeutete oft den Verlust des Arbeitsplatzes und der gesamten beruflichen Karriere. Die Auswirkungen sind bis heute spürbar, zum Beispiel bei der Höhe der Rente. Das muss ausgeglichen werden.
Zweitens: Die CDU/CSU hat in letzter Minute eine Einschränkung bei der Aufhebung der Urteile durchgeboxt, die angeblich dem Jugendschutz dienen soll, in Wahrheit aber neue Ungerechtigkeiten schafft. Selbstverständlich dürfen keine Urteile zu sexuellem Missbrauch aufgehoben werden. Das Gesetz führt aber rückwirkend erneut unterschiedliche Schutzaltersgrenzen zwischen Homo- und Heterosexualität ein. Es bleiben Bereiche von der Rehabilitierung ausgeschlossen, die bei Heterosexualität nie strafbar waren. […] Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat unterschiedliche Altersgrenzen bei Homo- und Heterosexualität längst als Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention eingestuft.“
Unterstützung für LSBTTIQ Geflüchtete!
20.6.2017, Auszüge aus der Pressemitteilung des Netzwerks LSBTTIQ Baden-Württemberg zum Weltflüchtlingstag 2017: „Am Weltflüchtlingstag […] erinnert das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg an die besondere Situation von LSBTTIQ Geflüchteten. Wir brauchen endlich die Anerkennung der besonderen Schutzbedürftigkeit von LSBTTIQ Geflüchteten und Unterstützung für deren spezifischen Bedarfe.
LSBTTIQ Geflüchtete verlassen aus sehr verschiedenen Gründen ihr Herkunftsland. Manche versuchen einem Krieg zu entkommen, andere werden als politische Aktivist_innen verfolgt. Nicht immer ist ihre sexuelle Orientierung, ihre nicht-heterosexuelle Lebensweise, ihre Transsexualität, Intergeschlechtlichkeit oder das Leben zwischen den Geschlechtern der zentrale Grund für die Flucht. Dennoch gilt für sie alle, dass sie aus Gesellschaften fliehen, in denen ihnen Ausgrenzung, Zwangsverheiratung, Gefängnisstrafen, Folter oder gar die Todesstrafe drohen. „Hier ist es Aufgabe von Erstaufnahmestellen, Behörden und Mitarbeiter_innen in der Geflüchtetenarbeit in Baden-Württemberg, besonderen Schutz zu leisten, angemessene Begleitung zu bieten und eine faire Chance im Asylverfahren zu gewähren“, fordert Ulrike Goth vom Sprechendenrat des Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg. […] Informationen zu den Angeboten des Netzwerks LSBTTIQ Baden-Württemberg für Geflüchtete und Kontakt zu unterstützenden Gruppen sind auf folgender Webseite zu finden: http://netzwerk-lsbttiq.net/re
Mai 2017:
§ 175: Manfred Lucha fordert umfassende Rehabilitierung
17.5.2017: Zum Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie drängt Sozialminister Manne Lucha (Grüne) auf eine umfassende Rehabilitierung verfolgter Homosexueller. Zwar sollen nun Menschen entschädigt werden, die auf der Grundlage des 1994 abgeschafften „Schwulen-Paragrafen“ 175 verurteilt wurden. „Der Bundestag sollte aber prüfen, ob auch von Ermittlungen Betroffene in die Entschädigung einbezogen werden können“, sagte Lucha in Stuttgart. Nicht nur Verurteilungen, auch bereits Ermittlungen führten „nicht selten zum sozialen Tod“. (Quelle: Stuttgarter-Nachrichten, 17.05.2017)
Kunstausstellung: WE ARE PART OF CULTURE
