* 30.6.1906 Freiburg

† 1984 Bad Cannstatt

Bernhard Braun wurde am 30. Juni 1906 in Freiburg geboren. Er war Hilfsarbeiter, katholisch und ledig.

Seine erste Strafe wegen „widernatürlicher Unzucht“ erfolgte 1928 durch das Schöffengericht Freiburg. Das Urteil war 1 Monat Gefängnis. Danach ging er nach Berlin, wo er 1936 vom dortigen Landgericht wegen „widernatürlicher Unzucht mit Männern“ zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt wurde.

1939 wurde er erneut vom Landgericht Berlin wegen Unzucht mit Männern zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Nach Verbüßung dieser Strafe war er als Angestellter in Berlin tätig, bis er 1942 zur Wehrmacht einberufen wurde. Als Wehrmacht-Unteroffizier wurde er in Russland eingesetzt und geriet 1945 in russische Gefangenschaft. Bis 1949 wurde er als Kriegsgefangener in Sibirien im Kohlenabbau verwendet.

Nach seiner Entlassung 1949 kehrte er zu seinen Eltern nach Freiburg zurück. Kaum aus der Kriegsgefangenschaft zurück, stand er 1951 wegen gleichgeschlechtlicher Betätigung wieder vor Gericht. Er wurde zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt. Bei seiner Vernehmung machte er folgende Aussage: „Ich muss zugeben, dass ich homosexuell veranlagt bin. In meinem ganzen Leben habe ich 3-mal mit einer Frau geschlechtlich verkehrt. Auf Grund meiner Veranlagung kann ich mich für eine Frau nicht erwärmen und habe auch in keiner Art und Weise etwas an einer Frau. Anders verhält sich die Sache, wenn ich nun einen Mann sehe, der in seinem Äußeren anmutig und schön ist. Auch in diesen Fällen habe ich nicht gleich das Bedürfnis, in geschlechtliche Beziehung zu diesem Mann zu treten. Ich kann ruhig sagen, dass es meistens rein platonischer Art ist, was mich an einem Mann interessieren kann. Nie würde ich auch einen Mann verführen, von dem ich das Gefühl habe, dass er zu der Schicht Menschen gehört, die man als anständig bezeichnen kann. Anders verhält es sich, wenn ich einen Mann sehe, der etwas darstellt, auf der anderen Seite aber weniger wertvoll ist. Hier leiten mich dann die Gedanken, dass man bei einem solchen Mann kaum etwas zertrümmern kann. Dann ist auch die Gefahr einer Verfehlung sehr groß und gegeben.“

Nach seiner Entlassung zog er 1952 nach Stuttgart. Er starb 1984 in Bad Cannstatt.

(StAF, Bestand F176/13, Nr. 264, Prozessakte; Standesamt Freiburg)

© Text und Recherche: William Schaefer


pin3d428b  Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Freiburg, allgemein


Täterort in Baden-Württemberg:
Schöffengericht Freiburg

Täterort nach 1945:
Gericht Freiburg

Weitere Täterorte:
Landgericht Berlin