Josef Geiger
* 10.11.1877 Frickingen
† 4.7.1940 Grafeneck
(Bildquelle: http://stolpersteine-konstanz.de/index.html?geiger_josef.htm)
Josef Geiger wurde am 10. November 1877 in Frickingen geboren. Er war Schneidermeister, katholisch und ledig. Er hatte drei Brüder und eine Schwester. Die Volksschule besuchte Geiger 8 Jahre lang. Am Ersten Weltkrieg nahm er nicht teil, da er lungenleidend war. Bis 1936 wurde er zwölf Mal gerichtlich verurteilt, darunter viermal wegen homosexueller Handlungen (1912, 1916 und zweimal 1932).
Ab August 1934 wohnte Geiger in Konstanz im Schilfweg 19 in einem allein stehenden Bretterhäuschen, wo er auch seine Schneiderei betrieb. 1936 wurde er erneut verhaftet. Ein Gutachten des Gesundheitsamtes Konstanz von 1936 bezeichnete ihn als einen schwer degenerativen Menschen und gefährlichen Sittlichkeitsverbrecher. Erneut wurde er am 2. Dezember 1936 vom Landgericht Konstanz wegen Verbrechen gegen § 175 zu einer Gesamtzuchthausstrafe von 1 Jahr und 6 Monaten, 3 Jahren Ehrverlust und nach Verbüßung der Strafe Unterbringung in einer Heil- und Pflegeanstalt verurteilt. Seine Strafe verbüßte er bis zum Strafende 2. März 1938 im Zuchthaus Bruchsal. Danach kam er am 03. März 1938 in die Anstalt Illenau, dann am 12. August 1938 auf die Reichenau. Am 7. Mai 1940 wurde er in einer Gruppe von 52 männlichen „Patienten“ von der Reichenau in die Anstalt Zwiefalten verlegt. Am 12. Juni wurde diese Gruppe nach Grafeneck transportiert und am gleichen Tag dort ermordet. Die Prozessakte enthält eine Kopie der Sterbeurkunde. Diese Urkunde gibt als Todestag 4. Juli 1940 an und als Todesursache Gesichtrose mit anschließender Sepsis – ein Versuch der Nazis, diese Morde zu verheimlichen. Niemand sollte nachweisen können, was mit diesen Menschen tatsächlich passiert war.
Die Prozessakte enthält eine Personenbeschreibung: Größe 178, Haare dunkelblond, Augen grau, Kinnbart, Zähne schlecht.
Zum Gedenken an Josef Geiger liegt heute in Konstanz ein Stolperstein.
(StAF, Bestand A 42/1 Nr. 81, Prozessakte; Archiv der Gedenkstätte Grafeneck.)
© Text und Recherche: William Schaefer
Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Konstanz, Schilfweg 19 (heute ca. Rheingutstr. 34)
Täterorte in Baden-Württemberg:
Landgericht Konstanz
Zuchthaus Bruchsal
Anstalt Illenau
Anstalt Reichenau
Anstalt Zwiefalten
Grafeneck