* 1917 Frankenthal (Rheinpfalz)

Heinz M. wurde 1917 in Frankenthal geboren und evangelisch getauft. Der ledige Hilfsarbeiter lebte auch später in Frankenthal.

1935 verurteilte den 18-Jährigen das Landgericht in München wegen Strichjungentätigkeit nach § 175a Ziffer 4 zu vier Monaten Gefängnis. 1936 verurteilte ihn das Landgericht Stuttgart nach § 175 zu sechs Monaten Gefängnis, abzüglich von einem Monat Untersuchungshaft. Schließlich verurteilte ihn ein Gericht in Saarbrücken wegen „Vergehen gegen den § 175a“ zu zwei Jahren und sechs Monaten Gefängnis, abzüglich von 157 Tagen, 4 Stunden und 30 Minuten Untersuchungshaft.

Zur Strafverbüßung transportierte man ihn zunächst in das Gefängnis Diez und am 26. Oktober 1939 zur Schwerstarbeit in das Strafgefangenenlager Rodgau, Lager II, in Oberroden in Hessen. Dort beschrieb man ihn beim Zugang wie folgt: 1,72 m groß, kräftige Gestalt, rasiert, graue Augen und dunkles Haar. Zu seinem Strafende am 20. August 1941 entließ man ihn dort nicht in die Freiheit, sondern überführte man ihn zwei Tage später in das Polizeigefängnis Stuttgart.

Auf Anweisung der Kriminalpolizei Ludwigshafen vom 6. Oktober 1941 transportierte man ihn in das KZ Flossenbürg in Bayern, wo er die Häftlingsnummer 3.193 erhielt. Dass er noch etwa im Herbst 1944 im KZ Sachsenhausen lebte und als Hilfsarbeiter eingesetzt wurde, belegt eine Karteikarte, die für das SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt in Berlin erstellt wurde. Dieses wollte mit IBM-Computer den Arbeitseinsatz der KZ-Häftlinge optimieren, was aber nicht gelang. Auf diesen Karten verzeichnete man nicht mehr den Namen, die Häftlingsnummer reichte aus. In Sachsenhausen, wohin man ihn am 10. Dezember 1943 überführte, hatte man ihn zur Nummer 73.646 gemacht. Sein weiteres Schicksal ist nicht bekannt.

(Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Bestand G 30 Rodgau, Rodgau-Karteikarten. Ich danke dem Historiker Christian-Alexander Wäldner, Weetzen, für zusätzliche Informationen, die er in der Akte Hermann Sigismund bei seiner Emslandlager-Erhebung fand. Bundesarchiv, Berlin, Karteikarte für das SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt in Berlin, erstellt Herbst 1944 bis Frühjahr 1945 Nr.80587.)

© Text und Recherche: Rainer Hoffschildt


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Von Heinz M. ist die Effektenkartei des KZ Flossenbürg mit dem Vermerk „§ 175“ überliefert (siehe 1.1.8.3, Doc-ID 10951595, ITS Digital Archive / Bad Arolsen – Anm. Biggel / Bogen).


pin3d428b  Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Stuttgart, allgemein


Täterorte in Baden-Württemberg:
Landgericht Stuttgart
Polizeigefängnis Stuttgart

Weitere Täterorte:
Landgericht München
Gericht in Saarbrücken
Gefängnis Diez
Strafgefangenenlager Rodgau
Kriminalpolizei Ludwigshafen
KZ Flossenbürg
KZ Sachsenhausen