30. November 2021: Erinnerung an queere Minderheiten aus der Zeit des Nationalsozialismus
Mitschnitt der Online-Veranstaltung mit Dr. Andrea Genest, Leiterin der Gedenkstätte Ravensbrück, stellv. Leiterin der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten; Ina Rosenthal, Vorstand, Lesbenring e. V. und Leiterin von RUT e. V. der Beratung für lesbische Mädchen und Frauen, Berlin und Jenny Engels, Vorstandsmitglied im Lesben und Schwulenverband (LSVD) Bundesverband. Moderation: Uwe Fröhlich, Diplom-Kulturarbeiter (FH), Mitglied von QueerGrün Brandenburg.

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12-19. September 2021: 15. Stuttgarter LebenSLauf zugunsten von LGBT-Geflüchteten
Abseitz Stuttgart e.V., der Sportverein für Schwule, Lesben und Freund*innen, richtet seinen 15. Stuttgarter LebenSLauf zu Gunsten von Menschen aus, die wegen ihrer sexuellen Orientierung und/oder geschlechtlichen Identität aus ihren Heimatländern fliehen mussten. (…) Lange Zeit galt auch in Deutschland: es gibt nur Mann und Frau, zwei Geschlechter, und alle Menschen sind heterosexuell. Menschen, die nicht in diese Norm passen, wurden bei uns insbesondere in der NS-Zeit terrorisiert und entwürdigt. In vielen Ländern der Erde wie z. B. Syrien, Uganda, Iran oder Afghanistan erfahren sie bis heute Verfolgung und Gewalt. In Deutschland angekommen, ist für viele von ihnen ein Leben in Sicherheit noch nicht erreicht. (Auszüge aus einer Pressemitteilung des Sportvereins Abseitz vom 1.9.2021)
Siehe hierzu auch „Afghanistan steht im Focus einer sportlichen Hilfe“ – Artikel in den Stuttgarter Nachrichten vom 19.8.22 sowie Geoutet, Geflüchtet, Geheiratet – WDR-Dokumentation von 2020 zur Situation von LGBT-Geflüchteten.

27. Juli 2021: CSD Stuttgart beklagt Hasskriminalität
Sondersendung „CSD Stuttgart erschüttert – Regenbogen-Fahne in der Stuttgarter Altstadt verbrannt“

14. Juli 2021 Gedenkkugel für die ermordeten lesbischen Frauen im Frauen-KZ Ravensbrück
Fachkommission der Stiftung Brandenburgischer Gedenkstätten empfiehlt Gedenkzeichen für die lesbischen Häftlinge im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück:
„Eine Initiative engagierter Frauen hatte sich bereits vor fünf Jahren das erste Mal an die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten gewandt. Dem Anliegen schloss sich nach und nach ein ganzes Bündnis an Unterstützerinnen und Unterstützern an. In den Gremien der Stiftung wurden vor allem die Haftgründe und der Verfolgungsbegriff in Bezug auf lesbische Frauen im NS-Regime kritisch diskutiert. Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten hat daraufhin im Frühjahr 2021 gemeinsam mit der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld ein Gutachten bei Prof. Martin Lücke von der Freien Universität Berlin in Auftrag gegeben, das sich mit dem Schicksal lesbischer Frauen in Ravensbrück auseinandersetzt und den Begriff der Verfolgung einer kritischen Analyse unterzieht. Auf Grundlage dieses Gutachtens und nach intensiver Beratung sah die Fachkommission der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten den Nachweis der Verfolgung lesbischer Frauen sowohl innerhalb als auch außerhalb des Konzentrationslagers als erbracht an. Einstimmig erfolgte die Empfehlung an die Gedenkstätte und die Stiftung, das Gedenkzeichen vor Ort zu ermöglichen.“ (Quelle: Webseite der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück)
1984 hat zum ersten Mal eine Gruppe Frauen „Lesben in der Kirche“ im KZ Ravensbrück an die lesbischen inhaftierten Frauen erinnert. Sie legten einen Kranz nieder, welcher kurz darauf entfernt wurde. Fortan wurde diese Gruppe von der Stasi beobachtet und am Gedenken gehindert. Die Frauen wurden verhaftet und waren staatlicher Gewalt ausgesetzt. Hier ein kurzer Bericht von Bettina Dziggel, welche damals der Gruppe angehörte:

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Siehe hierzu auch: Maria Bühner: Die Kontinuität des Schweigens. Das Gedenken der Ost-Berliner Gruppe Lesben in der Kirche in Ravensbrück, in Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften 2018, 29/2, S. 111-131.

