Wilhelm Beez
* 8.12.1895 Offenbach am Main
Wilhelm Beez wurde am 8. Dezember 1895 in Offenbach am Main in Hessen geboren und katholisch getauft. Der ledige Hilfsarbeiter lebte vorübergehend 1939 in Arzheim bei Landau in der Pfalz in einem Lager der Deutschen Arbeitsfront und sonst wahrscheinlich in Göppingen.
Er hatte zwei Gefängnisstrafen als einschlägige Vorstrafen. Am 13. Juli 1939 verurteilte den 43-Jährigen erneut ein Gericht, diesmal nach § 175 zu neun Monaten Gefängnis. Die Staatsanwaltschaft in Ulm wurde zuständig für seinen Strafvollzug. Erst am 27. Mai 1940 begann er seine Strafe zu verbüßen. Am 7. Juni 1940 transportierte man ihn aus dem Gefängnis Mannheim zur Schwerstarbeit in das Strafgefangenenlager Rodgau, Lager I, in Dieburg in Hessen. Dort beschrieb man ihn beim Zugang wie folgt: 1,74 m groß, kräftige Gestalt, rasiert, helle Augen und Glatze. Einen Tag vor seinem Haftende überführte man ihn am 26. Februar 1941 zur Kriminalpolizei Stuttgart.
Bereits am 11. April 1941 verbrachte man ihn in das KZ Dachau, wo man ihn zur Nummer 24.430 machte und in die Häftlingsgruppe „polizeiliche Sicherungsverwahrung“ einstufte. Am 5. Juli 1941 ging es weiter in das KZ Buchenwald und am 26. Oktober 1941 schließlich in das KZ Natzweiler in Elsass-Lothringen in Frankreich. Vor den heranrückenden Alliierten transportierte man ihn dann Ende September 1944 aus dem KZ Natzweiler wieder zurück in das KZ Dachau, wo er nun die Häftlingsnummer 112.432 erhielt und in die Gruppe der „Schutzhäftlinge“ eingeteilt wurde. Dort wurde der 49-Jährige nach vier Jahren im KZ-System am 29. April 1945 befreit. Es ist recht selten, dass jemand eine so lange KZ-Haft überlebte. 2002 hob der Deutsche Bundestag pauschal die NS-Verurteilungen nach § 175 in der NS-Fassung von 1935 auf.
(Archiv der Gedenkstätte Yad Vashem, Jerusalem, Microfilm Project of Yad Vashem, Dokumente des International Tracing Service (ITS), Bad Arolsen. Ich danke Prof. Rüdiger Lautmann, Berlin, der im ITS in Bad Arolsen forschte, für zusätzliche Informationen. Ich danke Jean-Luc Schwab für zusätzliche Informationen über das KZ Natzweiler. Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau. Ich danke Albert Knoll, Gedenkstätte Dachau, für Informationen. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Bestand G 30 Rodgau, Rodgau-Karteikarten.)
© Text und Recherche: Rainer Hoffschildt
Schreibstubenkartei des Konzentrationslagers Dachau, auf der handschriftlich als letzter Wohnort „Göbbingen“ (gemeint vermutlich Göppingen) vermerkt ist (siehe 1.1.6.7, Doc-ID 10613670, ITS Digital Archive / Bad Arolsen – Anm. Biggel/Bogen).
Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Göppingen, allgemein
Täterorte in Baden-Württemberg:
Gericht in Ulm
Gefängnis Mannheim
KZ-einweisende Dienststelle: Kriminalpolizei Stuttgart
Weitere Täterorte:
Strafgefangenenlager Rodgau
KZ Dachau
KZ Buchenwald
KZ Natzweiler