Gotthold Schlusser
* 8.3.1895 Gallenweiler
† 1977
Gotthold Schlusser wurde am 8. März 1895 in Gallenweiler, einem kleinen Ort im Markgräflerland, geboren. Sein Vater war evangelischer Pfarrer. Gotthold hatte einige Geschwister und lebte in geordneten Familienverhältnissen.
Zuerst besuchte er die Realschule, wo er aber schwer mitkam. Er wechselte dann die Schule und schaffte den Volksschulabschluss. Danach machte er eine Gärtnerlehre. Er diente ab 1914 bis Kriegsende als Kriegsfreiwilliger. Anschließend arbeitete er weiter als Gärtner. Er heiratete 1923. Seine Ehe wurde 1925 für nichtig erklärt, weil er die Ehe nicht vollzogen hatte. Wegen drei Sittlichkeitsverbrechen wurde er 1935 vom Landgericht Freiburg zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt. Er verbüßte seine Strafe im Landesgefängnis Freiburg, aus dem er Anfang 1936 entlassen wurde.
Am 16. September 1938 stellte er, während er in Untersuchungshaft wegen Unzucht mit Männern und Verführung dazu in zwei Fällen saß, einen Antrag auf freiwillige Entmannung. Wegen dieser sexuellen Vergehen wurde Gotthold am 20. Oktober 1938 vom Landgericht Freiburg zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr verurteilt. Dazu wurde Unterbringung in einer Heil- und Pflegeanstalt angeordnet. Die Entmannung wurde während der Haft Anfang August 1939 vorgenommen. Nach Verbüßung seiner Strafe kam er am 16. August 1939 in die Heil- und Pflegeanstalt Emmendingen. Dort wurde berichtet, er hält sich tadellos, vollkommen unauffällig, ist willig, freundlich, zurückhaltend. (Er) ist dauernd ein sehr fleissiger Haus- und Gartenarbeiter, bereitet keinerlei Schwierigkeiten, nimmt lebhaft Anteil an den Weltereignissen. (Er) kümmert sich sehr um seine Familienangehörigen.
In einem ärztlichen Bericht vom 5. Oktober 1939 über die Folgen der Entmannung wurde berichtet, er sei zufrieden und glücklich, dass er entmannt ist. Gotthold wurde am 10. August 1940 aus der Anstalt nach Hause entlassen. Über seinen weiteren Lebensweg ist nichts bekannt. Er starb 1977.
(StAF Bestand E 120/1, Krankenakte der Heil- und Pflegeanstalt Emmendingen über Gotthold Sch.; ebd Bestand F 176/19, Nr. 9500, Register für Hauptverfahren 1935-1948, Abt. 2; Standesamt seines Geburtsorts.)
© Text und Recherche: William Schaefer
Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Gallenweiler, allgemein
Täterorte in Baden-Württemberg:
Landgericht und Landesgefängnis Freiburg
Heil- und Pflegeanstalt Emmendingen