Albert Fendel
* 20.3.1904 Neckargartach
Der in Neckargartach (Kreis Heilbronn) geborene Albert Fendel, evangelisch, hat nach Besuch der dortigen Volksschule eine Lehre als Eisendreher absolviert. Danach arbeitete er in seinem Beruf bei der Firma Weipart und Böhne in Heilbronn. Im Alter von 25 Jahren heiratete er Anna geb. Köhnle. Ca. sieben Jahre später, am 2. Dezember 1936, wurde er „wegen eines fortgesetzten Verbrechens der Unzucht mit dem damals 16 Jahre alten Dienstknecht Otto D. in Neckargartach zu der Gefängnisstrafe von 10 Monaten“ vom Landgericht Heilbronn verurteilt. Diese Strafe verbüßte Fendel vom 2. Dezember 1936 bis 2. August 1937 im Rottenburger Gefängnis. Während der Haftzeit erwirkte seine Ehefrau am 1. Juni 1937 die Ehescheidung, wobei Fendel für das von ihr mit in die Ehe gebrachte Kind unterhaltspflichtig blieb.
Wegen „Unzucht mit Männern“ kam es am 20. September 1938 zu einer zweiten Verurteilung durch das Landgericht Heilbronn: Fendel, zu diesem Zeitpunkt wohnhaft in der Lotharstrasse 35 in Heilbronn, erhielt dieses Mal zwei Jahre Zuchthaus, die er ab dem 28. September 1938 im Zuchthaus Ludwigsburg verbüßte. Zusätzlich waren ihm auch die bürgerlichen Ehrenrechte auf drei Jahre aberkannt worden.
Das Strafende sollte der 24. August 1940 sein. Doch es kam anders: In einem Schreiben der Kriminalpolizei – Kriminalpolizeileitstelle Stuttgart – vom 18. Juli 1940 an den Vorstand des Zuchthauses Ludwigsburg heißt es: „Betr.: Zulieferung des Zuchthausgef. Albert Fendel, geb. 20.3.04 in Neckargartach, zur Prüfung der pol. Vorbeugungshaft. Fendel verbüsst dort bis 24.8.1940 eine Zuchthausstrafe von 2 Jahren wegen Unzucht mit Männern. Ich bitte ihn nach der Strafverbüßung nicht auf freien Fuß zu setzen, sondern ihn auf dem ordentlichen Schubweg in das Gefängnis der Kriminalpolizeileitstelle Stuttgart, Büchsenstrasse 37, zur Prüfung der Frage der Anordnung der pol. Vorbeugungshaft überstellen zu lassen.“ (siehe StAL 356dV Bü 2192). So wurde er im Alter von 36 Jahren am 21. September 1940 durch die “Kripoleitstelle Stuttgart“ in das KZ Dachau eingewiesen (siehe 1.1.6.2, Doc-ID 10041168, ITS Digital Archive / Bad Arolsen). Bis zur Befreiung am 29. April 1945 überlebte er zahlreiche medizinische Versuche (u. a. Malariaversuche 1942).
(Wir danken Rainer Hoffschildt für Informationen aus seinem Projekt „Namen und Gesichter“, dem ITS Bad Arolsen und dem Staatsarchiv Ludwigsburg)
© Text und Recherche bzw. Anmerkungen zu überlieferten Dokumenten: Werner Biggel / Ralf Bogen
Schreiben des Zuchthauses Ludwigsburg an die Staatliche Kriminalpolizeileitstelle Stuttgart vom 3. Juli 1940 und das Antwortschreiben der Kripoleitstelle vom 18. Juli 1940 (Staatsarchiv Ludwigsburg, StAL E 356dV Bü 2192).
Häftlingskarteikarte des KZ Dachau (siehe 1.1.6.2, Doc-ID 10041168, ITS Digital Archive / Bad Arolsen)
Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Heilbronn, Lohtorstraße 35
Täterorte in Baden-Württemberg:
Landgericht Heilbronn
Gefängnis in Rottenburg
Zuchthaus Ludwigsburg
KZ einweisende Dienststelle: „Kripoleitstelle Stuttgart“
Weiterer Täterort:
KZ Dachau