* 23.11.1886 Bohlingen

† 17.5.1942 Freiburg

Heute gibt es kaum Lebensspuren von Karl Müller – Informationen in den Kirchenbüchern von Bohlingen, eine Personalakte vom Gefängnis Freiburg, Einträge in den Registern für Vorverfahren zu den 2 Verhaftungen, Einträge in den Adressbüchern der Stadt Freiburg und Informationen über Gregor Müller aus der Freiburger Einwohnerkartei.

Karl Müller wurde am 23. Januar 1886 in Bohlingen geboren. Er war das 7. von 11 Kindern der Eheleute Johann Müller und Karolina geb. Riedmann, beide aus Bohlingen. Karl war römisch-katholisch, ledig, von Beruf Sattlermeister und betrieb zur Zeit seiner Verhaftung 1942 ein Lederwarengeschäft in der Adolf-Hitler-Strasse 197 (heute Kaiser-Josef-Straße 197) in Freiburg. Obwohl es keine Meldekarte von Karl Müller im Stadtarchiv mehr gibt, zog er laut Adressbüchern spätestens 1924 nach Freiburg und wohnte über dem Ledergeschäft. Gregor Müller, Karls Onkel, auch aus Bohlingen, kam 1884 nach Freiburg und betrieb bis zu seinem Tod 1929 das Lederwarengeschäft Gregor Müller. Seine Witwe Wilhelmine erbte dann das Geschäft. Sie starb 1934. Das Geschäft ging dann an Karl und Anton Müller, die beide in dem Haus wohnten.

Karl Müller kam am 12. März 1942 wegen Verführung zur gleichgeschlechtlichen Unzucht in Untersuchungshaft im Freiburger Gefängnis. Er war schon wegen Unzucht mit Männern vorbestraft. Eine Verurteilung ist belegt. Am 18. Januar 1938 wurde er wegen § 175 vom Landgericht Freiburg zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt. Leider sind zu dieser Verurteilung keine Einzelheiten bekannt, da die Prozessakte nicht mehr existiert. In Untersuchungshaft 1942 stellte Müller einen Antrag auf „freiwillige“ Entmannung. Am 17. Mai 1942 erhängte er sich in der Zelle. Ein Zitat aus dem Leichenschaubericht und Gutachten: „Karl Müller ist eines gewaltsamen Todes durch Erhängen gestorben. Es liegt einwandfrei Selbstmord vor. Die Motive dafür sind in der Furcht vor der zu erwartenden Strafe wegen Sittlichkeitsverbrechens zu suchen. Er hat gestern bei einer Untersuchung durch mich noch angegeben, dass er außer an Hermann G. noch einer ganzen Anzahl anderer Burschen sich vergangen habe.“

Zum Gedenken an Karl Müller liegt vor dem Kaufhof in der Kaiser-Josef-Straße in Freiburg ein Stolperstein.

(Erzbischöfliches Archiv Freiburg, Kirchenbücher aus Bohlingen; StAF Bestand G 701/2, Nr. 535; ebd Bestand F 176/19, Nr. 9502, Register für Hauptverfahren1935-1948; StadtAF Adressbücher, Meldekarte für Gregor und Wilhelmine Müller.)

© Text und Recherche: William Schaefer


pin3d428b  Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Freiburg, Kaiser-Josef-Straße 197


Täterorte in Baden-Württemberg:
Landgericht und Gefängnis Freiburg