Friedrich Freiherr von Wangenheim-Brunner
* 8.1.1885 Wolfenbüttel
† 17.8.1942 KZ Dachau
Friedrich Wangenheim-Brunner wurde 1885 in Wolfenbüttel, einer niedersächsischen Stadt, geboren. Er war nicht von Geburt an adlig, sondern ließ sich 1922 von einer weitläufigen Verwandten adoptieren und durfte den Namen Freiherr von W-B führen. Er war evangelisch, hatte 2 Kinder und war 1941 verwitwet. Seine Ehefrau ließ sich kurz vor ihrem Tod von ihm scheiden. Friedrich B. diente von 1904 bis 1920 in einem Infanterie Regiment und erhielt 4 Orden. Er wurde als Major entlassen.
Friedrich Freiherr von W-B hatte 2 Vorstrafen wegen § 175: Eine Strafe vom Amtsgericht Heilbronn aus dem Jahr 1933 und eine Strafe aus dem Jahr 1940 vom Landgericht Braunschweig. Am 23. September 1941 wurde er erneut wegen homosexueller Handlungen vom Landgericht Waldshut zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr verurteilt. Durch diese Verurteilung verlor er das Recht, die Bezeichnung „Major a.D.“ zu führen. Ein Zitat aus einem Schreiben des Führerhauptquartiers vom 9. Dezember 1943:
Die dem Urteil zugrunde liegenden Verfehlungen sind ehrenrührig im Sinne des Gesetzes über die Entziehung des Rechts zum Führen einer Dienstbezeichnung der Wehrmacht vom 26. Juni 1935. Nach § 2 dieses Gesetzes ist somit für den char. Major a.D. Friedrich Freiherr von W-B von Rechts wegen das Recht zum Führen der früheren Offiziers-Dienstgradbezeichnung „char. Major a.D.“ erloschen.
W-B kam von Waldshut aus ins Strafgefängnis Mannheim und von dort in die Untersuchungshaftanstalt Pforzheim. Nach Verbüßung seiner Strafe wurde er nicht entlassen, sondern verblieb für die Staatliche Kriminalpolizei Karlsruhe weiter in Haft. Am 7. August 1942 wurde er in das Konzentrationslager Dachau transportiert. Dort war er nicht als „homosexuell“, sondern unter „Polizeilicher Sicherungsverwahrung“ registriert. Zehn Tage später, am 17. August 1942, war er bereits tot.
Eine NS-Personenbeschreibung von ihm ist erhalten:
1.81m groß, kurze dunkelblonde Haare, braune Augen, keinen Bart, gute Zähne.
(StAF Bestand F 180/1, KLs 19/41, Prozessakte; Archiv der Gedenkstätte Dachau.)
© Text und Recherche: William Schaefer
Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Waldshut, allgemein
Täterorte in Baden-Württemberg:
Amtsgericht Heilbronn
Landgericht Waldshut
Strafgefängnis Mannheim
Untersuchungshaftanstalt Pforzheim
KZ einweisende Dienststelle: Staatliche Kriminalpolizei Karlsruhe
Weitere Täterorte:
Landgericht Braunschweig
KZ Dachau