Bruno Wölkert
* 12.12.1902 Schönebeck an der Elbe
Bruno Wölkert wurde am 12. Dezember 1902 in Schönebeck an der Elbe im heutigen Sachsen Anhalt geboren und evangelisch getauft. Der Ledige arbeitete später als Artist im Zirkus bei einer Seiltanzgruppe, arbeitete aber auch als Eisverkäufer und wohnte in Offenbach am Main in Hessen.
Er wurde recht oft bestraft, so beispielsweise mit acht Monaten Gefängnis bereits als 19-Jähriger 1922 in Kassel und auch 1936 in Konstanz mit acht Monaten Gefängnis. 1938 hatte er sieben Gefängnisstrafen und eine Haftstrafe als Vorstrafen; es ging dabei um Strafen wegen Betrugs, Bettelns, Unterschlagung, Nötigung und auch nach § 175a.
Am 23. März 1938 verurteilte den 35-Jährigen das Landgericht Konstanz erneut, diesmal wegen „widernatürlicher Unzucht“ und Diebstahls zu zwei Jahren Zuchthaus und zu fünf Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte.
Zur Strafverbüßung transportierte man ihn am 20. Mai 1938 zur Schwerstarbeit im Moor in das Strafgefangenenlager Esterwegen im Emsland. Dann ging es über die Haftanstalt Lingen an der Ems am 13. September 1938 in das Zuchthaus Celle. Kurz vor seiner Entlassung beurteilte man ihn dort für die Kriminalpolizei ungünstig. Und so entließ man ihn nach voll verbüßter Strafe am 24. März 1940 nicht in die Freiheit, sonder die Polizei nahm ihn in Vorbeugungshaft.
Am 3. Mai 1940 transportierte ihn die Polizei auf Anweisung der Kriminalpolizei in das KZ Sachsenhausen, wo er zur Nummer 19.468 gemacht wurde und man ihn in die Gruppe der § 175-„Berufsverbrecher“ einstufte. Er muss dann sehr bald, vermutlich im Juli oder August 1940, in das KZ Neuengamme bei Hamburg gekommen sein, denn er erhielt dort die sehr niedrige Häftlingsnummer 116. Im Februar 1944 wurde ein Vermerk im Labor-Journal des Häftlingskrankenblocks im KZ Neuengamme erstellt. Dass er noch etwa im Herbst 1944 im KZ Neuengamme lebte und als Hilfsarbeiter eingesetzt wurde, belegt eine Karteikarte, die für das SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt in Berlin erstellt wurde. Dieses wollte mit IBM-Computer den Arbeitseinsatz der KZ-Häftlinge optimieren, was aber nicht gelang. Sein weiteres Schicksal ist nicht bekannt.
(Niedersächsisches Landesarchiv, Hauptstaatsarchiv Hannover, Hann. 86 Celle Acc. 142/90 Nr. 38/384. Archiv der Gedenkstätte Sachsenhausen. Ich danke Joachim Müller, Berlin, für die Informationen. Karteikarte im Hauptregister des Internationalen Suchdienstes in Bad Arolsen. Ich danke William Schaefer, Denzlingen, für Informationen. Bundesarchiv, Berlin, Karteikarte für das SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt in Berlin, erstellt Herbst 1944 bis Frühjahr 1945.)
© Text und Recherche: Rainer Hoffschildt
Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Konstanz, allgemein
Täterort in Baden-Württemberg:
Landgericht Konstanz
Weitere Täterorte:
Gericht Kassel
Strafgefangenenlager Esterwegen
Haftanstalt Lingen
Zuchthaus Celle
KZ Sachsenhausen
KZ Neuengamme