Die Stadt Strassburg und der Verein „Stolpersteine 67“ haben unser Projekt „Der-Liebe-wegen.org“ zur Verlegung von zwei Stolpersteinen für ein deutsch-französisches Männerpaar am Freitag, 16. Mai, um 14 Uhr in Straßburg eingeladen. Über die darin zum Ausdruck kommende Wertschätzung queerer Erinnerungskultur freuen wir uns und werden der Einladung gerne folgen. An dieser Stelle veröffentlichen wir einen Beitrag des Pressedienstes der Landeshauptstadt Stuttgart vom 15. Mai 2025:

Mit der Verlegung von zwei Stolpersteinen erinnern die Stadt Straßburg und der Verein Stolpersteine 67 am Freitag, 16. Mai, um 14 Uhr in Straßburg an ein deutsch-französisches Männerpaar. Der deutsche Schutzpolizist Josef Martus aus Kirrlach im Kreis Karlsruhe und der Straßburger Eugen Eggermann lernten sich in der von den Deutschen besetzten französischen Stadt zu Zeiten des Nationalsozialismus kennen und lieben. Beide wurden im März 1942 in Untersuchungshaft genommen. Der Grund: Martus´ Ehefrau hatte die zwei Männer wegen ihrer homosexuellen Beziehung angeschwärzt. Josef Martus konnte fliehen und auch Eugen Eggermann vorübergehend aus dem Gefängnis befreien. Am 1. April aber wurden beide wieder verhaftet. Am 10. August 1942 wurde Josef Martus auf der Stuttgarter Dornhalde hingerichtet.

Die Geschichte des Paares wurde im Jahr 2015 durch Werner Biggel und seinen Mann Ralf Bogen vom Internetprojekt „Der-Liebe-wegen.org“ des Weissenburg e.V. Zentrum LSBTIQA+ Stuttgart erstmals aufgearbeitet – unter anderem durch Recherchen im Staatsarchiv Straßburg. Ihr Engagement ist Teil einer breiten zivilgesellschaftlichen Bewegung in Stuttgart, die sich für die Sichtbarmachung queerer NS-Opfer einsetzt. Seit 2010 wurden dort erste Stolpersteine für homosexuelle Verfolgte verlegt. Seit 2018 sind ihre Geschichten Teil der Dauerausstellung im Erinnerungsort Hotel Silber, dem ehemaligen Sitz der Gestapo in Württemberg.

Die Zeremonie in Straßburg würdigt somit nicht nur zwei individuelle Schicksale, sondern steht auch für die gemeinsame Verantwortung beider Städte, verdrängte Geschichte aufzuarbeiten und queere Erinnerungskultur zu stärken.

Floriane Varieras, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Straßburg mit Zuständigkeit für Gleichstellung und Antidiskriminierung, wird bei der Zeremonie sprechen. Auch die Stadt Stuttgart ist bei der Zeremonie vertreten, unter anderem durch die Abteilung für Chancengleichheit.

Barbara Straub, Leiterin der Abteilung für Chancengleichheit der Landeshauptstadt Stuttgart, betont die Bedeutung dieser internationalen Gedenkarbeit: „Die Abteilung für Chancengleichheit der Landeshauptstadt Stuttgart, in der die Koordinierungsstelle LSBTIQ+ angesiedelt ist, setzt sich dafür ein, vielfältige Geschlechterperspektiven auch in der Erinnerungskultur sichtbar zu machen und zu verankern. In Zusammenarbeit mit der Koordinierungsstelle Erinnerungskultur der Stadt Stuttgart unterstützen wir die kommunale queere Erinnerungsarbeit aktiv. Die heutige Veranstaltung ist ein eindrucksvolles Zeichen für die lebendige Städtepartnerschaft zwischen Stuttgart und Straßburg, die nicht nur von politischem Austausch, sondern auch von gemeinsamem Erinnern und solidarischem Handeln getragen wird.“

Ausführliche Informationen zur Geschichte von Josef Martus und Eugen Eggermann finden sich auch auf dem Online-Portal https://der-liebe-wegen.org, das queere Lebensgeschichten und Verfolgungsschicksale im Nationalsozialismus dokumentiert und zugänglich macht.

Die Verlegung der Stolpersteine findet am Freitag, den 16. Mai 2025, um 14 Uhr in Straßburg, 19 Rue des Grandes Arcades, statt.

Siehe auch hierzu den Beitrag „Erinnerungen an einen Polizisten, der starb, weil er einen Mann liebte“ – von Uwe Bogen in den Stuttgarter Nachrichten,