Unser Projekt „Der-Liebe-wegen.org“ gratuliert Thomas Jansky (25), Betina Starzmann (34), Sina Will (31), Lars Lindauer (38) und Alexander Prinz (26, siehe Foto von l. n. r.) zu ihrer Wahl zum Vorstand der IG CSD Stuttgart e.V. auf der 31. ordentlichen Mitgliederversammlung am 17. November 2024 in der Weissenburg. Die langjährigen Vorstände Detlef Raasch und Marco Schreier sind aus ihrem Amt verabschiedet worden.

„Ich freue mich, gemeinsam mit meinen Vorstandskolleg*innen die Stuttgart PRIDE weiterzuentwickeln. Wir stehen vor großen Herausforderungen. Die Rechten wollen die LGBTQIA*- Community unsichtbar machen – wir kämpfen dafür, dass wir so sichtbar bleiben, wie wir sind!“, so wird Lars Lindauer auf der Webseite von Stuttgart Pride zitiert. Weiter heißt es hier: „Es gehe dem neuen Vorstandsteam künftig vor allem darum, in der Stuttgarter Community wieder mehr Kräfte zu bündeln, um eine größtmögliche Wirksamkeit in unserer queer-politischen Arbeit zu erreichen, so Betina Starzmann. ‚Wir sind jetzt ein fast komplett neues und junges Vorstandsteam. Viele Stellen im Team müssen durch den Weggang langjähriger Orgateam- Mitglieder neu besetzt werden. (…) Deshalb bitten wir die Mitglieder und auch die Stuttgarter Community um ihr Vertrauen und ihre Unterstützung‘, sagte Starzmann.“

In auf der Mitgliederversammlung verabschiedeten Anträgen wurde betont, dass die Erinnerung an die NS-Verbrechen für alle LSBTIQA+-Vereine, also auch für die IG CSD, angesichts der aktuellen Rechtsentwicklung und Erstarkung von rechtspopulistischen bis neofaschistischen Kräften wichtiger denn je ist, wir uns nicht auseinanderdividieren lassen dürfen und die IG CSD sich für die „Ehrenbürgerschaft für Fritz Bauer“ einsetzt. Wir dokumentieren im Folgenden Auszüge aus zwei der verabschiedeten Anträge, die in direkten Zusammenhang mit der Erinnerungsarbeit vom Projekt „Der-Liebe-wegen.org“ stehen.

Der IG CSD Stuttgart e.V. unterstützt die Unterschriftenaktion „Ehrenbürgerschaft für Fritz Bauer!“

Der IG CSD Stuttgart e.V. unterstützt die Unterschriftenaktion „Ehrenbürgerschaft für Fritz Bauer“ an die Stadt Stuttgart, indem er über seine Medienkanäle und auf Veranstaltungen für diese wirbt und Fritz Bauer auch als einen Vorkämpfer gegen den Schandparagraphen 175 sichtbar macht und würdigt.

Begründung und Hintergrundinformationen:
Fritz Bauer hat als Generalstaatsanwalt und Initiator der sogenannten Frankfurter Ausschwitzprozesse einen unermüdlichen Kampf um die juristische Ahndung des nationalsozialistischen Unrechts geführt. Dabei ist vielfach immer noch nicht bekannt, dass Bauer einer der ersten in der Bundesrepublik war, der gegen die Bestrafung einvernehmlicher sexueller Handlungen von erwachsenen Männern in den 50er Jahren seine Stimme erhoben hat. Er gab 1963 beispielsweise den Sammelband „Sexualität und Verbrechen“ mit heraus, der als Taschenbuch auf breite Resonanz stieß. Bereits 1952 hatte er in seiner Eigenschaft als Generalstaatsanwalt den Versuch gewagt, durch das Bundesverfassungsgericht die Verfassungsmäßigkeit des §175 StGB prüfen zu lassen. In den 50er Jahren als hoher Staatsbeamter für die Abschaffung des §175 einzutreten, war ein mutiger Tabubruch, den nicht nur LSBTIQA+-Vereine würdigen sollten.
Die VVN – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Landesvereinigung Baden-Württemberg e.V. Kreisvereinigung Stuttgart hat eine Unterschriftenaktion „Ehrenbürgerschaft für Fritz Bauer“ an die Stadt Stuttgart gestartet, deren Text wie folgt lautet: „Wir fordern die Ehrenbürgerschaft für den 1903 in Stuttgart geborenen Juristen des Friedens und der Menschlichkeit Fritz Bauer. 1933 wurde dieser im Zusammenhang mit Planungen zu einem Generalstreik gegen die Machtübertragung an die Hitlerfaschisten verhaftet und acht Monate im KZ Heuberg inhaftiert. 1956 wurde er hessischer Generalstaatsanwalt. Fritz Bauer schrieb 1955: „Ich wollte ein Jurist sein, der dem Gesetz und Recht der Menschlichkeit und dem Frieden nicht nur Lippendienst leistet.“ Es ist heute wichtiger denn je, Antifaschismus und den Einsatz für den Frieden nicht nur als Lippenbekenntnis zu begreifen. Dem Antifaschisten Fritz Bauer die Stuttgarter Ehrenbürgerschaft zukommen zu lassen, halten wir daher für unerlässlich.“[3]


[1] Weitere Informationen werden beispielsweise im Newsletter vom Projekt „Der-Liebe-wegen.org“ veröffentlicht. Anmeldung zum Newsletter unter: https://der-liebe-wegen.org/newsletter-anmeldung/

[2] Weitere Informationen zur Geschichte der NS-Kriminalpolizeileitstelle Stuttgart: https://der-liebe-wegen.org/geplante-monographie-und-ausstellung-zur-geschichte-der-buechsenschmiere-der-ns-kripoleitstelle-stuttgart-und-das-anliegen-der-neugestaltung-der-dazugehoerenden-gedenktafel/ sowie https://der-liebe-wegen.org/gedenktafel-im-hospitalviertel-zum-ns-terror-der-kripoleitstelle-stuttgart-erinnert-nun-auch-an-angehoerige-sexueller-minderheiten/

[3] Weitere Informationen zu Fritz Bauer: https://der-liebe-wegen.org/zum-morgigen-internationalen-tag-gegen-homo-bi-inter-trans-asexuellenfeindlichkeit-idahobita-2024/ sowie https://der-liebe-wegen.org/120-jahre-fritz-bauer-antifaschist-streitbarer-demokrat-und-mutiger-vorkaempfer-gegen-das-%c2%a7175-unrecht/