Josef Lohmann
* 30.1.1920 Lippstadt / Geseke
† 2.8.1943 Zuchthaus Bruchsal
Josef Lohmann wurde am 30. Januar 1920 in Geseke im Kreis Lippstadt im heutigen Nordrhein-Westfalen geboren und katholisch getauft. Der Ledige wohnte später in Dresden in der Sporgasse 1und arbeitete als Bäcker.
Das Landgericht Leipzig verurteilte den 20-Jährigen am 13. Februar 1940 nach § 175 zu drastischen sieben Jahren Zuchthaus, abzüglich von drei Monaten und zwei Wochen Untersuchungshaft, und zu fünf Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Es ist ganz außergewöhnlich, dass jemand, der damals noch Jugendlicher war und keine Vorstrafe hatte, zu solch einer harten Strafe verurteilt wurde. Er dürfte auch nach § 175a verurteilt worden sein. Außerdem stufte ihn das Gericht als „Kriegstäter“ ein. Diese Täter verwahrte man zwar weiterhin in Haft, ihre eigentliche Strafe sollten sie aber erst nach Kriegsende verbüßen. Die Haft sollte unter erschwerten Bedingungen erfolgen, z.B. in den Emslandlagern. Dies sollte Straftäter davor abschrecken, sich durch eine Straftat dem gefährlichen Dienst an der Front zu entziehen. Für die Straftäter wurde die Haft dadurch unabsehbar lang.
Zur Strafverbüßung transportierte man ihn in das Zuchthaus Waldheim in Sachsen und von dort zur Schwerstarbeit im Moor am 13. Dezember 1940 in das Strafgefangenenlager Börgermoor im Emsland. Dort beschrieb man ihn beim Zugang wie folgt: 1,84 m groß, schlanke Gestalt, rasiert, dunkelbraune Augen und dunkelblondes Haar. Am 6. März 1941 überführte man ihn in das Strafgefangenenlager Rodgau, Lager I, in Dieburg in Hessen. Er muss von dort vorübergehend noch an einen anderen Ort gebracht worden sein, denn er hatte zwei Zugangsnummern im Lager. Am 13. März 1942 verlegte man ihn in das Zuchthaus Bruchsal. Es kam vor, dass kranke, nicht mehr „moorfähige“, Häftlinge aus den Lagern in eine Haftanstalt verlegt wurden.
Josef Lohmann verstarb am 2. August 1943 im Zuchthaus Bruchsal im Alter von 23 Jahren. Als Todesursachen verzeichnete das Standesamt Bruchsal Herzmuskelentzündung, Wassersucht, Stauungsbronchitis und Herzschwäche. Dabei dürften aber die Strapazen der jahrelangen Haft und Zwangsarbeit und die Unterversorgung in der Haft ebenfalls eine Rolle gespielt haben.
(Karteikarte: Niedersächsisches Landesarchiv, Staatsarchiv Osnabrück Rep. 947 Lin I, Lager Börgermoor. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Bestand G 30 Rodgau, Rodgau-Karteikarten. Auskunft des Standesamtes Geseke. Ich danke Christian-Alexander Wäldner, Weetzen, für diese Information. Karteikarten im Hauptregister des Internationalen Suchdienstes in Bad Arolsen.)
© Text und Recherche: Rainer Hoffschildt
Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Bruchsal, allgemein
Täterort in Baden-Württemberg:
Zuchthaus Bruchsal
Weitere Täterorte:
Landgericht Leipzig
Zuchthaus Waldheim
Strafgefangenenlager Börgermoor
Strafgefangenenlager Rodgau