* 11.4.1909 Arnbruck

† 1987 Köln

Heinrich Schreckinger wurde am 11. April 1909 in Arnbruck in Niederbayern geboren und katholisch getauft. Der Ledige wohnte später in Stuttgart und arbeitete als Buchdrucker.

Am 31. Oktober 1939 verurteilte den 30-Jährigen das Landgericht Stuttgart wegen „Unzucht unter Männern“ zu einem Jahr und drei Monaten Zuchthaus. Er war einmal mit einer Gefängnisstrafe vorbestraft.

Zur Strafverbüßung transportierte man ihn zunächst in das Zuchthaus Ludwigsburg und von dort am 9. Februar 1940 zur Schwerstarbeit im Moor in das Strafgefangenenlager Börgermoor im Emsland. Dort beschrieb man ihn beim Zugang wie folgt: 1,83 m groß, mittlere Gestalt, rasiert, blaugraue Augen und blondes Haar. Am 25. August 1940 überführte man ihn in das Zuchthaus Bremen-Oslebshausen und am 26. November 1940 wieder ins Emsland zurück, diesmal in das Strafgefangenenlager Walchum. Rein rechnerisch sollte seine Strafverbüßung am 7. Februar 1941 enden und vermutlich entließ man ihn auch.

Doch am 30. Dezember 1942 transportierte die Polizei den 33-Jährigen in das KZ Natzweiler in Elsass-Lothringen im besetzten Teil Frankreichs, wo man ihn zur Nummer 1.989 machte und ihn in die Gruppe der § 175-„Berufsverbrecher“ einstufte. Am 9. März 1943 ging es weiter in das KZ Buchenwald, wo er am Tag darauf eintraf, die Häftlingsnummer 10.427 erhielt, als „Homo“ eingestuft und zunächst im Block 62 und noch zwei Tage später im Block 36 untergebracht wurde. Block 36 bedeutet, er musste Schwerstarbeit im Steinbruch leisten. Später verlegte man ihn in den Block 30. Am 22. Januar 1944 überführte man ihn in das KZ Mittelbau-Dora, wo man in unterirdischen Stollen für die Rüstungsindustrie arbeiten musste und z.B. Teile der „Wunderwaffe“, der Rakete V2, produzierte. Im November 1944 befand er sich im Lager Mittelbau-Dora II, Kommando Erich in Ellrich als „Homo 10427“.

Er überlebte den NS-Terror und starb 1987 in Köln.

(Karteikarte: Niedersächsisches Landesarchiv, Staatsarchiv Osnabrück Rep. 947 Lin I, Lager Börgermoor. Staatsarchiv Bremen, Gefangenenbücher der Haftanstalt Bremen-Oslebshausen. Ich danke dem Historiker Christian-Alexander Wäldner, Weetzen, für zusätzliche Informationen auch aus dem Standesamt Drachselried. Archiv der Gedenkstätte Yad Vashem, Jerusalem, Microfilm Project of Yad Vashem, Dokumente des International Tracing Service (ITS), Bad Arolsen. Archiv der Gedenkstätte Natzweiler. Ich danke Mathias Strohbach für zusätzliche Informationen. Ich danke Jean-Luc Schwab für zusätzliche Informationen über das KZ Natzweiler. Archiv der Gedenkstätte Buchenwald. Ich danke Wolfgang Röll aus der Gedenkstätte Buchenwald für die Informationen. Ich danke Prof. Rüdiger Lautmann, Berlin, der im ITS in Bad Arolsen forschte, für zusätzliche Informationen. Karteikarten im Hauptregister des Internationalen Suchdienstes in Bad Arolsen. Ich danke Ralf Bogen und Werner Biggel, Stuttgart für zusätzliche Informationen.)

© Text und Recherche: Rainer Hoffschildt


Zu Heinrich Schreckinger unten stehend folgende Dokumente:

  • Akten des Strafgefangenen sowie das Schreiben des Vorstands des Zuchthauses Ludwigsburg vom 7. Februar 1940 an den Oberstaatsanwalt Stuttgart betreffend Versetzung in das Strafgefangenenlager Brual-Rhode (siehe Staatsarchiv Ludwigsburg, 356dV Bü 2655).
  • Effektenkartei des KZ Natzweiler (siehe 1.1.29.2, Doc-ID 3229530, ITS Digital Archive / Bad Arolsen).
  • „Fragebogen für Häftlinge“ (drei Seiten) sowie eine weitere Karteikarte des KZ Buchenwald (siehe 1.1.5.3, Doc-ID 7058411 und 7058413, ITS Digital Archive / Bad Arolsen)
  • Antrag von Heinrich Schreckinger, Block 36 des KZ Buchenwald, an den Lagerarzt auf Lieferung stärkerer Brillengläser vom 27. April 1943 (siehe 1.1.27.2, Doc-ID 2715483, ITS Digital Archive / Bad Arolsen – Anm. Biggel / Bogen).

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pin3d428b  Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Stuttgart, allgemein


Täterorte in Baden-Württemberg:
Landgericht Stuttgart
Zuchthaus Ludwigsburg

Weitere Täterorte:
Borgermoor Emsland
Zuchthaus Bremen-Oslebshausen
Strafgefangenenlager Walchum
KZ Natzweiler
KZ Buchenwald
KZ Mittelbau-Dora