13.5.2017: Das Projekt 100% MENSCH eröffnete am 13. Mai 2017 seine Geschäftsstelle in Stuttgart Bad Cannstatt in der Bochumer Straße 2. Das gemeinnützige Projekt 100% MENSCH plant für das Jahr 2017/18 eine Diversity-Kunstausstellung zum prägenden Beitrag von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern, Transsexuellen, Intersexuellen und queeren Menschen an der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung Europas. (…) Ziel der Ausstellung ist es, die sonst häufig thematisierte „Opferrolle“ aufzubrechen und die teilweise bahnbrechenden Leistungen zu präsentieren. Die Begleittexte zu den Kunstwerken, der Ausstellungskatalog sowie die Informationsmaterialien werden auf deutsch, englisch und arabisch erstellt. […] Die offizielle Vernissage erfolgt am 27. September im Berliner Hauptbahnhof (Quelle: http://www.wearepartofculture.de/wp-konzept.html)
„Gegen alle Widerstände“ – Talksendung Nachtcafè u. a. mit Heinz Schmitz
5.5.2017: Um 22 h wird im SWR Fernsehen die nächste Ausgabe der Talksendung Nachtcafé gesendet. Sie hat das Motto „Gegen alle Widerstände“. Zu Gast sein wird auch Heinz Schmitz (*1943 in Freiburg), der über seine Verurteilung nach § 175, seine Ehe und spätes Coming-out wie auch über die Auswirkungen seines „zweiten Coming-outs“ als Verurteilter berichten wird (Quelle: Email von Karl-Heinz Steinle vom 2. Mai 2017).
April 2017:
Universität Stuttgart entschuldigt sich für Nazi-Unrecht an 440 Menschen – unter ihnen auch § 175-Opfer
19.4.2017: Die Universität Stuttgart ermittelt zur Zeit alle ihre Mitglieder, die während der NS-Zeit durch die Hochschule selbst entrechtet und verfolgt wurden (entlassene Professoren, Assistenten, Dozenten und Mitarbeiter/innen, zwangsexmatrikulierte Studierende, Zwangsarbeiter u.a.). Anfang Februar 2017 hat die Universität Stuttgart schon eine Gedenkfeier zur Ehrung der Verfolgten durchgeführt:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.universitaet-stuttgart-arbeitet-nazi-vergangenheit-auf-440-opfer-von-unrecht-und-verfolgung-ermittelt.4737d708-7f7c-4ff2-b822-17b61fe8514f.html
http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/uni-entschuldigt-sich-fuer-nazi-unrecht-an-440-menschen–133257225.html
Zu den Verfolgten gehören auch zwei Studenten die von der Hochschule verwiesen, weil sie aufgrund eines Vergehens nach dem damaligen §175 Strafgesetzbuch gerichtlich verurteilt worden waren. Die Rechercheergebnisse werden in einem Buch veröffentlichen, dessen Schwerpunkt in den Biographien der Betroffenen liegt. Die Pressemeldung, dass das Buch schon erschienen sei, ist falsch (Quelle: Email vom 19.4.2017 von Herrn Dr. Beckers von der Universität Stuttgart).
Strafrechtliche Rehabilitierung homosexueller Männer
28.4.2017: Am Freitag, den 28. April 2017 fand im Deutschen Bundestag die erste Lesung des Gesetzes zur Rehabilitierung und Entschädigung der in der Bundesrepublik wegen § 175 verurteilten Männer statt: siehe https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2017/kw17-de-rehabilitierung/501820. Zu diesem Anlass hatte Justizminister Maas fünf betroffene Zeitzeugen als Ehrengäste eingeladen, die der Lesung auf der Ehrentribüne des Bundestages beiwohnten. Unter ihnen waren Helmut Kress aus Tübingen und Heinz Schmitz aus Freiburg, deren Interviews auf dem Internet-Portal zu Lebensgeschichten, Repression und Verfolgung von LSBTTIQ in Baden und Württemberg, www.lsbttiq-bw.de zu sehen sind (Quelle: Email von Karl-Heinz Steinle vom 25.04.2017).
