* 30.12.1914 Berlin

Kurt-Dietrich Berner wurde am 30. Dezember 1914 in Berlin geboren und evangelisch getauft. Der Ledige lebte später in Tuttlingen an der Donau im heutigen Baden-Württemberg und war als kaufmännischer Angestellter tätig. Im Krieg zog man ihn zur Wehrmacht zum Heer ein.

Er hatte drei Gefängnisstrafen als Vorstrafen, vermutlich auch einschlägige. Am 19. November 1942 verurteilte den 27-Jährigen ein Gericht in Frankfurt an der Oder wegen „Unzucht mit Männern“ zu drei Jahren Gefängnis. Außerdem stufte das Gericht ihn als „gefährlichen Gewohnheitsverbrecher“ ein und verurteilte ihn zur unbefristeten Sicherungsverwahrung, nachdem er seine Strafe verbüßt hatte. Hinzu kam ein weiteres Urteil. Am 5. April 1943 verurteilte ihn das Gericht der Oberfeldkommandantur Warschau wegen „Unzucht mit Männern“ zu einem Jahr und sechs Monaten Zuchthaus. Zugleich bestimmte das Gericht, dass er ein „wehrunwürdiger Kriegstäter“ sei. Diese Täter verwahrte man zwar weiterhin in Haft, ihre eigentliche Strafe sollten sie aber erst nach Kriegsende verbüßen. Die Haft sollte unter erschwerten Bedingungen erfolgen, z.B. in den Emslandlagern. Dies sollte Straftäter davor abschrecken, sich durch eine Straftat dem gefährlichen Dienst an der Front zu entziehen. Für die Straftäter wurde die Haft dadurch unabsehbar lang. Mit diesen Urteilen war er aus der Wehrmacht ausgestoßen und der zivile Strafvollzug wurde für ihn zuständig.

Aus der Standort-Arrestanstalt Skierniewice, rund 70 km von Warschau entfernt, transportierte man ihn wieder nach Deutschland. Am 29. April 1943 erreichte er von Frankfurt an der Oder kommend das Gefängnis Magdeburg; weiter ging es am 1. Mai 1943 in die Haftanstalt Lingen an der Ems und schließlich zur Schwerstarbeit im Moor am 6. Mai 1943 um 18:45 Uhr in das Strafgefangenenlager Esterwegen im Emsland. Dort vermerkte man auf seiner Karteikarte „Überhaft“, was bedeutete, dass er nach der Strafverbüßung weiter in Haft bleiben sollte. In vielen Fällen führte dieser Vermerk auch in ein KZ. Auf Anweisung der für den Strafvollzug zuständigen Staatsanwaltschaft Frankfurt an der Oder verlegte man ihn bereits zwei Monate später, am 15. Juli 1943, wieder über das Gefängnis Magdeburg in das Zuchthaus Brandenburg-Görden, wo er 15 Tage später eintraf. Sein weiteres Schicksal ist nicht bekannt.

(Karteikarte: Niedersächsisches Landesarchiv, Staatsarchiv Osnabrück Rep. 947 Lin I, Kartei Esterwegen. 7 Karteikarten im Hauptregister des Internationalen Suchdienstes in Bad Arolsen. Archiv der Gedenkstätte Yad Vashem, Jerusalem, Microfilm Project of Yad Vashem, Dokumente des International Tracing Service (ITS), Bad Arolsen. Archiv des Dokumentations- und Informationszentrums (DIZ) Emslandlager.)

© Text und Recherche: Rainer Hoffschildt


pin3d428b  Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Tuttlingen, allgemein


Täterorte:
Gericht in Frankfurt an der Oder
Gericht der Oberfeldkommandantur Warschau
Standort-Arrestanstalt Skierniewice
Gefängnis Magdeburg
Haftanstalt Lingen
Strafgefangenenlager Esterwegen im Emsland
Zuchthaus Brandenburg-Görden