* 30.12.1908 Freiburg

Josef Franz Bayer wurde am 30. Dezember 1908 in Freiburg i. Br. geboren und katholisch getauft. Der Ledige lebte auch später in seiner Geburtsstadt und arbeitete als Speditionskaufmann.

Am 28. Mai 1943 verurteilte den 34-Jährigen ein Gericht in Wiesbaden wegen „widernatürlicher Unzucht“ zu einem Jahr und neun Monaten Zuchthaus und zu drei Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Zugleich bestimmte das Gericht, dass er ein „wehrunwürdiger Kriegstäter“ sei. Diese Täter verwahrte man zwar weiterhin in Haft, ihre eigentliche Strafe sollten sie aber erst nach Kriegsende verbüßen. Die Haft sollte unter erschwerten Bedingungen erfolgen, z.B. in den Emslandlagern. Dies sollte Straftäter davor abschrecken, sich durch eine Straftat dem gefährlichen Dienst an der Front zu entziehen. Für die Straftäter wurde die Haft dadurch unabsehbar lang. Zur Strafverbüßung transportierte man ihn zur Schwerstarbeit im Moor in das Strafgefangenenlager Walchum im Emsland. Von dort überführte man ihn am 4. Januar 1944 in das Zuchthaus Bremen-Oslebshausen.

In der Nachkriegszeit galten die Kriegstäter-Bestimmungen nicht mehr. Folglich entließ man ihn am 22. Mai 1945 in Bremen-Oslebshausen aus der Haft nach Freiburg, denn er war ja nun mindestens zwei Jahre in Haft gewesen. Andere homosexuelle Männer, die ihre Strafe noch nicht verbüßt hatten, blieben wie gewöhnliche Kriminelle weiterhin in Haft, denn die zum Totalverbot verschärften NS-Fassungen der §§ 175 und 175a StGB blieben in der Bundesrepublik weiterhin in Kraft bis 1969.

(Staatsarchiv Bremen, Karteikarten der Haftanstalt Bremen-Oslebshausen. Ich danke dem Historiker Christian-Alexander Wäldner, Weetzen, für die Informationen.)

© Text und Recherche: Rainer Hoffschildt


pin3d428b  Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Freiburg, allgemein


Täterorte:
Gericht Wiesbaden
Strafgefangenenlager Walchum
Zuchthaus Bremen-Oslebshausen