4. Juli 2021 Solidarität mit Istanbul Pride „Die Straße gehört uns“
Einem Demonstrationsverbot zum Trotz sind in der türkischen Millionenmetropole Istanbul Hunderte Menschen durch die Straßen gezogen, um mehr Rechte für die LGBTQ-Menschen einzufordern. Die Polizei setzte Tränengas gegen Teilnehmer ein. Auch Plastikgeschosse seien in die Menge gefeuert worden. Mehrere Menschen wurden festgenommen, darunter ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP.
Die Parade „Istanbul Pride“ stand unter dem Motto „Die Straße gehört uns“. Die Teilnehmer kritisierten unter anderem ein zunehmend LGBTQ-feindliches Klima in der Türkei.

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25. Juli 2021: Online-Lesung und -Diskussion während der CSD Kulturwoche: „Kampala – Hamburg. Roman einer Flucht“
Van Dijk liest aus seinem, auf wahren Begebenheiten basierenden, Roman „Kampala – Hamburg“.
Der 16-jährige David aus Ugandas Hauptstadt Kampala lernt im Internet den 18-jährigen David aus Hamburg kennen. Im Profil des Deutschen steht, was in Uganda zu einer Gefängnisstrafe führen kann: „Ich unterstütze Rechte sexueller Minderheiten in Afrika!“. Der Ugander weiß, dass ihm Gewalt und Gefängnis drohen, wenn er sein Heimatland nicht bald verlässt. Er hat keine Zeit zu verlieren. Wird David aus Hamburg am Ende Wort halten?
Verfolgung wegen gleichgeschlechtlicher Liebe und Sexualität war auch in Deutschland viele Jahre Wirklichkeit – das „Hotel Silber“ in Stuttgart, in der NS-Zeit Zentrale der Gestapo für Württemberg und Hohenzollern und bis in die 1980er Jahre Sitz der städtischen Kriminalpolizei, steht für diese Verfolgung. Im Anschluss an die Lesung wird mit LSBTTIQ-Geflüchteten des Regenbogen Refugiums der Weissenburg e.V. über die aktuelle Situation in Deutschland und in ihren Heimatländern gesprochen. Außerdem stellt der Verein just human e.V. seine Arbeit vor.
Veranstaltende / Unterstützer*innen: Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e.V., Weissenburg LSBTTIQ-Zentrum Stuttgart, just human e.V., Abteilung für individuelle Chancengleichheit der Landeshauptstadt Stuttgart, Buchladen Erlkönig, Haus der Geschichte Baden-Württemberg.

8. Mai 2021 Auftakt am 8. Mai vor dem Landgericht Stuttgart (Urbanstraße 20)
Kaum ist der NSU-Prozess in München vorbei, werden neue rechte Terrornetzwerke wie z. B. die Gruppe S bekannt. Diese hatte Waffen gesammelt sowie weitere Terroranschläge auf fünf bis sechs Moscheen zum Zeitpunkt der Freitagsgebete und auf die Grünen-Politiker Robert Habeck und Anton Hofreiter geplant und die Zeit für gekommen gesehen, „die Antifa zu beseitigen“.
Immer wieder kommt ans Tageslicht, dass auch Polizisten und Bundeswehrangehörige in rechte Strukturen verwickelt sind und dass das staatliche V-Mann-System von der Unterstützenden-Szene der Rechtsterroristen zur Stärkung ihrer Netzwerke und zum Schutz vor Strafverfolgung genützt wird.
Wie lange wollen staatliche Stellen hier noch immer von „Einzeltätern“ sprechen?

