2. Oktober 2020: Neuer Vorstoß zum Erinnern an lesbische NS-Opfer
Es ist eine Leerstelle der Erinnerungskultur in Deutschland: Noch wird nirgends ausdrücklich und allein der lesbischen Verfolgten des NS-Regimes gedacht. Nun gibt es einen neuen Anlauf, an sie im ehemaligen Frauen-KZ Ravensbrück zu erinnern. Ein breites Bündnis von queeren Gruppen und Initiativen hat einen weiteren Antrag auf eine Gedenkkugel für die dort inhaftierten lesbischen Frauen eingereicht und sich auf eine Inschrift dafür geeinigt. „Wir erwarten nun, dass es jetzt – nach mehr als fünf Jahren – keine weiteren Verzögerungen mehr gibt“, erklärt Wiebke Haß von der Initiative „Autonome feministische Frauen und Lesben aus Deutschland und Österreich“ gegenüber dem Tagesspiegel. Die Initiative hatte das Gedenken vor Jahren angestoßen und hat auch den neuen Antrag gestellt. Zu dem Bündnis, das diesen Antrag unterstützt, gehören unter anderem der Lesbenring, die lesbische Initiative „Rad und Tat“, die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, der Bundesverband des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) und der Fachverband Homosexualität und Geschichte. Von Anfang an unterstützten das Internationale Ravensbrück-Komitee und die deutsche und österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück die Initiative.

10. September 2020: Polen „LGBT-frei“?! Wie queere Menschen gegen den Hass kämpfen
Ein Drittel der polnischen Regionen bezeichnet sich als „LGBT-freie Zone“. Homosexualität gilt dort als feindliche „Ideologie“, die man nicht haben will. Heißt: Queere Menschen sind dort offiziell und ausdrücklich nicht erwünscht. Vor allem im katholischen geprägten Südosten des Landes verabschieden immer mehr Städte und Gemeinden solche Resolutionen. Für queere Menschen ist das Leben in diesen Gebieten zunehmend geprägt von Homophobie, Gewalt und Ausgrenzung.
(Quelle youtube-Beitrag von reporter)

8. September 2020: Ukrainischer Bischof macht Homo-Ehe für Corona verantwortlich und infiziert sich selbst
Filaret Denyssenko, Bischof und Ehrenpatriarch der Orthodoxen Kirche der Ukraine, ist an Covid-19 erkrankt. Noch im März hatte der 91-Jährige die Homo-Ehe für das Coronavirus verantwortlich gemacht. In einem TV-Interview mit dem Sender “4. Kanal“ sagte der Bischof: “Die Ursache des Coronavirus ist die Sündhaftigkeit der Menschheit. Die Menschen verteidigen nicht das Gute, sondern das Böse. Das Böse breitet sich aus. Ich meine vor allem die Homo-Ehe. Sie ist die Ursache des Coronavirus und nicht nur sie. Den Kindern wird nahegelegt, ihr Geschlecht auszusuchen. Ist das das Gute? Das ist das Böse.” (Quelle: Beitrag auf rnd)

5. September 2020 Wien: Regenbogenflagge bei „Quer-Denken“-Protest zerissen
Auf offener Bühne wird eine Regenbogenfahne zerrissen und Personen der LGBTIQ-Community werden als Kinderschänder bezeichnet (siehe Video von Presse Service Wien und Beitrag hierzu auf queer.de).

5. September 2020: „Jedes Geschlecht verdient Respekt“ – 2. Trans* Pride Day (TPD) in Stuttgart
Mit einer großen Transflagge, bestehend aus rund 800 farbigen Luftballons mitten auf dem Stuttgarter Schlossplatz machten mehrere Aktivist*innen in sympathischer Art und Weise die menschliche Vielfalt in puncto Geschlecht und Anliegen geschlechtlicher Minderheiten sichtbar. Zur Situation und zu den Anliegen geschlechtlicher Minderheiten siehe https://www.der-liebe-wegen.org/wer_definiert_geschlecht/; https://transpride.de/ und http://mission-trans.de/.

27. Juli  2020: CSD-Online-Pride – Vielfalt verstärken in der Erinnerungskultur
Letzten Sonntag ging die CSD-Kulturwoche zu Ende. Es war ein komischer, virtueller CSD, dem verfluchten Coronavirus geschuldet. Die IG CSD hat hier Großartiges geleistet und dem Virus Einiges abgerungen. Auch an dieser Stelle nochmals vielen Dank an die vielen Aktivist:innen. Um Vielfaltverstärkung in der Erinnerungskultur und angesichts von Verfolgung heute wegen Liebe, Sexualität und Geschlecht in Ländern wie z. B. dem Iran geht es im Video ab 2:56.