Verfolgten aus Tschetschenien Aufnahme anbieten
26.4.2017: Anfang April berichtete die russische Zeitung Nowaja Gaseta erstmalig von einer brutalen Verfolgungswelle durch staatliche Milizen gegen schwule und bisexuelle Männer in Tschetschenien. Mehr als 100 Männer wurden in Geheimgefängnisse verschleppt und gefoltert. Bislang weiß man von drei namentlich bekannten ermordeten Männern. (…) In der Fragestunde bei der heutigen Bundestagssitzung hat der Staatsminister im Auswärtigen Amt Michael Roth bestätigt, dass die Bundesregierung die Berichte über brutale staatliche Verfolgung von Homosexuellen in Tschetschenien als glaubwürdig einstuft, ihnen nachgeht und die Deutsche Botschaft in Kontakt mit Betroffenen steht. Dazu erklärt Uta Schwenke, Sprecherin des Lesben- und Schwulenverband (LSVD): „Die russische Organisation LGBT Network hofft […], Flüchtlinge ins Ausland vermitteln zu können, gerade weil diese auch in Russland nicht sicher vor weiterer Verfolgung seien. Deutschland muss gefährdeten Personen aus Tschetschenien schützen, ihnen die Aufnahme anbieten und die Visa-Vergabe für Betroffene lockern. […] Merkel muss auf die sofortige Freilassung aller verschwundenen Männer, das Ende der brutalen Verfolgung, die lückenlose Aufklärung der Vorkommnisse sowie die Strafverfolgung für Täter*innen bestehen.“ (Quelle: Email vom LSVD vom 26.4.2017)
März 2017:
Das Onlineprojekt Lesbengeschichte: „http://www.lesbengeschichte.org/„
27.3.2017: Heute sind wir per Mail auf das Onlineprojekt Lesbengeschichte aufmerksam gemacht worden, worin es u. a. heißt:
„Jeder sozialen Gruppe muß ihre eigene Geschichte zugänglich sein. Das Wissen über unsere Vergangenheit gibt uns kulturelle Wurzeln und ein Erbe von Vorbildern und Erfahrungen, von denen wir lernen und denen wir nacheifern oder denen nicht zu folgen wir uns entscheiden können. Uns lesbischen Frauen ist grundsätzlich alles Wissen über unsere Vergangenheit vorenthalten worden. Dies ist vorsätzlich geschehen, denn es hält uns unsichtbar, isoliert und machtlos. (…) Die Unterdrückung der lesbischen Lebensform erstreckt sich über die Kontrolle zeitgenössischer Vorstellungen und Informationen hinaus auch auf die Kontrolle historischen Wissens.“1
Derzeit suggerieren gerade großstädtische lesbische, lesbisch-schwule, queere und transgender subkulturelle Szenen vorschnell Sichtbarkeit und Selbstverständlichkeit lesbischer Lebensweisen. Aber auch heute noch leben viele Lesben versteckt, sind unsichtbar und isoliert […].
Mit diesem online-Projekt wollen wir lesbische Frauen […] in ‚der‘ Geschichte sichtbar machen – mit ihren individuellen Lebensgeschichten wie auch bezogen auf etwaige ‚kollektive‘ Zusammenhänge frauenliebender Frauen. Das online-Projekt Lesbengeschichte zielt auf historische und aktuelle Sichtbarkeit und versteht sich als Teil des Widerstands gegen Enthistorisierung lesbischer Existenzen und Aktivitäten. Die De/Konstruktion von Geschichte steht für uns nach wie vor im Zeichen von Erinnerungskultur, historischem Lernen und für die Möglichkeit – nicht zwingende Notwendigkeit – historisch positiver Identifikation/en wie auch Abgrenzung/en.
