Seit Juli 2022 gibt es in Schwäbisch Gmünd die von den Kooperationspartnern Gmünder VHS, Stadtarchiv, Museum im Prediger und der Stabsstelle Chancengleichheit der Stadt Schwäbisch Gmünd ins Leben gerufene und von Arnd Kolb geleitete queere Geschichtswerkstatt „Einhorn sucht Regenbogen“. Auf ihrer Webseite schreiben sie zu ihrem Projekt:

„Queer – ein kurzes Wort und doch so viel mehr: Es geht um Vielfalt, sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität. Es geht aber auch um Achtung und Würde und am Ende vor allem um eins: Liebe. Mit einem offenen Blick auf die Diversität in unserer Stadt möchte das Projekt »Einhorn sucht Regenbogen« lokalen Entwicklungen nachspüren, verborgene Traditionen entdecken und das queere Leben in Gmünd in Geschichte und Gegenwart noch sichtbarer machen. (…) Dafür wurden Gespräche geführt und nach Unterlagen und Objekten gesucht und auch gefunden. Was dabei herauskam, ist spannend und aufschlussreich: Was war der Kreis der Freunde? Welches Schicksal hatte Irene S.? Wie lebt es sich mit nicht-binärer Geschlechtsidentität in Gmünd? Warum ist das Einhorn für manche mehr als ein Wappentier? Weshalb musste der »Parteigenosse« Ernst Haug ins Zuchthaus? Was ist eine Klappe? War der Stadtgarten eine Cruising Area? Und welche Rolle nahm der Bahnhof ein?

An diesen Fragestellungen wird die Vielfalt queerer Gmünder und ihre(r) Geschichte(n) deutlich, die derzeit auf der Webseite mit dreizehn Orten in Schwäbisch Gmünd verbunden sind. Zu Ernst Haug, auf den wir in unserer digitalen Gedenkkarte eingehen, hat uns Dr. Niklas Konzen vom Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd Folgendes geschrieben:

„Die Artikel auf der-liebe-wegen.org waren für uns ein sehr wertvoller Ansatzpunkt und Anstoß für weitere Recherchen zu Gmünder Biographien, insbesondere im von Ihnen bearbeiteten Fall Ernst Haug, zu dem wir eine Fülle weiterer Dokumente erschließen und einen Kontakt zu seiner Tochter herstellen konnten, die uns bereitwillig als Zeitzeugin Auskunft gegeben hat. (…) Die Informationen auf der-liebe-wegen.org waren für uns sehr hilfreich und wir werden in Zukunft sicherlich auch weiteren Fällen mit Lokalbezug nachgehen.“

Wir veröffentlichen an dieser Stelle den Beitrag „Von der Wehrmacht ins Emsland-KZ: Wie §175 einen schwulen Gmünder aus der Konformität ins Elend riss“ von Dr. Niklas Konzen sowie das Video zum Gmünder Projekt „Rainbow Refugees“, für das Joschi Moser und die Rainbow Refugees beim Projekt Vielfalt 2023 ausgezeichnet wurden.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Joschi Moser und die Rainbow Refugees wurden beim Projekt Vielfalt 2023 ausgezeichnet.

Wir empfehlen insbesondere auch die Beiträge „Auf dem falschen Klo“ von Sera Panos zum Leben nichtbinärer Gmünder, Ich bin nicht anders – ich bin ich. Trans in Schwäbisch Gmünd“ sowie den traurigen Artikel „Vor Eilzug geworfen“ – Das Schicksal der Irene S.“. In der Einleitung zu diesem berührenden Beitrag heißt es:

„Kann man in Deutschland offen queer leben? Man kann! Allerdings ist die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in Deutschland keine Selbstverständlichkeit. Es gibt in der Gesellschaft nach wie vor Ausgrenzung, Diskriminierungen, Hass und Gewalt. Was macht das mit den Betroffenen? Die Folgen sind dramatisch. LSBTTIQ* Menschen haben eine dreimal höhere Wahrscheinlichkeit, an Depressionen zu erkranken. Und laut internationalen Studien sind die Suizidraten bei queeren Jugendlichen signifikant höher (…). Die Statistiken sprechen eine eindeutige Sprache. Sie haben jedoch keine Aussagekraft über das Vergangene. Über die unzähligen Schicksale, wie das von Irene S.“

Als Teilnehmende der Geschichtswerkstatt werden auf der Webseite genannt (Stand: 21. Oktober 2023): Arnd Kolb, Projektleitung, Jenny Adami, Brigitte Häussermann, Sarah Heller, Jana Königsmann, Joschi Moser und Peter Palm.

Ralf Bogen, 22. Oktober 2023