* 20.5.1906 Heidenheim / Hermaringen

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Der am 20. Mai 1906 in Hermaringen, Kreis Heidenheim, geborene und evangelische Leonhard Zeiner verlor mit sechs Jahren seinen Vater. Sieben Jahre besucht er die Volksschule. Seit etwa 1930 arbeitete er als Kraftfahrer bei dem Autovermieter Wahl in Heidenheim.

Zusammen mit seinem Bruder wurde er wegen Vergehen der vollendeten und vier Vergehen der versuchten Abtreibung“ am 4./5. November 1938 vom Schwurgericht Ellwangen zu fünf Jahre Gefängnisstrafe verurteilt. Im Urteil wird bei ihm auch „widernatürliche Unzucht zwischen Männer“ erwähnt: „Seit vielen Jahren war er mit dem ledigen Mesner Oskar K. in Heidenheim eng befreundet und verkehrte seit Ende 1934 viel in dessen Haus. Seit Ende 1934 trieb Zeiner, obwohl er nicht homosexuell veranlagt ist, mit K. widernatürliche Unzucht. Er wurde deshalb durch Urteil der großen Strafkammer des Landgerichts Ellwangen wegen eines Vergehens der Unzucht zwischen Männern zu der Gefängnisstrafe von 3 Monaten […] rechtskräftig verurteilt.“ (siehe Staatsarchiv Ludwigsburg, E 356 g_Bü 4005).

In Folge der oben genannten Verurteilung wegen Abtreibungsvergehen im November 1938 kam er in das Zuchthaus Ludwigsburg und wurde von dort aus in die Emslandlager Brual-Rhede und Aschendorfer Moor überführt.

Obgleich das Gericht sich anmaßte, beurteilen zu können, dass Zeiner nicht homosexuell veranlagt sei, wurde er am 27. Januar 1943 wegen „§ 175“ in das KZ Natzweiler als „Schutzhäftling“ eingeliefert. Hier wurde er unter der Häftlingsnummer 2352 registriert (siehe 1.1.29.2, Doc-ID 3250754, ITS Digital Archive / Bad Arolsen). Bereits ca. 5 Wochen später, am 5. März 1943, wurde er in das KZ Dachau überführt, wo er die Häftlings-Nummer 45136 erhielt (siehe 1.1.6.7, Doc-ID 10786482, IST Digital Archive / Bad Arolsen). Zeiner überlebte die NS-Diktatur.

(Wir danken Rainer Hoffschildt für Informationen aus seinem Projekt „Namen und Gesichter“, dem ITS Bad Arolsen und dem Staatsarchiv Ludwigsburg)

© Text und Recherche bzw. Anmerkungen zu überlieferten Dokumenten: Werner Biggel / Ralf Bogen


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Häftlingsunterlagen des Zuchthauses Ludwigsburg (Staatsarchiv Ludwigsburg, E 356 g_Bü 4005), des KZ Natzweiler (1.1.29.2, Doc-ID 3250754, ITS Digital Archive / Bad Arolsen) und des KZ Dachau (1.1.6.7, Doc-ID 10786482, ITS Digital Archive / Bad Arolsen).


pin3d428b  Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Hermaringen an der Brenz, Wilhelmstraße 142


Täterorte in Baden-Württemberg:
Landgericht Ellwangen
Zuchthaus Ludwigsburg
KZ einweisende Dienststelle: Kripoleitstelle Stuttgart

Weitere Täterorte:
Strafgefangenenlager Brual-Rhede
Strafgefangenenlager Aschendorfer Moor
KZ Natzweiler
KZ Dachau