Bundesregierung will verurteilte homosexuelle Männer rehabilitieren
22.3.2017: Die Bundesregierung hat heute den vom BMJV (Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz) vorgelegten Entwurf eines Gesetzes zur strafrechtlichen Rehabilitierung der nach dem 8. Mai 1945 wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen verurteilten Personen und zur Änderung des Einkommensteuergesetzes beschlossen:
„Die Rehabilitierung der Männer, die allein wegen ihrer Homosexualität vor Gericht standen, ist überfällig. Nur wegen ihrer Liebe zu Männern, wegen ihrer sexuellen Identität, wurden sie vom deutschen Staat verfolgt, bestraft und geächtet. Die alten Urteile sind aus heutiger Sicht eklatantes Unrecht. Sie verletzen jeden Verurteilten zutiefst in seiner Menschenwürde. […]
Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld arbeitet bereits an einer Aufarbeitung und Dokumentation der einzelnen Schicksale. Wir werden die wichtige Aufgabenerfüllung der Bundesstiftung ab 2017 allgemein über eine institutionelle Förderung in Höhe von jährlich 500.000 Euro aus dem Haushalt des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz stärken und sichern. Denn: Es ist nicht allein damit getan, dass wir die Urteile aufheben, in der Öffentlichkeit aber kaum bekannt ist, worum es überhaupt geht.“
(Weitere Hintergrundinformationen unter http://www.bmjv.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2017/03222017_Paragraph_175.html). Siehe hierzu auch folgende Videos/Filme:
- Bundesanwalt a.d. Manfred Bruns über die Rehabilitation homosexueller 175-er-Opfer, veröffentlicht am 22.3.2017
- Euronews: 1.500 Euro für die „175er“: späte Gerechtigkeit für Homosexuelle, veröffentlicht am 22.3.2017
- Entschädigung für Homosexuelle: 3000 Euro für Opfer des § 175, Landesschau Baden-Württemberg, veröffentlicht am 24.3.2017
- Entschädigung für verurteilte Homosexuelle | DW Nachrichten, veröffentlicht am 22.7.2016
- Anders als du und ich (§ 175) (1958) [Drama] | Film (deutsch), veröffentlicht am 26.11.2015
- Verboten schwul – wie Homosexuelle in der Adenauerzeit verfolgt wurden, ARD, veröffentlicht am 25.11.2015
- Vor mehr als 20 Jahren Abschaffung §175 StGB in der BRD, veröffentlicht am 25.06.2014
Gedenken an lesbische Frauen und Mädchen im KZ Ravensbrück
10.3.2017: Aus einem Email von „Autonome feministische FrauenLesben aus Deutschland und Österreich“ geht hervor, dass es mittlerweile mit den Gremien der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätte einen Konsens darüber gibt, dass es ein dauerhaftes Gedenken an lesbischen Frauen im ehemaligen Frauenkonzentrationslager Ravensbrück geben soll. „Nur“ noch bei der Frage des „wie“ gibt es nach wie vor unterschiedliche Standpunkte und Vorschläge. Die „Autonome feministische FrauenLesben aus Deutschland und Österreich“ hatte beantragt: „Entsprechend der Leitlinien der Mahn- und Gedenkstätten Ravensbrück/Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten … beantragen wir wie folgt eine Gedenktafel bzw. ein Erinnerungszeichen mit der Inschrift: In Gedenken aller lesbischen Frauen und Mädchen im Frauen-KZ Ravensbrück und Uckermark. Lesbische Frauen galten als „entartet“ und wurden als „asozial“, als widerständig und ver-rückt und aus anderen Gründen verfolgt und ermordet. Ihr seid nicht vergessen!