29. März 2021: Was für eine historische Forschung und Gedenkkultur wollen und brauchen wir?
In der Berliner Zeitung online ist am 29. März 2021 und in der Printausgabe am 7. April 2021 ein Beitrag von Hanno Hauenstein „Von Schwulen und Nazis zwischen Opfermythos und historischer Präzision“ erschienen (siehe https://www.berliner-zeitung.de/…/von-schwulen-und…), der ein Streitgespräch zwischen Lutz van Dijk und Alexander Zinn wiedergibt. Dazu veröffentlichen wir im Folgenden ungekürzt einen Leserbrief, der am 12. April 2021 in der Berliner Zeitung leicht gekürzt veröffentlicht wurde:
Die historische Forschung hat jahrzehntelang sexuelle und geschlechtliche Minderheiten nicht als Opfer des NS- und Nachkriegsunrechts angemessen anerkannt und konkret erforscht. Sie hat sich stattdessen von patriarchalischen Vorurteilen gegenüber Homo-, Trans- und Intersexualität leiten lassen, die der NS-Staat zwar nicht erfunden, aber wesentlich verstärkt hat und die bis heute subtil weiterwirken. Leider trägt Zinn im Streitgespräch teilweise zur Bestärkung dieser Vorurteile bei:
Bezogen auf seine Leipziger Studie sagt Zinn, „dass ungefähr drei Viertel derjenigen, die im KZ mit einem rosa Winkel als Homosexuelle gekennzeichnet wurden, wegen Jugendverführung oder Kindesmissbrauch vorbestraft waren.“ Daraus können wir lernen, dass Rosa-Winkel-Häftlinge nicht per se gedenkwürdig sind und dass wir sehr genau hinschauen müssen. Vor dem Hintergrund, dass der NS-Staat homosexuelle Männer per se als „Kinderschänder“ stigmatisierte und bekämpfte, sehe ich das Hauptproblem bei Zinn darin, dass er mit dieser Aussage jegliche Differenzierung zwischen heute wie damals strafbaren Kindesmissbrauch einerseits und heute nicht strafbarer „Jugendverführung“ (im Grundsatz ist das Schutzalter heute 14 Jahre – unabhängig von der sexuellen Orientierung – bei wenigen Ausnahmen in Sonderfällen) andererseits vermissen lässt. Damit ersetzt Zinn eine von ihm kritisierte positive Verklärung in der Erinnerung an die homosexuellen NS-Opfer durch eine negative Verklärung, womit er seinem hohen Anspruch auf historische Präzision selbst nicht gerecht wird. Hingegen nennen wir in unserer, im Internet unter www.der-liebe-wegen.org veröffentlichten Studie zur heutigen Region Baden-Württemberg folgende Kriterien für die Anerkennung als homosexuelle NS-Opfer: „Insofern uns Informationen vorliegen oder noch zugänglich werden, wonach Personen auch Vergehen gemäß 174 Ziffer 1 (sexuelle Handlungen mit Minderjährigen unter Missbrauch von Abhängigkeitsverhältnissen), gemäß 175 a Ziffer 1 (Gewalt und Nötigung) und gemäß § 176 (sexuelle Handlungen mit Kindern) begangen haben, haben wir diese nicht in unsere Gedenkkarte aufgenommen bzw. werden wir diese herausnehmen.“ Letzteres war bei einer von 251 Personen der Fall.
Mit dem Hinweis, dass KZ-Einweisungen nicht primär oder gar nicht aufgrund weiblicher Homosexualität erfolgten, wird seit Jahrzehnten das durch die NS-Diktatur verursachte spezifische Leid lesbischer Frauen übersehen oder gar wie mit dem von Zinn selbst als polemisch überspitzt bezeichneten Vergleich der Situation von Raucherinnen mit der von lesbischen Frauen im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück bagatellisiert. Auch hier stimme ich van Dijk zu, der die historische Forschung und die Gedenkkultur dazu anregen möchte, das NS-spezifische Unrecht gegenüber lesbischen Frauen stärker als bislang in den Blick zu nehmen. Das ist in dem von van Dijk mit herausgegebenen Sammelband „Erinnern in Auschwitz – auch an sexuelle Minderheiten“ mit wertvollen neuen Forschungsergebnissen beispielhaft gelungen.
Mit der Erstarkung rechtspopulistischer Kräfte in Deutschland geht die Zunahme von Hass und Hetze in verschiedenen Internetforen einher. Homo- und Transsexualität ist nach wie vor ein wichtiger Fluchtgrund angesichts von Gewalt und Verfolgung in vielen Ländern. Daher ist Zinn entschieden zu widersprechen, wenn er die Aufgabe, auf eine bessere Gesellschaft hinzuwirken, nur bei der Gedenkarbeit und nicht auch bei der historischen Forschung sieht. Das von van Dijk vertretene Anliegen eines angemessenen Erinnerns an das Leid sexueller und geschlechtlicher Minderheiten während der NS-Diktatur im Deutschen Bundestag am Auschwitzgedenktag ist wichtiger denn je.

24. Januar 2021: Online-Veranstaltung „Erinnern in Auschwitz – auch an sexuelle Minderheiten“
„Jeder Mensch zählt!“ – entsprechend diesem Leitgedanken werden am 24. Januar 2021 um 16 Uhr, die Autorin Dr. Anna Hájková und der Herausgeber Dr. Lutz van Dijk das Buch „Erinnern in Auschwitz – auch an sexuelle Minderheiten“ bei einer Online-Veranstaltung vorstellen.
Bis heute gehören ausgrenzende Sexual- und Geschlechterrollen neben Antisemitismus und Rassismus zum Kern des faschistischen Weltbilds. Sie sind wesentlicher Bestandteil demokratiefeindlicher Aktivitäten und Propaganda rechtspopulistischer Kräfte, die uns nicht nur am Auschwitz-Gedenktag zum aktiven Entgegentreten herausfordern.
(Eine interessante Buchrezension kann hier im Gedenkstättenforum – Rundbrief gelesen werden: https://www.gedenkstaettenforum.de/…/news/buchrezension-1/
Die ebenso interessante Geschichte einer heute 92-Jährigen lesbischen Überlebenden des KZ Auschwitz, Margot Heumann, von Dr. Anna Hájková kann hier gelesen werden: https://www.tagesspiegel.de/…/eine…/26751656.html)