Von „Der-Liebe-wegen“ hatten wir uns an der internationalen Kampagne zur Freilassung der LGBT*-Aktivistin Sareh beteiligt, die von einem Todesurteil im Iran bedroht war (siehe „Ausnahmsweise gute Nachrichten aus dem Iran“ sowie „Frauen – Leben – Freiheit: Rettet das Leben von Sareh und Elha“). Erfreuliche Nachrichten von 6Rang, die queeren Stimme des Irans, haben wir heute am 5. Dezember 2023 erhalten, die wir gerne veröffentlichen:

Die iranische LGBT+-Aktivistin Sareh (Zahra Sedighi Hamedani), die nach der Aufhebung ihres Todesurteils gegen eine hohe Kaution aus dem Gefängnis entlassen wurde, ist heute wohlbehalten in einem sicheren Land angekommen.

Sie dankt allen LGBT+-Aktivisten, die sie auf diesem schwierigen Weg in die Freiheit begleitet haben. Sie gratuliert der LGBT+-Community, den Aktivisten und der globalen Community, die die #FreeSareh-Kampagne unterstützt haben.

Zahra Sedighi Hamedani, 31, auch bekannt als Sareh, wurde im November 2021 vom Korps der iranischen Revolutionsgarden an der Grenze zu Urmia im Nordwesten des Iran festgenommen. Sie hatte sich in den sozialen Medien öffentlich für ihre sexuelle Identität eingesetzt. Sie wurde an den leitenden Ermittler der Abteilung 6 des Staats- und Revolutionsgerichts Urmia verwiesen, wo ihr schwere Vorwürfe der „Korruption auf der Erde“ vorgeworfen wurden, darunter „Förderung von Homosexualität“, „Kommunikation mit antiislamischen Netzwerken“ und „ Förderung des Christentums.“

Nach einer umfangreichen Kampagne von 6rang und mit Unterstützung der iranischen und globalen LGBT+-Gemeinschaft sowie der internationalen Gemeinschaft, darunter Politiker und Künstler, wurde das Todesurteil gegen Sareh aufgehoben und sie gegen Kaution freigelassen.

Sarehs Freiheit und Sicherheit sind ein bedeutender Sieg für die LGBT+-Bewegung im Iran. Dieser Sieg zeigt, dass wir uns niemals unmenschlichen Urteilen beugen und alle Anstrengungen unternehmen sollten, um der Verletzung unserer Rechte zu widerstehen. Unsere Stimme auf globaler Ebene laut zu erheben und internationale Menschenrechtsmechanismen zu nutzen, kann von Vorteil sein, um Druck auf die Islamische Republik auszuüben, ihre Verbrechen einzustellen.

Wir sind stolz darauf, dass alle Bemühungen der iranischen LGBT+-Gemeinschaft zusammen mit der Weltgemeinschaft das Ziel erreicht haben und Sareh nun mit ihren Kindern in einem freien und demokratischen Land leben kann.

6Rang, die queeren Stimme des Irans „fühlt sich von Euch wahrgenommen und das gibt uns Kraft“

Zu unserer Solidaritäts- und Spendenkampagne mit 6Rang (siehe hierzu unsere Erklärung „STOLZES ERGEBNIS DER SPENDEN- UND SOLIDARITÄTSKAMPAGNE FÜR 6RANG, DER „QUEEREN STIMME DES IRANS„, siehe betterplace) haben wir Post von 6Rang, der queeren Stimme des Irans, erhalten, die wir hier gerne veröffentlichen. Zu oben dargestellten Foto schreibt uns Shadi Amin, die Sprecherin von 6Rang:
„Im Auftrag von 6Rang, bedanke ich mich ganz herzlich bei „Just Human“ und Der Liebe Wegen für ihre solidarischen Aktionen. Wir haben gesehen wie Ihr Euch in Kälte und Hitze auf den Straßen verschiedener Städte engagiert und Eure Solidaritätkampagne mit iranischen LGBT+-Menschen durchgeführt habt.
Wir, Mitglieder von 6Rang, haben eure Spende für die LGBTI-Personen, die in Not waren und leider zum Teil noch sind, eingesetzt. Wir sagen danke bei allen Beteiligten und Spender:innen. 6Rang fühlt sich von Euch wahrgenommen und das gibt uns Kraft. Vielen Dank!

Herzliche Grüße, Shadi Amin“

Einem Jahr nach Mahsa Aminis Tod, in dem über 500 Menschen bei Demonstrationen von der Diktatur getötet wurden, hat die Protest- und Widerstandsbewegung neue Aktionsformen ausgewählt wie zum Beispiel den massenhaften Boykott der Moscheen, in denen Staatspropaganda verkündet wird. Wie isoliert diese Diktatur ist, zeigt, dass nach einem Bericht der iranischen Zeitung «Enthehab» mehr als zwei Drittel aller „Gotteshäuser“ geschlossen seien (siehe den Beitrag: „Leere Moscheen im Gotteststaat: Die nicht mehr ganz so Islamische Republik Iran)„.

Wie 6Rang und ihre Sprecherin Shadi Amin sich weiter für die LGBT*-Rechte im Iran einsetzen, dass wird auch im November-Newsletter von 6Rang deutlich, den wir hier in zwei kurzen Auszügen veröffentlichen:

Die Vereinten Nationen fordern Iran auf,
die Todesstrafe für gleichgeschlechtliches Verhalten aufzuheben
Der UN-Menschenrechtsausschuss empfahl der Islamischen Republik Iran in seinen Überlegungen zum vierten periodischen Bericht über die Islamische Republik Iran im Oktober nachdrücklich, einvernehmliche gleichgeschlechtliche Beziehungen zwischen Erwachsenen zu entkriminalisieren und sicherzustellen, dass auf solche Beziehungen nicht die Todesstrafe verhängt wird. Das Gremium, das die Umsetzung des Pakts (…) überwacht, kam zu dem Schluss, dass die Mitglieder der LGBTQI+-Gemeinschaft allein aufgrund ihrer tatsächlichen oder vermeintlichen sexuellen Orientierung oder ihrer einvernehmlichen sexuellen Aktivitäten inhaftiert und misshandelt werden (…). Vor dieser Überprüfung hat 6Rang einen Bericht über staatlich geförderte Diskriminierung und Gewalt aufgrund sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität und -ausdrucks sowie einen weiteren Bericht über die geschlechtsspezifische Verfolgung von LGBTQI+-Demonstranten vorgelegt (…).
Internationale Gemeinschaft wird auf anhaltende Verletzungen der LGBTQI+-Rechte im Iran aufmerksam gemacht
Shadi Amin, Direktorin des 6rang-Netzwerks, hielt am 13. September eine Rede vor dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen und wies auf staatliche Gewalt und Rechtsverletzungen gegen Frauen, Mädchen und die LGBTQI+-Gemeinschaft im Iran hin. Amin betonte das Fehlen von Gerechtigkeit für die Opfer des Jina Mahsa Amini-Aufstands und forderte internationale Institutionen auf, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Obwohl der Bericht in einem begrenzten Zeitrahmen erstellt wurde, enthielt er wichtige Einblicke in die Lage der Menschenrechte im Iran, die Amin in einer 90 Sekunden langen Präsentation auf der Generalversammlung des Rates in Genf hervorhob. (Sehen Sie sich hier das vollständige Video an)