Sowohl in der Sitzung des Internationalen Beirats am 14. November 2016 als auch in der Fachkommission am 6.12. 2016 hätte es zu dieser Inschrift kontroverse Diskussionen gegeben. Der Beschluss der Beiratssitzung wird wie folgt zitiert: „Nach intensiver und kontroverser Diskussion kann derzeit kein Beschluss für oder gegen den Antrag gefasst werden. Kompromisse wären der frühere Konsensvorschlag oder die Nennung konkreter Namen.“ Der frühere Formulierungsvorschlag aus dem Jahr 2011 lautete: „Im Gedenken an lesbische Frauen, die aus politischen, religiösen, rassistischen oder sozialen Gründen im KZ Ravensbrück in den Jahren 1939-1945 inhaftiert waren.“
Eine endgültige Entscheidung sei auf den 5. Mai 2017 verschoben worden (siehe hierzu auch: http://www.konnys-lesbenseiten.de/ und die Auseinandersetzung um das „Berliner Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen“ in 2010: http://www.homo-denkmal.de/index.php?view=article&id=84 und http://www.homo-denkmal.de/files/Offener%20Brief%20-%20Staatsminister%20Neumann%20100318.pdf)
Maghreb-Staaten sind nicht sicher
10.3.2017: Der Bundesrat hat der Einstufung von Algerien, Marokko und Tunesien als „sichere Herkunftsstaaten“ nicht zugestimmt. Dazu erklärt Stefanie Schmidt, Sprecherin des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD): „Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) begrüßt die heutige Entscheidung des Bundesrates, einer Einstufung von Algerien, Marokko und Tunesien als „sichere Herkunftsstaaten“ nicht zuzustimmen.
In allen drei Staaten werden Menschenrechte verletzt, Homosexuelle als soziale Gruppe verfolgt und einvernehmliche Sexualität unter Erwachsenen gleichen Geschlechts mit hohen Gefängnisstrafen bedroht. Menschen werden eingesperrt und misshandelt, nur weil sie anders lieben. Die letzte bekannt gewordene Verurteilung zweier Männer wegen gleichgeschlechtlichen Handlungen in Marokko liegt gerade einmal zwei Wochen zurück.
Staaten als „sicher“ zu deklarieren, die Homosexualität kriminalisieren, stellt Menschenrechtsverfolgungen einen Persilschein aus. Das wäre ein schwerer Schlag für einen glaubwürdigen Kampf zur weltweiten Entkriminalisierung von Homosexualität. Der LSVD ist froh, dass der Bundesrat diesen menschenrechtlich fatalen Weg nicht mitgeht. Wir danken allen Landespolitikerinnen und Landespolitikern, die hier standhaft geblieben sind und die Verharmlosung der Menschenrechtslage in den Maghreb-Staaten nicht mitmachen.“
Februar 2017:
Die Website „Der Liebe wegen“ in den Medien
Der Liebe wegen gedemütigt und verfolgt (Badische Zeitung)
7.2.2017, Uwe Bogen: Schwule und Lesben im Südwesten: Verfolgt und gejagt – der Liebe wegen (Stuttgarter Nachrichten und Stuttgarter Zeitung)
7. und 8.2.2017: Radio Dreyecksland: Neue Website zu aufgrund ihrer Sexualität Verfolgten im deutschen Südwesten
In mehreren Internetportalen sind Beiträge über unsere Website erschienen:
z. B. bei der Landeszentrale für politische Bildung, bei Schwulst online, bei Beobachternews – Magazin für politische Bewegung im Südwesten oder auf der Website des universitären Forschungsprojektes www.lsbttiq-bw.de.
Neues Grußwort
Seit dem 25.2.2017 haben wir ein neues Grußwort erhalten und unter der Rubrik „Grußworte“ veröffentlicht: und zwar von Dr. Martin Ulmer
Mitglied des Sprecherrats der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen in Baden-Württemberg (LAGG) – herzlichen Dank hierfür.
