August 2023: 3657 EURO – stolzes Ergebnis der Spenden- und Solidaritätskampagne für 6RANG, der „queeren Stimme des Irans“
Austausch über Unterdrückung von LGBT*-Personen in unserer Region während der NS- und Nachkriegs-Zeit sowie in Ländern wie dem Iran heute mit der iranischen LGBT*-Aktivistin Shadi Amin im Hotel Silber, dem ehemaligen Sitz der Gestapo am 29. Juli 2023 (siehe auch: betterplace.org/p120934).
Zum Abschluss der Spenden- und Solidaritätskampagne für 6Rang erklären das Projekt „Der-Liebe-wegen“ und just human:
Shadi Amin, auf der CSD-Kundgebung von Stuttgart Pride am 29. Juli 2023
Wir vom Projekt „Der-Liebe-wegen“ und von just human freuen uns, dass bei unserer Spenden- und Solidaritätskampagne für 6Rang insgesamt 3657 Euro zusammen gekommen sind. Mit dieser Spende unterstützen wir die Arbeit des iranischen Netzwerks, die für das Motto steht: „Stoppt Hinrichtungen und jegliche Gewalt gegen LGBT*! Frau, Leben, Freiheit, einschließlich der Freiheit der LGBT*-Regenbogen-Community!“ Die Kampagne hatten wir am Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie, dem 17. Mai 2023, gestartet und schließen sie nun nach der Stuttgarter Pride CSD-Demonstration ab. Wir danken allen Spendenden und Unterstützenden, die zu diesem Erfolg beigetragen haben!
Höhepunkt unserer Kampagne war die Rede der Leiterin von 6Rang, Shadi Amin, auf der CSD-Kundgebung von Stuttgart Pride am 29. Juli 2023. Sie erinnerte daran, dass lesbische, schwule, bisexuelle und trans Personen im Iran jeden Tag ihr Leben riskieren. Sie machte deutlich, dass die iranische LGBTI*-Community eine klare und transparente Position der Bundesregierung fordert, „wenn es um (…) Verhaftung, Folter und Hinrichtungsurteile gegen LGBTI+-Personen im Iran geht.“ Als Deutsche würden wir diese Art der Unterdrückung aus der NS-Zeit kennen. So verwies sie auf das Hotel Silber, die ehemalige Zentrale der regonalen Gestapo, welches sie am Vormittag besucht hatte, um sich dort über Verfolgung von LGBTI*-Personen in Vergangenheit und heute auszutauschen. In ihrer Rede appellierte sie auch im Bezug auf Deutschland: „Ohne unser (…) solidarisches Handeln sind unsere Chancen sehr gering. Wir sind nicht umsonst so weit gekommen; diese Errungenschaften sind nicht selbstverständlich. Wir müssen jeden Tag dafür kämpfen, um diese Rechte zu behalten und auszuweiten.“
Bei mehreren Veranstaltungen zur Kampagne wurde deutlich, dass die Jahrhunderte alten Vorurteile über eine angebliche Widernatürlichkeit gleichgeschlechtlicher Liebe und Sexualität sowie die angebliche Minderwertigkeit von Frauen, von inter- und transsexuellen Menschen weltweit millionenfaches Leid verursacht haben, egal ob wir in jüdisch, christlich oder moslemisch geprägten Gesellschaften aufgewachsen sind. Dazu beizutragen, dieses Leid endlich zu überwinden, war und ist eine wichtige Motivation für unser Arbeit vom Projekt „Der-Liebe-wegen“ (www.der-liebe-wegen.org) als auch von just human (www.just-human.de). Spenden für 6Rang können auch nach der Kampagne weiterhin auf das Konto von just human geleistet werden (Spendenkonto: DE89 3702 0500 0007 7692 00, bitte Spende mit Stichwort 6Rang versehen).