14. Juli 2020: Neonazi-Opfer Noel Martin gestorben
Mit 60 Jahren ist Martin, der seit dem Attentat 1996 im Rollstuhl saß, gestorben. Nachdem Neonazis ihn angriffen, war er querschnittsgelähmt. In einem Interview des Tagesspiegels sprach er 2017 über sein Leben danach und Versöhnungsarbeit.

29. Juni 2020: Artikel „Verbotene Liebe – Verfolgte Homosexuelle in der NS-Zeit“
in der Stuttgarter Zeitung

13. Juni 2020: Zu Ehren der ägyptischen LGBT-Aktivistin Sarah Hegazi
Die ägyptischen LGBT-Aktivistin Sarah Hegazi wurde 2017 für das Hochhalten einer Regenbogenfahne bei einem Konzert in Ägypten verhaftet und in der dreimonatigen Haft gefoltert. Sie flüchtete nach Toronto. Im Exil wurde sie mit den schrecklichen Erfahrungen nicht fertig, die sie in der Haft hatte machen müssen. Am 13. Juni in diesem Jahr nahm sie sich das Leben. Sie hat einen sehr berührenden Abschiedsbrief hinterlassen. Die letzten Zeilen lauten darin: „An meine Brüder und Schwestern: Ich habe versucht, Erlösung zu finden und bin gescheitert. Vergebt mir. An meine Freunde: Die Reise war grausam und ich bin zu schwach, um zu widerstehen. Vergebt mir. An die Welt: Du warst grausam, aber ich vergebe dir.“ (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Sarah_Hegazi und das Video über sie.
Ihr Schicksal hat weltweit Tausende berührt, das Internet ist voll von Youtube-Filmen, Internetbeiträgen, Artikel und Fotos von Gedenkveranstaltungen rund um die Erdkugel, z. B. in Toronto, Beirut, New York, London, Wien, Berlin, Leipzig….
Sorgen wir gemeinsam dafür, dass Sarah Hegazi nicht umsonst gestorben ist, dass noch viel mehr Menschen von Ihrem Leben erfahren und Verständnis entwickeln für traumatisierte LSBTTIQ-Geflüchtete und für die Situation von LSBTTIQ in Ländern wie Ägypten.
Weitere Links zu Sarah Hegazi – Lesenswerte Beiträge:
https://www.l-mag.de/news-1010/sie-wollte-sich-nicht-verstecken-trauer-um-die-aegyptische-lgbt-aktivistin-sarah-hegazi.html
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/trauer-um-die-aegyptische-lgbt-aktivistin-sarah-hegazi-wurde-verhaftet-und-gefoltert-weil-sie-eine-regenbogenfahne-schwenkte/25920494.html
https://taz.de/Zum-Tod-von-Sarah-Hegazi/!5689789/
https://queerswhocantgriefinpublic.wordpress.com/
Videos:
https://www.youtube.com/watch?v=tWZot1smSrY
https://www.youtube.com/watch?v=wQ46P4h4fwo
https://www.youtube.com/watch?v=ZGmgvEbEtyk
https://www.youtube.com/watch?v=3z-o8Ii-cVg