Hörtipp: Der Paragraf 175 – Langes Warten auf Gerechtigkeit
(Deutschlandfunk vom 28.2.2017)
http://www.deutschlandfunk.de/der-paragraf-175-langes-warten-auf-gerechtigkeit-fuer.724.de.html?dram:article_id=380137
Januar 2017
Zum Erkenntnis- und Forschungsstand über Kastrationen homosexueller Männer in der Nachkriegszeit vor dem Hintergrund der aktuellen §175-Entschädigungsvorhaben
Ausgelöst durch den Exkurs „Kastration homosexueller Männer in der Nachkriegszeit“ auf unserer Website und vor dem Hintergrund der aktuellen §175-Entschädigungsvorhaben sind hierzu mehrere Presseberichte erschienen:
25.1.2017, Sascha Maier: Kastriert, der Liebe wegen (Stuttgarter Nachrichten und Stuttgarter Zeitung);
25.1.2017, queer.de: §175: Noch bis Ende der Sechzigerjahre wurden Schwule kastriert (mit 41 Kommentaren);
25.1.2017, Männer: Schwule noch bis in 1960er kastriert;
7.2.2017, Gay News Europe: Homosexuelle vor ein paar Jahrzehnten kastriert;
17.2.2017, TEDDY AWARD Preisverleihung, Berlin: Bühnengespräch zum §175 mit dem Berliner Justizsenator (ab ca. Minute 33, ab ca. Minute 39 Kastrationen in den 60er Jahren im Gefängnis in der Nähe von Stuttgart).
Da wir zum Thema mehrere Nachfragen erhalten haben, wollen wir Folgendes dazu anmerken: der Historiker Jens Kolata forschte zu Kastrationsoperationen, die während des Nationalsozialismus an der Chirurgischen Universitätsklinik Tübingen durchgeführt wurden (siehe hierzu https://www.aerztekammer-bw.de/aerzteblatt/aebw-archiv/2015/Aerzteblatt_Baden-Wuerttemberg_11-2015.pdf, S. 564-567).
Per Zufall ist er dabei auf eine 1980 erschienene Studie von Nikolaus Heim mit dem Titel „Die Kastration und ihre Folgen bei Sexualstraftätern“ gestoßen, die sich u. a. mit Kastrationen von homosexuellen Männern im Vollzugsgefängnis Hohenasperg bei Ludwigsburg im Zeitraum zwischen April 1963 und August 1978 befasst. Er hat mich, Ralf Bogen, darüber informiert, worauf ich ihn bat, für unsere Website einen kurzen Beitrag über den Fund zu verfassen.
Leider haben wir zum Thema keine über das in dem Exkurs Geschriebene hinausgehende Erkenntnisse. Weder Jens Kolata noch wir anderen Projektbeteiligten von „Der Liebe wegen“ verfügen über die nötigen zeitlichen Kapazitäten hierzu vertiefend zu recherchieren. Wir haben PD Dr. Cüppers vom Forschungsprojekt „LSBTTIQ in Baden und Württemberg. Lebenswelten, Repression und Verfolgung im Nationalsozialismus und der Bundesrepublik Deutschland“ der Universität Stuttgart gebeten, diese Kastrationen als auch Isolationshaft von §175-Strafgefangenen bis in die 1960er Jahre umfassend aufzuarbeiten, was dieser bereits zugesagt hat. Dies wird aber noch eine gewisse Zeit benötigen.
Warum gibt es sowohl www.der-liebe-wegen.de als auch www.lsbttiq-bw.de?
Schon lange war es Wunsch der regionalen LSBTTIQ-Selbstorganisationen und der außeruniversitär Forschenden in Baden-Württemberg, in einem staatlich geförderten Forschungsprojekt die Ausgrenzungs- und Verfolgungsgeschichte von LSBTTIQ-Menschen in der Region des heutigen Baden-Württemberg aufzuarbeiten und in einem Internetprojekt für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen, – sehr gerne gemeinsam mit der universitären Geschichtsforschung.
Es kam anders: das Historische Institut der Universität Stuttgart, die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld und das Institut für Zeitgeschichte erhielten Fördergelder, ohne eine Einbindung der regionalen LSBTTIQ-Selbstorganisationen und der außeruniversitär Forschenden von Anfang an realisieren zu müssen. Dabei wäre bereits bei Konzeption und Zielfindung des mehrteilig angelegten Forschungsprojekts der „Etablierten“ eine Beteiligung der „Nicht-Etablierten“ kein Nachteil gewesen, – schade um die dort verpassten Chancen.