Projekt „Der-Liebe-wegen“ (www.der-liebe-wegen.org) und just human (www.just-human.de)
Führung „Schweigen zur Verfolgung von LGBT*: NICHT MIT UNS“ und Austausch im Hotel Silber über die Unterdrückung von LGBT*-Menschen während der NS- und Nachkriegszeit in Deutschland sowie heute in Ländern wie dem Iran am 29. Juli 2023 (Foto v. l. n. r.: Friedemann Rincke vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Shadi Amin von 6Rang und Ralf Bogen vom Projekt „Der-Liebe-wegen“)
Beteiligung an der Stuttgart Pride CSD-Demonstration von unserer Solidaritätskampage
Rede von Shadi Amin, Sprecherin von 6Rang, auf der CSD-Kundgebung von Stuttgart Pride am 29. Juli 2023:
Happy pride!
Ich bin Shadi Amin und komme aus dem Iran, wo gleichgeschlechtliche Beziehungen mit Strafen von Peitschenhieben bis zur Todesstrafe geahndet werden. LGBTI-Personen werden diskriminiert und marginalisiert. Doch heute bin ich stolz darauf, dass ich aus einem Land komme, in dem es in den letzten 10 Monaten gelungen ist, die Aufmerksamkeit und Empathie der ganzen Welt durch die Parole „Frau, Leben, Freiheit“ (Jen, Jiyan, Azadi) auf sich zu ziehen.
Ja, wir haben das Bild von Frauen und LGBT-Personen, die unter religiösen Diktaturen leben, grundlegend verändert und haben eine kämpferische und aktive Rolle als Opfer dieses homophoben und sexistisch-kapitalistischen Regimes übernommen. Mehr als 500 Menschen wurden ermordet, darunter 73 Kinder, und mehr als 22.000 Personen wurden verhaftet. Sie als Deutsche kennen diese Art der Unterdrückung; wir waren in Hotel Silber (Zentrale der Gestapo)ja, das sind die gleichen politischen Situation wie in den dreißiger Jahren und Jahrzehnten danach in Deutschland.
Aber das allein reicht nicht aus, damit die Welt die Gefahr des politischen Islams erkennt und sich aktiv für die Demokratie im Iran einsetzt. Leider ist diese Revolution noch nicht zum Ziel gelangt. Wir als LGBT+-Community haben es geschafft, unsere Forderungen in den Diskurs dieser Revolution einzubringen. Die lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans Personen im Iran riskieren jeden Tag ihr Leben, um eine Veränderung im Land herbeizuführen. Dieses mutige und hoffnungsvolle politische Engagement ist etwas, was wir nicht nur im Iran, sondern überall auf der Welt brauchen, um fundamentalistische, rassistische und rechtsradikale Kräfte bekämpfen zu können.
Wir sind heute hier, um unseren Willen für den Aufbau einer fortschrittlichen LGBT+-orientierten Politik zu äußern. Ohne unser Zusammenkommen und solidarisches Handeln sind unsere Chancen sehr gering. Wir sind nicht umsonst so weit gekommen; diese Errungenschaften sind nicht selbstverständlich. Wir müssen jeden Tag dafür kämpfen, um diese Rechte zu behalten und auszuweiten.
Unsere Gegner warten nicht, sie organisieren sich und handeln. Wir können und müssen gezielt aktiv werden. Wir dürfen keine Zeit verlieren.
Die iranische LGBTI-Community fordert eine klare und transparente Position der Bundesregierung gegenüber der Islamischen Republik, wenn es um Hasskampagnen, Diskriminierung, Verfolgung, Verhaftung, Folter und Hinrichtungsurteile gegen LGBT+-Personen im Iran geht.
Heute und jetzt denken wir an alle Opfer unseres Kampfes, die ermordeten Jugendlichen auf den Straßen des Irans, unsere Freunde in Polen, Saudi Arabia, Afghanistan, Russland, Uganda und überall auf der Welt.
Hoch die internationale Solidarität! Frau – Leben – Freiheit! Jen Jiyan Azadi!