Paul Hug
* 5.4.1909 Emmendingen / Wasser
Paul Hug wurde am 5. April 1909 in Wasser, Amt Emmendingen, im Kreis Freiburg im Breisgau geboren und katholisch getauft. Der Ledige lebte später in Karlsruhe und war als Schauspieler tätig.
Am 19. Oktober 1937 verurteilte den 28-Jährigen ein Gericht in Waldshut wegen „Sittlichkeitsverbrechens § 175“ zu drastischen drei Jahren Zuchthaus und zu fünf Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte.
Zur Strafverbüßung transportierte man ihn zur Schwerstarbeit im Moor in die Strafgefangenenlager Brual-Rhede im Emsland und von dort am 14. September 1938 in das Emslandlager Esterwegen. Dort beschrieb man ihn beim Zugang wie folgt: 1,70 m groß, mittlere Gestalt, rasiert, blaue Augen und blondes Haar. Bereits am 4. Oktober 1938 ging es weiter in das Gefängnis Hamm und am 2. November 1938 aus dem Strafgefangenenlager Oberems bei Gütersloh in das Zuchthaus Münster in Westfalen. Schließlich transportierte man ihn am 15. Februar 1939 von dort in das Zuchthaus Kassel-Wehlheiden. Dann musste er wieder in das Emslandlager Aschendorfer Moor gekommen sein, denn von dort überführte man ihn am 2. Dezember 1940 in das Strafgefangenenlager Rodgau, Lager II, in Niederroden in Hessen. Seine Strafverbüßung sollte rein rechnerisch am 7. April 1941 enden, doch man entließ ihn nicht in die Freiheit, sondert transportierte ihn zwei Tage darauf von Rodgau nach Gütersloh. Das waren nun schon erstaunliche mindestens elf Haftstationen.
Auf Anweisung der Kriminalpolizei Karlsruhe ging er am 2. Juni 1941 dem KZ Flossenbürg in Bayern zu, wo man ihn zur Nummer 51 machte und ihn in die Kategorie § 175-„Berufsverbrecher“ einstufte. Von dort kam er am 17. November 1943 in das Flossenbürg-Außenlager Beneschau auf einem Truppenübungsplatz bei Prag in Tschechien. Dass er im KZ Flossenbürg noch im Herbst 1944 anwesend war, ist durch eine Karteikarte belegt, die für das SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt in Berlin erstellt wurde. Dieses beabsichtigte mit IBM-Computern den Arbeitseinsatz der KZ-Häftlinge zu optimieren. Außerdem führte man ihn am 12. Februar 1945 auch auf einer Liste des Flossenbürg-Außenlagers Hradischko. Dort sollten KZ-Häftlingen aus Flossenbürg und auch er untersucht werden für den Einsatz in der Sonderformation Dirlewanger, einer Kampfformation der SS von kriminellen Häftlingen. Ob es dazu noch kam, ist nicht bekannt.
Vermutlich überlebte er den NS-Terror, denn 1966 erkundigte sich die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltung in Ludwigsburg nach seinem Vorleben bzw. Schicksal im Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen.
(Karteikarte: Niedersächsisches Landesarchiv, Staatsarchiv Osnabrück Rep. 947 Lin I, Lager Esterwegen. 14 Karteikarten im Hauptregister des Internationalen Suchdienstes in Bad Arolsen und Dokument Gruppe PP Ordner 1535, Seite 172. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Bestand G 30 Rodgau, Rodgau-Karteikarten. Bundesarchiv, Berlin, Karteikarte für das SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt in Berlin, erstellt Herbst 1944 bis Frühjahr 1945 Nr. 18956. Ich danke dem Historiker Christian-Alexander Wäldner, Weetzen, für zusätzliche Informationen. Ich danke Prof. Rüdiger Lautmann, Berlin, der im ITS in Bad Arolsen forschte, für zusätzliche Informationen.)
© Text und Recherche Rainer Hoffschildt
Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Emmendingen / Wasser, allgemein
Täterorte in Baden-Württemberg:
Gericht in Waldshut
KZ einweisende Dienststelle: Kriminalpolizei Karlsruhe
Weitere Täterorte:
Strafgefangenenlager Brual-Rhede
Emslandlager Esterwegen
Gefängnis Hamm
Strafgefangenenlager Oberems
Zuchthaus Münster
Zuchthaus Kassel-Wehlheiden
Emslandlager Aschendorfer
Strafgefangenenlager Rodgau
KZ Flossenbürg