2. Juni 2020: Wir werden nicht aufgeben!
Betr.: Ihre Absage an ein eigenes Gedenken für homosexuelle Opfer im Bundestag am 27. Januar 202
Wie mutig wäre ein Zeichen von Ihnen hier gewesen!
Sehr geehrter Herr Bundestagspräsident Dr. Schäuble,
sehr geehrte Bundestags-Vizepräsidentinnen und -Vizepräsidenten Frau Pau, Frau Roth, Herr Dr. Friedrich, Herr Kubicki und Herr Oppermann!
Sie haben uns durch den Protokollchef des Bundestags, Herrn Dr. Brissa, heute in drei Zeilen mitteilen lassen, dass es bei der seit 1996 bestehenden Gedenkstunde im Bundestag an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2021 auch weiterhin kein eigenes Gedenken an die homosexuellen Opfer geben wird, sondern Sie sich für das Thema „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ entschieden haben.
Sie wissen aus unserer ausführlichen Korrespondenz seit Januar 2018, wie viele Vertreter*innen des jüdischen Lebens in Deutschland heute auch unsere Petition unterschrieben haben und wie sehr auch alle 170 prominenten Erstunterzeichner*innen gegen jede Form des Antisemitismus sind (siehe Anlage 1). Es gibt daher von uns keine „Konkurrenz der Erinnerung“.
Gleichwohl bedauern wir sehr, dass Sie sich (wie Herr Dr. Brissa formuliert) als „Präsidium des Deutschen Bundestages nach reiflicher Abwägung“ dafür entschieden haben „ein Jubiläumsjahr… ins Licht zu stellen“, das das ganze Jahr Aufmerksamkeit erhalten sollte – und damit gegen die anerkennende Wahrnehmung einer Verfolgtengruppe, die immer wieder Diskrimierungen auch bei uns in Europa ausgesetzt ist und in den meisten Teilen der Welt selbst Folter, Haft und Todesstrafe erleiden müssen.
Wie mutig wäre ein Zeichen von Ihnen hier gewesen!
Wir werden nicht aufgeben, so u.a. auch gemeinsam mit unseren polnischen Nachbarn, wo erst vor kurzem ein Drittel des Landes zu LGBT-freien Zonen erklärt wurde, so selbst auch im Staatlichen Museum Auschwitz, unser Bemühen um aufrichtige Erinnerung fortzusetzen.
Mit freundlichem Gruß, Lutz van Dijk und Friedhelm Krey

31. Mai 2020 Antifaschismus, nicht gemeinnützig?
Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat kritisiert, dass das Berliner Finanzamt für Körperschaften der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten, kurz: VVN-BdA) die Gemeinnützigkeit aberkannt hat.“ – siehe Tagesspiegel vom 20.5.2020.
Esther Bejarano, KZ-Überlebende, schreibt in einem offenen Brief an den Bundesminister der Finanzen, Herrn Olaf Scholz: „Für uns Überlebende ist es unerträglich, wenn heute wieder Naziparolen gebrüllt, wenn jüdische Menschen und Synagogen angegriffen werden, wenn Menschen durch die Straßen gejagt und bedroht werden, wenn Todeslisten kursieren (…) Nie habe ich mir vorstellen können, dass die Gemeinnützigkeit unserer Arbeit angezweifelt oder uns abgesprochen werden könnte! (…) Haben diejenigen schon gewonnen, die die Geschichte unseres Landes verfälschen wollen, die sie umschreiben und überschreiben wollen? Die von Gedenkstätten ‚als Denkmal der Schande‘ sprechen und den NS-Staat und seine Mordmaschine als ‚Vogelschiss in deutscher Geschichte‘ bezeichnen?“ Quelle: https://vvn-bda.de/offener-brief-von-esther-bejarano-an…/. Weitere Infos hierzu siehe auch:

8. Mai 2020: Bündnis Vielfalt für Alle beteiligt sich an Gedenkaktion zum 8. Mai 2020,
dem 75. Jahrestag der Befreiung von Faschismus und Krieg
– siehe Video hierzu:
Das Bündnis Vielfalt für Alle unterstützt die Aktivitäten zur Erinnerung an die Befreiung Deutschlands und Europas von Faschismus und Krieg am 8. Mai 1945. In 2020 jährt sich dieser Tag zum 75. Mal. Für diesen Tag haben Millionen alliierte Soldat*innen, Menschen aus dem Widerstand, Partisan*innen und Kriegsdienstverweiger*innen ihr Leben riskiert und geopfert. Ihrer sowie aller Opfer der NS-Diktatur werden am 8. Mai 2020 verschiedene Organisationen sowie Einzelpersonen mit Blumen am antifaschistischen Mahnmal in Stuttgart (Karlsplatz) zwischen 17 und 19 Uhr unter Einhaltung der Coronavirus-Schutzregeln (Abstand/erwünschter Mundschutz)gedenken. Dabei wird das Bündnis Vielfalt für Alle auch auf jene Schicksale von Menschen hinweisen, die aufgrund Ihrer Sexualität und ihres Geschlechts im Nationalsozialismus ausgegrenzt, entwürdigt und verfolgt wurden – siehe Flyer.
Weitere Informationen: www.vielfaltfueralle.info, https://www.facebook.com/buendnis.vielfalt.fuer.alle/