Der Start des universitär geleiteten Forschungsprojekts „LSBTTIQ in Baden und Württemberg. Lebenswelten, Repression und Verfolgung im Nationalsozialismus und der Bundesrepublik Deutschland.“ ohne Beteiligung der langjährig engagierten Community blieb von dieser natürlich nicht unkommentiert und hat diese erneut „bewegt“:
In Kooperation von Weissenburg e. V., Stuttgart, und Rosa Hilfe Freiburg e. V. wurde ein Antrag auf Fördermittel im Rahmen des Aktionsplans der Landesregierung für Akzeptanz und gleiche Rechte gestellt: Ziel war die Realisierung des Internetprojekts „Der Liebe wegen“. Unter diesem Titel sollte und wird nun der Erkenntnisstand außeruniversitär Forschender zur Ausgrenzungs- und Verfolgungsgeschichte zusammenfassend dargestellt.
Zum Zeitpunkt der Antragstellung war den Beteiligten aus der Community nicht bekannt, dass im Rahmen des universitär geleiteten Forschungsprojekts von Beginn an, – d. h. zu einem Zeitpunkt, zu dem noch keine universitären Forschungsergebnisse aus dem Projekt heraus vorliegen konnten –, ebenso ein Internetportal vorgesehen war.
Nun gibt es also gegenwärtig zwei Internetportale zum Thema. Seitdem wir wissen, dass dem so ist, setzen wir uns für eine abgestimmte Öffentlichkeitsarbeit ein. Für Ende März / Anfang April 2017 sind weitere Gespräche hierzu vereinbart, nicht die ersten Gespräche und sicher auch nicht die letzten. Wir wünschen eine Zusammenarbeit, die alle Beteiligten als Bereicherung erleben können, zumal bei einigen wichtigen Themen die Möglichkeiten und zeitlichen Kapazitäten außeruniversitär Forschender an Grenzen gelangen, um deutliche Fortschritte zu erreichen. Als Beispiele seien hierfür genannt:
- die Geschichte der Repression geschlechtlicher Vielfalt in der Region des heutigen Baden-Württemberg während des Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit;
- Schnittmengen, Wechselwirkungen und Zusammenhänge zwischen einer patriarchalisch-repressiven Geschlechter- und Familienpolitik, der Frauen- und LSBTTIQ-Emanzipationsbewegungen, insbesondere der Lesbenbewegung, in der Region des heutigen Baden-Württemberg;
- die umfassende Aufarbeitung von Kastrationen und Isolationshaft von §175-Strafgefangenen bis in die 60er Jahre in Baden-Württemberg;
- eine Aufarbeitung der Rolle der Kirchen sowie der Universitäten (hier insbesondere die Lehrinhalte bei den Studienfächer Psychiatrie, Medizin, Psychologie, Religionswissenschaften, Geschichte) bei der Ausgrenzung, Verfolgung und Pathologisierung von LSBTTIQ-Menschen.
Wir empfehlen das Internetportal www.lsbttiq-bw.de, da hier viele interessante Beiträge noch einmal von einem anderen Blickwinkel erstellt, ausgewählt und veröffentlicht wurden und noch werden, insbesondere die sehr wichtigen und spannenden Zeitzeug_innen-Videointerviews, die man sich hier anschauen kann (siehe http://www.lsbttiq-bw.de/zeitzeuginnen-interviews/ ).
- 25.01.2025: Gedenken an die Opfer der NS-Diktatur im Hospitalhof: Aktueller und bedeutsamer denn je
- Januar 2025: Ein ganzes Leben in Zwangseinrichtungen
- 5.12.2024: Interview zu Veränderungen von queerem Leben am Arbeitsplatz
- 21.-23.11.2024: „Queere Menschen und die Kirchen“ – ein subjektiver Tagungsbericht
- 17.11.2024: Für einen der größten CSD’s in diesen schwierigen politischen Zeiten Verantwortung zu übernehmen verdient Respekt!