April 2023: Zusammen gegen Transfeindlichkeit: Janka Kluge ideell und finanziell den Rücken stärken!
www.betterplace.me/zusammen-gegen-transfeindlichkeit
Menschen, die sich nicht dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht zugehörig wissen, sind nicht psychisch krank. Aber lange wurden sie so behandelt. Für die Änderung von Vornamen und Personenstand mussten sie bislang zwei psychologische Zwangsbegutachtungen über sich ergehen lassen, wobei sie auch immer wieder von sogenannten „Sachverständigen“ zu sexuellen Fantasien, Unterwäsche, Masturbationsverhalten und sonstigen sexuellen Praktiken befragt wurden.
Diese Demütigungen sollen nun endlich durch ein neues Gesetz zur Selbstbestimmung über den eigenen Geschlechtseintrag beendet werden. Dieses Vorhaben wird allerdings von Anfang an von rechtsgerichteten Kräften entschieden bekämpft.
Janka Kluge gegen die massiven Hassangriffe den Rücken stärken!
In diesem Kontext ist Janka Kluge, die sich seit Jahren antifaschistisch und für die Rechte transsexueller Menschen engagiert, verstärkt Hassangriffen in Onlinemedien ausgesetzt. So twitterte zum Beispiel René Springer, Bundestagsabgeordneter der AfD „Janka Kluge ist ein biologischer Mann, ein linksextremer Mann“ und auf dem rechtspopulistischen Blog „Ansage“ war ein extrem abwertender und gehässiger Beitrag veröfffentlicht.
Die Journalistin Kluge wehrt sich dagegen unter anderem mit einstweiligen Verfügungen. Auf der Webseite betterplace informiert sie über den aktuellen Stand der juristischen Auseinandersetzungen. Bei diesen kann jede:r sie moralisch und finanziell unterstützen (siehe Zusammen gegen Transfeindlichkeit | betterplace.me). Bis zum 29. April 2023 sind bislang 13.813 Euro gespendet worden. Unter der Überschrift „Gemeinsam gegen Transfeindlichkeit“ schreibt sie auf dieser Webseite: „In einem Artikel des „Pleiteticker“ von Rome Medien GmbH hieß es über mich, ich sei ein „62jähriger Mann“. Ich muss es nicht hinnehmen, auch heute noch, mittlerweile 39 Jahre nach meiner Transition, als Mann bezeichnet zu werden. Das Landgericht Frankfurt ist meiner Auffassung gefolgt und hat eine einstweilige Verfügung erlassen. Das Verlagshaus von Julian Reichelt hat mittlerweile angekündigt Widerspruch einzulegen. Damit wird das Verfahren fortgesetzt und gegebenenfalls müssen wir auch ein Berufungsverfahren beim Oberlandesgericht Frankfurt bestreiten. Diese Verfahren gehen ins Geld. Die Kosten können sich leicht bis auf 25.000 Euro addieren. Daher bitte ich um eure Unterstützung. (…) Auch wenn ihr wenig oder nichts geben könnt: Euer Support ist mir noch immer das Wichtigste.“Am 22. April 2023 teilte sie weiter mit: „Nachdem dem rechten Blog ‚Ansage‘ per einstweiliger Verfügung untersagt wurde, Beleidigungen über mich weiter zu verbreiten, wurde der unsägliche Beitrag vom Netz genommen. Mit Eurer Unterstützung ist es mir möglich, mich zu wehren.“
Fünf Tage später schreibt sie: „Heute wurde bekannt, dass der Betreiber des Blogs „Ansage“ Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung eingereicht hat. Damit kommt es auch in der Auseinandersetzung zu einem Gerichtsverfahren.“
Niemand muss hinnehmen, bewusst dem falschen Geschlecht zugeordnet zu werden
Ihr Rechtsanwalt Jasper Prigge macht deutlich, dass Kluge damit nicht nur Zivilcourage zeigt, sondern einen legitimen Kampf für die demokratischen Rechte trans- und intersexueller Menschen führt: „Niemand muss hinnehmen, bewusst dem falschen Geschlecht zugeordnet zu werden. (…) Verschiedene Studien belegen die negativen Auswirkungen von Misgendern auf Betroffene. (…) Misgendern ist ein schwerwiegender Eingriff in das allgemeine Persönlichkeitsrecht und kann rechtliche Konsequenzen haben.“ (Quelle: Reichelt-Unternehmen darf trans Frau nicht als „Mann“ bezeichnen (prigge-recht.de))
Endlich das staatliche Unrecht gegenüber trans- und intersexuellen Menschen konsequent aufarbeiten
Diese Auseinandersetzung zeigt auch, wie wichtig es ist, eine Entschädigung für die Opfer des weitgehend verfassungswidrigen bisherigen Transsexuellengesetzes zu erreichen. Wichtig bleibt darüber hinaus, dass die lange Geschichte des staatlichen Unrechts gegenüber trans- und intersexuellen Menschen endlich konsequent aufgearbeitet wird. Seit März 2021 hat das baden-württembergischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst angekündigt und zugesagt, die Lebenssituation auch von transsexuellen und intersexuellen Menschen während der NS- und Nachkriegszeit zu erforschen. Das Team von „Der-Liebe-wegen“ wird sich zusammen mit dem Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg und ihrer Themengruppe Geschichte weiterhin dafür einsetzen.
Ralf Bogen
Siehe auch: INTER- UND TRANSSEXUELLE MENSCHEN SCHREIBEN AUCH IM DEUTSCHEN SÜDWESTEN GESCHICHTE